Leichtathletik Nizza als Saisonhöhepunkt

Leichtathletik · In diesem Jahr schafft Sanaa Koubaa von der LG Hilden mit neuer persönlicher Bestleistung den Sprung ins Nationalteam. Bei der "Decanation" tritt sie am Sonntag über die 3000 Meter Hindernis an.

Das Bauchkribbeln kam erst am Montagabend. "Da habe ich das Paket mit der Kleidung ausgepackt", berichtet Sanaa Koubaa mit einem Lächeln. Für die Leichtathletin der LG Hilden ein besonderer Moment, denn erstmals trägt sie am Wochenende das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft. Für die 26-Jährige ist der Länderkampf in Nizza der Abschluss eines Jahres mit Höhen und Tiefen. "Jetzt wird es ernst", dachte Koubaa, als sie am Montag die Klamotten probierte – und am Dienstag schon in der Früh hellwach war.

Der ganz große sportliche Triumph blieb der Sozialpädagogin bislang verwehrt. Im Juni machte Koubaa aber mit Nachdruck auf sich aufmerksam, als sie beim internationalen Meeting im französischen Metz mit 10:01,89 Minuten ihre persönliche Bestzeit über die 3000 Meter Hindernis erzielte. Zugleich glückte damit auch die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft. In Kassel wollte die Hildenerin erstmals unter der magischen Zehn-Minuten-Marke bleiben, doch ein Magen-Darm-Infekt setzte sie einen Tag vor dem DM-Finale außer Gefecht.

Die verpasste Chance hat Sanaa Koubaa inzwischen abgehakt, auch wenn sie gesteht: "Die Medaille war in diesem Jahr so nah wie noch nie." Jetzt schließt sich für die Hildenerin der Kreis in Frankreich. Morgen steigt sie in den Flieger nach Nizza. Dort treten im Wettkampf der "Decanation" acht verschiedene Nationen gegeneinander an. Sonntag um 17.35 Uhr beginnt der Hindernislauf über die 3000 Meter. "Dann will ich endlich unter zehn Minuten bleiben", setzt sich Koubaa als Ziel. Als sie vor vielen Jahren erstmals über die Langstrecke startete, brauchte sie noch eine glatte Minute länger.

Die Decanation ist für Koubaa "das i-Tüpfelchen auf diese Saison", entsprechend groß die Freude. Auch wenn sie bekennt: "Es war schon etwas schwierig, die Saison noch zu verlängern." Ursprünglich waren die Deutschen Meisterschaften als Höhepunkt gedacht, danach sollte es in den Urlaub gehen.

Schon einmal war Sanaa Koubaa auf dem Weg in die deutsche Spitze, als sie 2004 als A-Jugendliche über die 2000 Meter Hindernis den Vizetitel bei den Deutschen Jugendmeisterschaften feierte. 2008 gelang der Sprung unter die Top Ten der Deutschen Bestenliste.

Am Ziel sieht sich Sanaa Koubaa noch lange nicht. "Die Kraftausdauer spielt eine große Rolle", weiß sie. Und: "Wer es schafft, flach die Zeit zu drücken, schafft das alternativ auch über die Hindernisse." Will heißen: Es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten. "Man kann sich an jedem Hindernis verbessern – am Ende sind das die Sekunden, die sich summieren", erklärt sie.

Der 3000-Meter-Hindernislauf erstreckt sich über siebeneinhalb Runden. "In der Mitte. also Runde fünf und sechs, ist es hart, sich noch einmal aufzurappeln", plaudert Koubaa aus dem Nähkästchen. Betont aber zugleich: "In der letzten Runde geht immer was." Wie in Metz, als sie mit einer beherzten Tempoverschärfung nicht nur Rang fünf holte, sondern auch im internen deutschen Duell die beiden Spitzenläuferinnen Verena Dreier (SG Wenden) und Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensburg) hinter sich ließ und auf Rang drei der aktuellen Deutschen Bestenliste vorrückte.

Erst vor zwei Jahren übrigens beantragte Sanaa Koubaa die deutsche Staatsbürgerschaft – die Voraussetzung für einen Start im Nationalteam. "Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, habe mich immer als Deutsche gefühlt", erklärt sie frank und frei. Die Marokkanerin kam zwar 1985 in Langenfeld zur Welt, ist aber in Hilden aufgewachsen. An der Grundschule am Elbsee kam sie erstmals mit der Leichtathletik in Berührung. Noch heute ist Rektor Wolfgang Kamps ihr Trainer – und zugleich ihr Chef. Denn seit kurzem arbeitet die gelernte Sozialpädagogin und Trainerin als Sportlehrerin an der Elbsee-Schule. "Wir haben eine super Arbeitsatmosphäre", freut sie sich über die Unterstützung durch die Kollegen – beruflich und sportlich.

Bleibt am Ende nur noch eine Frage: Was ist das beste Alter für den Hindernislauf? "In den 30ern", antwortet Koubaa postwendend. Und deshalb schielt die 26-Jährige schon heimlich auf die Olympischen Spiele 2012 in London – es wäre für die Athletin der LG Hilden der Höhepunkt einer abwechslungsreichen Karriere.

(RP)
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