Corona-Krise Stadt streicht Ferienangebote für Kinder

Abenteuersommer und Baukastenferien finden wegen Corona nicht statt. Ob und in welchem Umfang eine Betreuung oder eine Notbetreuung im Rahmen des Offenen Ganztags möglich ist, hängt von den Verordnungen des Landes ab, hieß es.

 Im Jahr 2017 hieß es beim Abenteuersommer: „Tatort Märchenwald“. Anna und Anna-Sophie waren damals dabei.

Im Jahr 2017 hieß es beim Abenteuersommer: „Tatort Märchenwald“. Anna und Anna-Sophie waren damals dabei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wie die Kinderbetreuung in den Sommerferien aussieht, steht noch in den Sternen. In Hilden werden zwei Highlights jedenfalls nicht stattfinden: Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, streicht sie angesichts der Corona-Krise den Abenteuersommer und die Baukastenferien. „Beide Aktionen bringen Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet auf engem Raum zusammen“, erklärt Jugenddezernent Sönke Eichner. „Bei nur einer infizierten Person würde sich das Virus rasant verbreiten.“

In der dazugehörigen Mitteilung heißt es weiter: „Ob und in welchem Umfang in den Sommerferien eine (Not-)Betreuung im Rahmen des Offenen Ganztags möglich ist, hängt von den zukünftigen Verordnungen des Landes NRW ab.“ Wackelt jetzt grundsätzlich die Betreuung der Kita- und Schulkinder in den Sommerferien? Das würde viele Familien in unlösbare Probleme stürzen. „Unabhängig von den Ferienfreizeitangeboten bin ich davon überzeugt, dass eine Betreuung – insbesondere von Kindern berufstätiger Eltern – absolut notwendig ist. Diese müssen wir in irgendeiner Form gewährleisten“, erklärt Sönke Eichner. „Welche Wege uns dafür offen stehen und wie die Umsetzung konkret aussehen wird, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen.“

Viele Eltern haben ihre Kinder beim Abenteuersommer oder bei den Baukastenferien angemeldet, um ihnen eine spannende Alternative zur Ferienbetreuung in der OGS zu bieten. Sie sind nun enttäuscht, dass die Aktionen beispielsweise auf dem Abenteuerspielplatz nicht stattfinden. „Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, erklärt Sönke Eichner. „Die aktuelle Situation verlangt derzeit viel, im Grunde zu viel, von den Eltern. Den Balanceakt zwischen Kinderbetreuung und Berufstätigkeit zu meistern, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.“ Allerdings seien Kinder- und Jugendeinrichtungen aktuell per Landes-Erlass geschlossen. Für die Schulen bestehe ein Betretungsverbot. „Auf Basis dieser Rechtslage können wir keine verbindlichen Angebote planen geschweige denn guten Gewissens Anmeldungen annehmen. Dann müssten die Familien auch verlässlich mit diesen Angeboten planen können, und das können wir – Stand heute – einfach nicht garantieren“, so Eichner.

Auf neue Entwicklungen bereitet sich die Stadt aber vor. „Es gab und gibt Überlegungen, wie Ferienfreizeitangebote auch unter strengen hygienischen Auflagen durchgeführt werden könnten. Sollte sich die Erlasslage ändern, werden wir auf jeden Fall versuchen, ein entsprechendes Angebot zu machen“, berichtet Eichner. „Sollte das Land beispielsweise Zugangsregelungen und Mindestabstand wie beim Einzelhandel vorgeben, müssten wir die Teilnehmerzahl in Abhängigkeit von der Einrichtungsgröße reduzieren. Ein Versprechen, dass es in diesem Jahr Freizeitaktionen geben wird, kann ich aber nicht geben.“

Warum ist die Ferienbetreuung von Kindern so wichtig? In Hilden gibt es allein 3547 Familien mit mindestens einem Kind unter elf Jahren. Das geht aus dem Tabellenband zum neuen Familienbericht 2019 hervor. In 57 Prozent dieser 3547 Familien sind beide Elternteile berufstätig (zumindest in Teilzeit). Das sind 13 Prozent mehr als noch 2009. Sie sind ganz besonders auf eine Ferienbetreuung ihrer Kinder angewiesen. 23 Prozent geben an, dass bei ihnen das Geld für einen Familien-Urlaub nicht reicht – auch nicht für Kulturveranstaltungen (17 Prozent) oder Hausaufgabenhilfe (16 Prozent).

In Hilden gibt es etwa 350 Alleinerziehende mit mindestens einem Kind unter elf Jahren. Sieben von zehn sind voll berufstätig oder zeitweise beschäftigt. 66 Prozent der Alleinerziehenden geben an, dass sie so wenig verdienen, dass sie kein Geld für Urlaubsreisen haben.

Rückblick: 2015 fanden nur noch zwei statt drei Abenteuersommer-Aktionen statt. Ersparnis für die Stadt: 10.000 Euro. 2016 sollte die Aktion in den ersten zwei Sommerferienwochen im Hildener Südenausfallen. Zu wenige Kinder hatten sich dafür angemeldet. Die Stadt, die wegen Millionenlöchern im Haushalt eisern sparen muss, sagte daraufhin ab. „Der Abenteuersommer ist für die Schüler der Wilhelm-Busch-Schule eine feste Größe“, erklärte Schulleiterin Tina Ritterbecks. Der Förderverein der Grundschule sprang ein und sagte großzügige materielle und finanzielle Unterstützung zu. Die Aktion konnte stattfinden.

„Früher haben 360 Kinder am Abenteuersommer teilgenommen, zuletzt gab es nur noch 80 Anmeldungen“, erklärte 2018 Ulrich Brakemeier, einer der beiden Leiter des Amts für Schule, Jugend und Sport.  Die Stadt habe reagiert und ihre Ferienmaßnahmen angepasst. Statt auf konkurrierende Angebote werde auf Kooperation gesetzt. Die Betreuung der Grundschulkinder während der schulfreien Zeit fand ab den Sommerferien 2018 in den Offenen Ganztagsschulen (OGS) statt.

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