Hilden Sprichwörter haben kreativ gemacht

Hilden · Schüler von vier Hildener Schulen präsentierten am Samstag in der Stadtbücherei am Nové-Mesto-Platz die Ergebnisse der Projektwoche "Andere Länder – andere Sprichwörter". Da gab es für die Besucher witzige Bilder und lustige Rollenspiele zu erleben.

 Ein Sprichwörter-Baum war ein echter "Hingucker" bei der Präsentation der Projektwochen-Ergebnisse in der Hildener Stadtbücherei. Nicht nur Anke und Martin Gasch hatten Spaß bei der Lektüre der vielen Zettel.

Ein Sprichwörter-Baum war ein echter "Hingucker" bei der Präsentation der Projektwochen-Ergebnisse in der Hildener Stadtbücherei. Nicht nur Anke und Martin Gasch hatten Spaß bei der Lektüre der vielen Zettel.

Foto: Olaf Staschik

Schüler von vier Hildener Schulen präsentierten am Samstag in der Stadtbücherei am Nové-Mesto-Platz die Ergebnisse der Projektwoche "Andere Länder — andere Sprichwörter". Da gab es für die Besucher witzige Bilder und lustige Rollenspiele zu erleben.

 Dr. Jürgen Wilbert und der afrikanische Musiker Joe Kiki beim afrikanischen Abend.

Dr. Jürgen Wilbert und der afrikanische Musiker Joe Kiki beim afrikanischen Abend.

Foto: Olaf Staschik

Eine Woche lang haben sich Schüler aus vier Hildener Schulen ausführlich mit Sprichwörtern beschäftigt. "Andere Länder — andere Sprichwörter" hieß das Projekt. Es ging darum, Sprichwörter kennen zu lernen und mit ihnen unterschiedliche Kulturen und Ansichten. Aphorismus-Forscher Jürgen Wilbert hat das preisgekrönte Projekt entwickelt, die Hildener Stadtbücherei hat ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt: Hier erhielten die Lehrer der teilnehmenden Schulen ihre Vorbereitungskurse. Samstagnachmittag stellten die Schüler zweier Grundschulen, des Helmholtz-Gymnasiums und der Theresienschule in der Bücherei ihre Ergebnisse vor.

Im ersten Stock der Stadtbücherei hängen Zeichnungen von Grundschülern, die zum Schmunzeln bringen: Eine Person hat ein Brett vorm Kopf, ein Huhn mit Blindenabzeichen am Flügel pickt Körner oder: Es regnet jede Menge Hunde und Katzen vom Himmel. Gemeint ist die englische Redensart: "Es regnet Katzen und Hunde." (It's raining cats and dogs.) Andere Kinder haben sogar kleine Comics gezeichnet. Etwa: Ein Kind schwimmt neben einem Krokodil. Gedankensprechblase über dem Kind: "Ist das hässlich". Auf dem nächsten Bild hat das Kind das Wasser verlassen und spricht nun laut aus, was es gedacht hat. Die Auflösung ist die afrikanische Weisheit: "Sag dem Krokodil erst, dass es hässlich ist, wenn du den Fluss überquert hast."

Bibliothekarin Christiane Kurz ist begeistert von der Kreativität der Kinder. Sie glaubt, dass Sprichwörter völkerverbindend sind. Denn: "In jeder Kultur gibt es Sprichwörter. Die der Deutschen kommen allerdings oft mit erhobenem Zeigefinger daher", bedauert sie. Ihr Lieblingssprichwort lautet: "Wo Licht ist, ist auch Schatten. Oder umgekehrt. Das gefällt mir beides."

Auch Jürgen Wilbert findet etliche deutsche Sprichwörter moralinsauer und zum Teil auch falsch. Deshalb ermuntert er ausdrücklich, zweifelhafte Volksweisheiten zu hinterfragen und zum Anti-Sprichwort umzudichten. "So wird aus: Der Klügere gibt nach: Wenn der Klügere nachgibt, bleibt er der Dumme." In den höheren Klassen, sagt er, würden die Heranwachsenden nicht selten über das kreative Umtexten oder Ergänzen der Redensarten dazu kommen, Aphorismen zu produzieren. "Auf jeden Fall wird die sprachliche Kreativität der Jugendlichen gefördert."

Wilbert fordert die Schüler immer zu Beginn einer Projektwoche auf, Sprichwörter von ihren Eltern oder Großeltern aus ihrem Kulturkreis mitzubringen. Deswegen hat er eine reiche Auswahl an deutschen, türkischen, russischen, polnischen und afrikanischen Redensarten gesammelt. Während der Projekttage erkennen die Schüler, dass es manche Sprichwörter in ähnlicher Form in vielen Ländern gibt. Gerade in Deutschland und in der Türkei gibt es bei den Sprichwörtern viele Gemeinsamkeiten. Wo sich der Deutsche in seiner Not an einen Strohhalm klammert, greift der Türke zur Seeschlange. In beiden Ländern sagt der Volksmund, man könne nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Wilbert ist sich sicher: "Die Auseinandersetzung mit den Redensarten anderer Nationen fördert das Verständnis der Kulturen untereinander. Schließlich sagen die Sprichwörter viel über das Volk aus." Etwa: "Die Zunge hat keine Knochen, aber sie kann Knochen brechen", das sei eine Volksweisheit aus dem osteuropäischen Raum, die nur dort vorkomme.

Mit Grundschülern arbeitet Wilbert besonders gern. "Die Viertklässler sind noch richtig neugierig." Ältere Schüler ermuntert er, Redensarten szenisch aufzuarbeiten. Kostproben gab es am Samstag reichlich.

(ilpl)
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