Hilden Stadt bedankt sich bei Pflege-Eltern

Hilden · 40 Erwachsene und 25 Kinder und Jugendliche trafen sich zu einem gemeinsamen Frühstück im Area 51.

 Liebe, Geborgenheit, Verständnis: All das sollten Pflegekinder in ihren 2neuen" Familien finden.

Liebe, Geborgenheit, Verständnis: All das sollten Pflegekinder in ihren 2neuen" Familien finden.

Foto: dpa Detlef Ilgner/dpa, Detlef Ilgner

Sie geben den Kindern ein neues Zuhause, weil die leiblichen Eltern zeitlich befristet oder dauerhaft nicht in der Lage dazu sind. In Hilden kümmern sich aktuell 20 Familien um insgesamt 50 Pflegekinder. Für dieses Engagement bedankt sich das Amt für Jugend, Schule und Sport einmal im Jahr mit einem gemeinsamen Frühstück im Jugendtreff Area 51.

Janine Kunze weiß genau, wie sich das anfühlt. Die Schauspielerin und Geschäftsfrau hat über ihre Jugend als Pflegekind ein Buch geschrieben. Es heißt „Geschenkte Wurzeln“. Vor zwei Jahren hat sie es in Hochdahl vorgestellt – auf Einladung vieler Jugendämter aus dem Kreis, auch des Jugendamtes Hilden. Es war ein Abend, der viele Besucher bewegt hat.

   Janine Kunze liest aus ihrem Buch „Geschenkte Wurzeln“.

Janine Kunze liest aus ihrem Buch „Geschenkte Wurzeln“.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit neun Tagen wurde Janine in die liebevollen Hände einer Pflegefamilie gegeben, weil ihre leibliche Mutter sich mit der Erziehung überfordert fühlte. Janine Kunze nannte ihre Pflegeeltern Mama und Papa. Sie gaben ihr Halt, Verlässlichkeit und Liebe. Ihre leibliche Mutter musste sie Mutti nennen Sie blieb ihr fremd, trotz engen Kontakts.

Mit 14 Jahren beantragte Janine die Adoption durch ihre Pflegefamilie. Ihre leibliche Mutter erhob Einspruch. Erst mit 18 Jahren wurde Janine Kunzes Wunsch erfüllt. Inzwischen hat sie selber eine Familie gegründet und drei Kinder. Sie hat nicht den Namen ihres Ehemanns angenommen, sondern ihren eigenen behalten: „Mir war mein Name wichtig. Ich habe dafür gekämpft.“

Den Besuch der Damen vom Jugendamt habe sie stets regelrecht gehasst, gesteht Janine Kunze: Weil sie immer dann kamen, wenn schönes Wetter war und sie deshalb nichr raus konnte. Und weil sie dann ihr Zimmer aufräumen und Kuchen backen musste.

Die Mitarbeiterinnen beim Jugendamt Hilden können das mit einem Schmunzeln nachvollziehen. „Die meisten Kinder kennen wir von klein auf“, berichtet Kerstin Becke: „Ich bin inzwischen seit fast 20 Jahren beim Pflegekinderdienst der Stadt Hilden und freue mich immer sehr, wenn mich inzwischen Volljährige besuchen und aus ihrem Leben berichten.“ Beim gemeinsamen Frühstück im Area 51 habe ihr beispielsweise eines dieser ehemaligen Kinder stolz erzählt, dass es gerade angefangen hat, zu studieren. „Das ist eine tolle Neuigkeit.“

Beim Jahrestreffen kämen die Pflegekinder ganz zwanglos mit Gleichgesinnten und leiblichen Geschwistern, die in anderen Pflegefamilien leben, in Kontakt, erläutert Kerstin Becke das Konzept. Gleichzeitig haben die Erwachsenen die Chance, über die schönen Seiten der Pflegschaft zu sprechen – aber auch über die Herausforderungen. „Der regelmäßige Austausch ist für alle sehr wichtig“, unterstreicht Becke.

Jugenddezernent Sönke Eichner ist überzeugt: „Pflegeeltern nehmen einen öffentlichen Erziehungsauftrag war. Ihre Arbeit muss anerkannt, gut unterstützt und abgesichert sein.“ Deshalb bereitet der Hildener Pflegekinderdienst Familien und Paare auf diese Aufgabe vor. Die Mitarbeiterinnen begleiten sie und das Kind während des gesamten Pflegeverhältnisses. Sie bieten zum Beispiel Supervisionen, Familienwochenenden sowie Fortbildungen an. Das Buch von Janine Kunze „Geschenkte Wurzeln. Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin“ bietet einen guten Einstieg in das Thema und ist 2013 im Piper-Verlag (ISBN 978-3-492-30631-7) erschienen und kostet 9,99 Euro.

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