Paddeln ohne große Welle

Beim Schnupperkurs des Kanu-Club Hilden lernen Michaela Schwermer, Max und Anna Kemper, Oberwasser zu behalten. Bei manchen Übungen müssen sie sich überwinden.

 Trainer Ralf Behnert (l.) vermittelt Michaela Schwermer (vorne) und Anna Kemper (dahinter) auf dem Elbsee die Kanu-Grundtechniken auf dem Wasser.

Trainer Ralf Behnert (l.) vermittelt Michaela Schwermer (vorne) und Anna Kemper (dahinter) auf dem Elbsee die Kanu-Grundtechniken auf dem Wasser.

Foto: Olaf Staschik.

Mit einem satten Platschen landet das Paddel im Elbsee. Das Wasser spritzt zu allen Seiten auf, dann dümpelt die Stange mit den beiden Schaufeln auf der Oberfläche. "So, und nun lässt du dich zur Seite fallen, ziehst unter Wasser an der Lasche, lehnst dich etwas zurück und steigst aus", erklärt Trainer Ralf Behnert seiner Schülerin die nächste Übung.

"Keine Sorge, mit dem Boot kann dir nichts passieren", versichert er, als er ihren skeptischen Blick auffängt. Noch ein kurzes Zögern, dann lässt sich Michaela Schwermer seitlich in den See fallen und verschwindet unter der Oberfläche. Das Wasser schlägt über ihr zusammen, das orangefarbene Kanu treibt mit dem Kiel nach oben auf den sanften Wellen.

Die 45-Jährige sitzt zum ersten Mal allein im Boot. Sie hat sich zum Schnupperkurs des Kanu-Clubs Hilden angemeldet, um die Natur aus einer anderen Perspektive zu genießen. "Im Urlaub habe ich schon Wanderfahrten im Zweier-Kanadier unternommen, doch es hat mich gereizt, mal auf mich alleine gestellt zu sein." Gemeinsam mit den fünf anderen Teilnehmern will sie die Grundtechniken erlernen.

Prustend taucht Michaela Schwermer nach einigen Sekunden aus dem dunkelblauen Wasser auf. Die nassen roten Haare kleben ihr an den Schläfen, doch sie lacht. "Als ich mich einmal überwunden hatte, war es gar nicht so schlimm", sagt sie, an den Trainer gewandt. Der hat inzwischen den Bug ihres Bootes gepackt, es herumgedreht und den Innenraum notdürftig entleert. "Jetzt musst du dich von hinten hochziehen und dann einsteigen", ruft er ihr zu. Mit aller Kraft stemmt sich Michaela Schwermer am Boot hoch und robbt tropfend in Richtung Einstieg. Sie klettert hinein und paddelt Richtung Ufer.

Im Wasser wirkt das Kunststoffkanu federleicht. An Land wiegt es zwischen 20 und 30 Kilogramm. Dagegen ist das Paddel mit 1,5 Kilogramm ein Leichtgewicht. Michaela Schwermer springt ins seichte Wasser und zieht das Boot den Strand hinauf. Hinter ihr geht Anne Kemper an Land. Von ihren Badesachen, der Sicherheitsweste und der Spritzdecke, die, statt den Bootseinstieg zu verschließen, schlaff von ihren Hüften hängt, tropfen kleine Rinnsale auf den Sand.

Die Damen schultern ihr Material und laufen in Richtung Sprungschanze. Das Seewasser quatscht in ihren Schuhen und der Sand knirscht unter ihren Schritten, als sie an der Böschung vorbei auf die schräge Metallkonstruktion zulaufen. "Da es nicht immer ein flaches Ufer als Einstieg gibt, müssen wir auch schon mal von einer Mauer ins Wasser gleiten und das wollen wir jetzt üben", sagt Ralf Behnert.

Der Trainer versucht, die Einsteiger in den vier Doppelstunden für eine Wanderfahrt im Kanu fit zu machen. "Zum Abschluss des Kurses machen wir eine Tour auf der Erft, damit die Teilnehmer ausprobieren können, was sie gelernt haben", sagt der breitschultrige Ausbilder. Er selbst hat das Paddeln vor 20 Jahren im Urlaub für sich entdeckt. "Damals habe ich mir in Frankreich ein Boot geliehen und bin los. Als Wassermensch hat mich der Sport sofort begeistert, und als ich zurück war, habe ich mir gleich einen Verein gesucht." In Hilden blieb er hängen und bringt dort seit zehn Jahren die Neulinge auf Kurs.

"Alles frei, komm runter!", ruft Ralf Behnert Anna Kemper vom Wasser aus zu. Die 25-Jährige sitzt mit ihrem Kanu auf der Metallrampe und zögert noch, sich von dort ins Wasser katapultieren zu lassen. Dann gibt sich die Studentin sichtlich einen Ruck und lässt das Boot abwärts gleiten. Auf den kleinen Kunststoffrollen nimmt das Kanu Fahrt auf, fliegt einen kurzen Augenblick durch die Luft und klatscht dann, umgeben von zwei Wasserfontänen, auf dem See auf.

"Anfangs war ich doch etwas skeptisch", gesteht Anna Kemper. Sie macht den Kurs gemeinsam mit ihrem Bruder Max. "Wir haben das im Urlaub schon mal mit unserem Vater gemacht und wollten das Paddeln jetzt richtig lernen", sagt der 25-Jährige. Er ist mit seinem ersten Trainingstag zufrieden. "Zunächst hat sich alles ziemlich wackelig angefühlt, doch als ich sicherer war, bin ich gut zurechtgekommen."

Mit zwei schrillen Pfiffen beendet Ralf Behnert das abschließende Kanu-Polo-Spiel unter seinen Schnupper-Schülern. Erschöpft sacken die Sportler in ihren Booten zusammen und paddeln langsam Richtung Ufer. Kaum haben sie den seichten Einstieg erreicht, lassen sie die Paddel ins Wasser platschen, steigen aus dem Boot und ziehen die Kunststoff-Kanus an Land.

(domi)
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