Hilden Stadt Hilden kickt gegen Flüchtlinge - 4:4

Hilden · Beim Spiel ging es nicht nur um Tore, sondern auch um Respekt. Sport gehört zu den Angeboten für Asylbewerber.

 Stürmer-Star Michael Wilms vom Jugendamt, bedrängt von zwei Abwehrspielern der "Blauen". Wilms - mit der Rückennummer 16 - machte dennoch das 1:0 für die Stadt.

Stürmer-Star Michael Wilms vom Jugendamt, bedrängt von zwei Abwehrspielern der "Blauen". Wilms - mit der Rückennummer 16 - machte dennoch das 1:0 für die Stadt.

Foto: Olaf Staschik

Die Idee kam aus dem Sozialamt, und alle machten mit: Gestern Nachmittag spielte eine Mannschaft aus Vertretern der Stadt gegen eine Elf aus Asylbewerbern Fußball. Richtig müsste es heißen: Die Stadt-Elf kickte nicht gegen, sondern mit den Flüchtlingen - denn das war schließlich das Ziel: Gemeinsam Spaß haben, den jungen Männern aus insgesamt zehn Ländern zeigen, dass man sie respektiert. Alle trugen Trikots, und ausgetragen wurde das Spiel auf dem "richtigen" Kunstrasenplatz an der Schützenstraße mit einer ganzen Reihe Zaungäste, auch aber nicht nur aus der Verwaltung.

Erster Eindruck: Die Asylbewerber in Blau sind jünger, beweglicher und schlanker als die Männer in Rot. Die haben jedoch einen klaren Vorteil. Sie verstehen sich, da alle Deutsch sprechen. Das gilt für die Blauen nicht, sie müssen sich größtenteils auf ihre Körpersprache verlassen, denn sprachlich verstehen sich nur wenige. Sie kommen aus Eritrea, dem Iran, aus der Mongolei und vom Balkan - und gehören zu den insgesamt 210 Asylbewerbern, die zurzeit in Hilden untergebracht sind. Sie wohnen in dezentralen Unterkünften - ihre Aufenthaltsdauer ist unterschiedlich. Die Anerkennungsquote liegt weiterhin bei nur zwei Prozent. Wer nicht aus einem anerkannten Kriegsgebiet wie Syrien kommt und damit schnell zu dem Status "Flüchtling", dem stehen oft Monate des Wartens bevor. "Wer dann gegen seine Ausweisung klagt, ist oft bis zu fünf Jahre hier", sagt Michaela Neisser von der Abteilung für besondere Dienste, "und muss dann zurück." Dieses Verfahren dauere quälend lange, befindet die Sachgebietsleiterin, deren Abteilung für die Betreuung der Asylsuchenden zuständig ist. Innerhalb dieser Betreuung bietet Hilden auch den Sport unter professioneller Betreuung an - und hat es mit diesem Angebot deutschlandweit in die Schlagzeilen geschafft. Denn neben Fußball und Joggen gibt es auch die Möglichkeit zum Boxen. Gerade das hatte auch für Empörung gesorgt: Ob es denn unbedingt Boxen sein müsse? Inzwischen geht das Fußballspiel weiter, es steht 2:0 für die Stadt, das erste Tor hat Michael Wilms vom Jugendamt gemacht, den zweiten Treffer hat Raphael vom Bauhof versenkt (so nennen die Zaungäste ihn, einen Nachnamen hat er sicher auch). Am Ende steht es 4:4, Fouls hat es nicht gegeben und Harald Noubours vom Team Bürgermeister hatte zur Halbzeit zu schwarz gesehen, als er sagte: "Die brechen jetzt ein." Tobias Wobisch, der Ideengeber, findet alles gelungen: "Toll, dass wir dieses Spiel wieder aufgelegt haben". Das bisher letzte dieser Art war 2005.

(RP)
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