Notunterkünfte in Hilden Stadt zeigt hergerichtete Bundeshäuser

Hilden · Anwohner schauten sich die kargen Räume an, in die nun Flüchtlinge einziehen. Die Kritik ist nicht verstummt.

 Michaela Neisser informierte und stand für Fragen zur Verfügung.

Michaela Neisser informierte und stand für Fragen zur Verfügung.

Foto: Köhlen

Das Musikantenviertel wird ab heute um fünf Familien bereichert. In den Bundeshäusern am Brahmsweg und an der Silcherstraße, die als Notunterkünfte für Flüchtlinge designiert wurden, durften sich am Samstag Bürger in den dürftig sanierten und spärlich möblierten Zimmern umschauen. Die Resonanz war groß, der Zuspruch verhalten. Ein mittelgroßer Raum mit weißen Wänden und hellem Laminatboden: Darin stehen Hochbetten für insgesamt vier Personen, in der Mitte des Raumes steht ein quadratischer Tisch mit vier Stühlen. "Immerhin werden sie einen tollen Ausblick in den großen Garten haben", entfährt es einer Dame, die sich gerade ein Zimmer im Erdgeschoss der Doppelhaushälfte an der Silcherstraße 8 anschaut. Schön findet es die 76-jährige Nachbarin nicht, doch sie befürchtet: "Darauf könnten schon viele neidisch werden."

Der Beschluss der Stadt, die seit Jahren leerstehenden Bundeshäuser als Notunterkünfte auszustatten, hatte bei Bürgern für viel Unmut gesorgt. Entsprechend groß war am Samstag die Anzahl der Besucher, als die Stadt zum Tag der offenen Tür einlud. Junge Familien hatten sich hier vor wenigen Jahren den Traum eines Eigenheims erfüllt und mit viel Aufwand die ehemaligen Soldatenhäuser aus den 50er Jahren hergerichtet. Dass nun in ihrer Nachbarschaft Notunterkünfte entstehen, sahen viele kritisch. "Ich hätte es besser gefunden, wenn alle Häuser auf dem freien Immobilienmarkt angeboten worden wären und Familien einziehen, die vorhaben, ihr Leben hier zu verbringen", sagte eine 52-jährige Nachbarin. "Käufer wären genug da gewesen. Und mit dem Geld hätte die Stadt ja auch eine neue Unterkunft bauen können", fügte ihr Ehemann hinzu. Allerdings befinden sich diese Häuser nicht im städtischen Besitz, sondern sie gehören der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Darüber hinaus fehlt es der Stadt an Bauland.

Dass es Interessenten für die Immobilien gegeben hätte, konnte Flüchtlingsbeauftragte Michaela Neisser, die für zahlreiche Fragen zur Verfügung stand, nicht bestätigen. Doch Nachbarin Sandra Peters widersprach: "Das stimmt nicht. Ich warte immer noch auf eine Antwort." Sie hatte sich als Käuferin für das Haus an der Silcherstraße bei der Bima beworben und außer einem Platz auf der Warteliste keine weiteren Informationen erhalten. Peters kritisierte die Vorgehensweise: "Ich verstehe das Problem der Integration und dass die Flüchtlinge auch irgendwo untergebracht werden müssen, aber warum wird solch ein Wohnraum in dieser Gegend nicht für Familien bereitgestellt, die sich die Kosten leisten könnten?"

Was den Nachbarn die größten Sorgen bereitet, ist die Ungewissheit, wer für wie lange in die Häuser einziehen wird. Außerdem rechnen sie mit erhöhter Lärmbelästigung: Die Häuser seien sehr hellhörig. Daran wird auch die neue Dämmung nicht viel ändern. Sonst wäre im Haus Silcherstraße 8 der Raum, der sich die Wand mit dem Nachbarhaus teilt, nicht explizit zum Hausmeister- und Sozialarbeiterraum erklärt worden.

(seg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort