Hilden Spracherwerb besser fördern

Düsseldorf · Immer mehr Kleinkinder haben Schwierigkeiten mit der Sprache. Ein Netzwerk von Fachleuten will helfen. Die Hildener Kita St. Jacobus erhält jetzt 25 000 Euro vom Bund. Davon wird eine spezialisierte Erzieherin eingestellt.

Wenn Auguste Wowra ein Bild aufhängt und ein Kind fragt, was sie da macht, nimmt sich die Leiterin der Kita St. Jacobus Zeit für die Antwort. Dann erklärt sie, dass sie gerade einen Hammer benutzt, mit dem man hämmert, und damit einen Nagel in die Wand schlägt. Sie erklärt das so ausführlich, weil immer mehr Kinder diese und andere, für ihr Alter eigentlich selbstverständliche Worte nicht kennen. "Sie haben Schwierigkeiten, die Dinge zu benennen", sagt Wowra. Oft liege das daran, dass die Kinder mehr- oder anderssprachig aufwachsen; in St. Jacobus sind das mehr als die Hälfte. Aber auch bei Kindern, die nur Deutsch sprechen, gibt es häufiger Defizite. Wowras Eindruck: "Der Sprachschatz ist kleiner geworden."

Caritas sucht Bewerber

Die Erzieherinnen in der Heiligenstraße erhalten ab Mitte des Jahres nun Verstärkung, die sich gezielt um Sprachprobleme einzelner Kinder kümmern soll. Die Caritas-Kita wurde für ein Förderprogramm des Bundes ausgewählt, genau wie drei weitere Kindertagesstätten aus dem südlichen Kreis. Sie bekommen für drei Jahre jährlich 25 000 Euro. Von dem Geld soll in St. Jacobus eine auf Sprachförderung spezialisierte Erzieherin eingestellt werden — derzeit sucht die Caritas Bewerber.

St. Jacobus steht mit dem Problem nicht alleine. Im ganzen Kreis Mettmann haben Defizite in der Sprachentwicklung in den vergangenen Jahren zugenommen, zeigen Untersuchungen. "Jedes vierte bis fünfte Kind hat massive Auffälligkeiten", sagt Barbara Städtler. Sprachheilbeauftragte des Kreises. Dabei geht es um einen geringen Wortschatz, um Probleme bei der Satzbildung oder Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen. Spätestens in der Schule sind die Kinder dadurch stark benachteiligt. "Da müssen sie vom ersten Moment voll da sein", sagt Städtler. "Wir müssen rechtzeitig vorbeugen." Sie sieht auch in Computer und Fernsehen Gründe für die wachsenden Sprachprobleme. "Viele Eltern beschäftigen sich nicht mehr so mit Sprache."

Kreis Mettmann ist Vorreiter

Die Sprachförderung in öffentlichen Einrichtungen hat deshalb in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Im Kreis Mettmann hat sich ein Netzwerk von Helfern gebildet. Erzieherinnen wurden fortgebildet, in elf Sprachambulanzen, von denen eine in Hilden ist, können Erzieher Rat suchen. In Trainings lernen Eltern von Unter-Dreijährigen, wie sie die Kommunikation mit ihren Kindern verbessern können, Am 21. Mai findet erneut ein Symposium in Mettmann zum Thema statt, in dem Fachleute aus Medizin und Pädagogik sprechen. "Wir haben viel auf die Beine gestellt", sagt Städtler. "Wir sind mit Sicherheit Vorreiter."

(RP)
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