Sport öffnet die Welt

Porträt Der Pädagoge Lothar Mixa will seine Erfahrungen als Leistungssportler an die Jugend weitergeben. Als Vorbild absolviert er jedes Jahr das Sportabzeichen.

 Vermittelt Gelassenheit: Lothar Mixa geht es nicht immer nur um den Erfolg.

Vermittelt Gelassenheit: Lothar Mixa geht es nicht immer nur um den Erfolg.

Foto: Olaf Staschik

Im Wasser fühlt er sich am wohlsten. Das Sportabzeichen nimmt Lothar Mixa jedoch überwiegend auf dem Trockenen ab. Er nimmt Maß, wenn andere springen und schaut auf die Uhr wenn sie sprinten. Mehr als 3500 Urkunden hat er in seiner langen Laufbahn schon vergeben. "Genau weiß ich das nicht", sagt er schmunzelnd und streicht sich mit der Hand über die kurzen grauen Haare.

Seit 1975 leitet Mixa den Sportabzeichen-Treff beim TSV Gruiten. "Eigentlich dachte ich, dass ich schon ziemlich lange im Amt bin, doch eine Erhebung hat kürzlich ergeben, dass Leute wie ich das im Schnitt 38 Jahre machen. Es fehlt eben der Nachwuchs", sagt der 58Jährige schulterzuckend. Er bekommt für seinen Einsatz nicht einmal eine Aufwandsentschädigung. Es ist ein reines Ehrenamt, das der Gruitener dennoch mit Leib und Seele ausfüllt. "Damals bin ich hierhin gekommen, um Sport zu machen. Viele Leute fragen heute jedoch erst einmal, was sie wofür bekommen."

Lothar Mixa bekam für sein Engagement einen Sonderpreis des Kreissportverbandes. "Der war allerdings mehr für unsere Kooperation mit der Grundschule an der Herrenhauser Straße gedacht." Dort arbeitet er seit sieben Jahren als Sportlehrer und führt die Kinder an Fußball und Schwimmen und an das Sportabzeichen heran. "Damit sie die geforderten Leistungen nicht aus dem Stand erbringen müssen, können sie auf der Anlage des TSV trainieren und Einzelprüfungen jederzeit wiederholen."

Mit diesem Angebot brachte er die Schule landesweit ganz nach vorne. Nirgendwo schaffen mehr Schüler die Prüfung. In zusätzlichen Sport- und Schwimmstunden können die Kinder ihre Kondition verbessern. Wer nicht sprinten kann, darf Inlineskaten, wem die Laufstrecke zu lang ist, der nimmt das Rad. "Wer in allen fünf Bereichen die Vorgaben schafft, hat für sich etwas erreicht, auf das er stolz sein kann", betont Mixa.

Der Gruitener fordert keine Spitzenleistungen und ärgert sich über den Spruch, dass der Zweite bereits der erste Verlierer sei. "Er hat sich genauso gequält wie der Sieger", sagt der ehemalige Leistungssportler überzeugt. Er kennt das Gefühl, nicht ganz vorne zu stehen, aus Erfahrung. "Lange war ich der vierte Mann in der Staffel und trotzdem stolz darauf, überhaupt dazuzugehören", betont der ehemalige Schwimmer.

Obwohl Mixa selten ganz oben auf dem Treppchen stand, schwamm er 1976 Weltrekord. "Damals hat Bayer Uerdingen Vereinsjubiläum gefeiert und wollte für das Guiness-Buch der Rekorde 1000 mal 50 Meter schwimmen. Da die Mitglieder das alleine nicht leisten konnten, haben sie den Schwimmbezirk Düsseldorf eingeladen und wir sind vom TSV Gruiten mit 20 Leuten hingefahren", erzählt Mixa. Die Medaille von damals hat er noch, "doch die haben 999 andere auch", sagt er lachend.

Sein schnellstes Rennen schwamm der Gruitener bei der Masters-WM in Rio. Über 50 Meter Schmetterling belegte er anschließend mit dem deutschen Team Rang 15. Die Eindrücke, die er damals in Südamerika gesammelt hat, sind ihm noch immer im Gedächtnis. Der Sport eröffnete ihm bereits als Jugendlicher die Möglichkeit, die Grenzen seiner Geburtsstadt Wuppertal zu überschreiten. "Ich habe zu der Zeit halb Europa gesehen. Das wäre mir sonst nie möglich gewesen", betont Lothar Mixa.

Die Welt, die ihm der Sport geöffnet hat, möchte er heute jungen Leuten erschließen, fährt daher mit seinen Schülerteams zu Turnieren im ganzen Land und opfert dafür gerne seine Freizeit. Die Begeisterung der Kinder, ihr Lachen und ihre leuchtenden Augen treiben ihn an. "Ohne diese Momente würde mir etwas fehlen", gibt der Pädagoge aus Leidenschaft offen zu. Um Vorbild zu sein, macht er selbst jedes Jahr sein Sportabzeichen. Drei Disziplinen absolviert der 58-Jährige allerdings im Wasser, denn dort fühlt er sich am wohlsten.

(domi)
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