Steuermann im Hintergrund
Trainer Björn Behne vermittelt den Kanuten am Elbsee Technik und Ausdauer.Damit sie auf der Slalomstrecke Kurs halten, bringt der 33-Jährige ihnen jedoch mehr als Balance und Ehrgeiz bei.
Die ganz große Welle zu machen, liegt Björn Behne nicht. Der 33-Jährige mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt und den breiten Schultern wirkt eher nüchtern, fast schon zurückhaltend. Dennoch macht er die Ansagen und ist mit dem Herzen dabei, wenn seine Sportler auf der Strecke sind. Als Domenik Bartsch sich mit sechs fehlerfreien Läufen für die Junioren-Weltmeisterschaft qualifiziert, durchströmt ihn ein Gänsehautgefühl. "Das war der größte Moment meiner bisherigen Trainerlaufbahn. Er war der Junge aus der Nachbarschaft, den ich damals zum Training mitgenommen habe", erinnert sich Behne.
Den Augenblick des Triumphes überließ er jedoch ganz seinem ehemaligen Schützling. "Er hat die Leistung gebracht, er sollte auch im Mittelpunkt stehen." Die Athleten bis zum Start optimal vorzubereiten und ihnen alles mitzugeben, um erfolgreich durchs Ziel zu fahren – darin sieht Björn Behne seine Aufgabe. Dafür arbeitet der Coach des Hildener Kanu-Clubs ständig an sich selbst und legte gerade die Prüfung zur Trainer-A-Lizenz ab. Für ihn ist das eine Möglichkeit, sich fortzubilden und die Voraussetzung, um aus dem Nebenjob vielleicht irgendwann einen Hauptberuf zu machen. "Wenn das Angebot kommt, Landes- oder sogar Bundestrainer zu werden, bin ich bereit", sagt Behne schlicht. Er betreut neben seinem Engagement in Hilden die elf bis 15 Jahre alten Kadersportler am Rheinischen Stützpunkt in Neuss.
Sechs Tage in der Woche steht er bei Wind und Wetter am Wasser, um den Talenten das mitzugeben, was bei seiner eigenen Ausbildung auf der Strecke geblieben ist. "Als ich mit dem Paddeln angefangen habe, hatten wir hier einen sehr engagierten Trainer, der uns intensiv gefördert hat. Als er sich zurückgezogen hat, fehlte plötzlich die Unterstützung. Die Gruppe hat sich dann aufgelöst." Die Erfahrung, freitags zum Wettkampf zu kommen und ohne Übungseinheit zwischen den Slalomstangen im Wildwasser Kurs zu halten, wollte er seinen Schülern ersparen.
Zwar gibt es in Hilden noch immer keinen Trainingskanal mit schäumenden Strudeln, doch mit regelmäßigen Wochenendausflügen nach Neuss oder Hagen versucht der 33-Jährige, seine Schüler so gut wie möglich auf die Fahrt durchs Wildwasser vorzubereiten. "Am Elbsee lege ich den Schwerpunkt auf Technik und Ausdauer, um die Voraussetzungen für den Slalom zu schaffen." Mit Erfolg. Seit er seine drei Jahre jüngere Schwester – seine erste Schülerin –, zur Westdeutschen Vizemeisterschaft im Einzel und mit dem Team zum zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften führte, liegen seine Schüler regelmäßig vorne im Rennen.
Björn Behne versucht ihnen jedoch mehr als die reine Athletik zu vermitteln. "Sie müssen auch verlieren können. In unserem Sport ist vieles Glücksache und Wettkämpfe entscheidet nicht zuletzt der Kopf." Sich selbst zu organisieren und ihre Ziele zu erreichen, lernen die Nachwuchskanuten nebenbei. Björn Behne ist stolz darauf, dass alle seine Schützlinge ihr Abitur geschafft haben. Es fasziniert ihn zu sehen, wie im Laufe der Zeit aus schüchternen Kindern selbstbewusste Jugendliche heranreifen, die an sich glauben und ihre Potenziale freisetzen können. Sie ziehen zu lassen, wenn sie dem Juniorenalter entwachsen sind, fällt ihrem Trainer nicht schwer.
"Bei David Krajnik weiß ich sie in guten Händen. Nachdem sie bei mir die Grundausbildung bekommen haben, vermittelt er Wettkampfhärte und sportlichen Schliff." Dennoch träumt auch Björn Behne davon, einen seiner Schützlinge zu den Olympischen Spielen zu begleiten. Doch auch dann wird er wohl nicht die große Welle machen.