Heiße Jagd

Reportage Pünktlich zur Schleppjagd vom Reitstall Conrad kehrt der Sommer zurück. Mensch und Tier haben mit den Temperaturen zu kämpfen. Zum Glück kommen aber alle heil ins Ziel.

 Im gelassenen Schritt verlassen Ross und Reiter, begleitet von der Sauerlandmeute, den Hof in Gruiten. Der Aufgalopp erfolgt erst auf dem nächsten Feld.

Im gelassenen Schritt verlassen Ross und Reiter, begleitet von der Sauerlandmeute, den Hof in Gruiten. Der Aufgalopp erfolgt erst auf dem nächsten Feld.

Foto: Olaf Staschik

Es ist erstaunlich ruhig im Hänger. Kein Bellen, kein Jaulen – den rund 20 Hunden der Sauerlandmeute macht das Wetter ganz offensichtlich zu schaffen. Knapp 30 Grad Celsius sind es an diesem Nachmittag. Nur langsam trudeln die Reiter mit ihren Pferden auf dem Springplatz des Reitstalls Conrad in Gruiten ein. "Natürlich wäre es schön, wenn es ein paar Grad kühler wäre. Doch bei Regen schimpfen die Leute auch", sagt Mirko Conrad.

Sein Stall richtet jedes Jahr im September eine Schleppjagd aus. Weit mehr als 30 Mal sind die Reiter bereits der von der Equipage gelegten und den Hunden der Sauerlandmeute aufgespürten Schleppe gefolgt. Mit knapp 30 Reitern sind diesmal weniger Teilnehmer als sonst am Start. "In der Jagdreiterei fehlt der Nachwuchs", weiß Mirko Conrad.

Bunt ist die Schar auf dem Reitplatz dennoch: Warmblüter schreiten neben Reitponys und Vollblütern her. Fast alle tragen ein Martingal. "Sobald die Pferde, die schon einmal bei einer Jagd dabei waren, die Felder unter ihren Hufen spüren, sind sie kaum noch zu halten", erzählt Heinfried Heidtmann. Gemeinsam mit Christina Metzner hat er in den vergangenen Tagen Pferde und Reiter aus dem Stall Conrad auf die Jagd vorbereitet.

In diesem Jahr schaut er erstmals nur zu. "Aber mein Pferd Napoleon, genannt Nappes, ist dabei", sagt er und deutet auf einen Schimmel. Matan hingegen, das Pferd von Melanie Skrzidlo, muss im Stall bleiben. Er hat einen Sehnenschaden – eine Jagd wäre viel zu anstrengend. Zumal nach dem Regen der vergangenen Tage die Böden noch tief sind. "Daher verzichten wir dieses Mal auch auf Sprünge. Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen", betont Mirko Conrad.

Plötzlich kommt Bewegung in die Reiterschar. Die Equipage hat die Hundemeute aus dem Hänger gelassen und treibt sie auf dem Platz zusammen. Die Foxhounds hecheln, ihre Lefzen hängen herab, feine Sabberfäden bilden sich. Auch die Pferde werden unruhiger. "Die Tiere, die sonst bei Jagden dabei waren und jetzt im Stall bleiben müssen, haben wir sediert", erzählt Melanie Skrzidlo. Das Ruhigstellen geschehe zu ihrem eigenen Schutz.

Eine halbe Stunde ist seit dem Stelldichein, dem Zusammentreffen der Reiter auf den Platz, vergangen. Als die Jagdhornbläser zum Auftakt spielen, sind Pferde und Menschen – in ihren langen Jagdröcken – schon ins Schwitzen gekommen. Wie ein Feldherr vor einer Schlacht reitet Jagdherrin Pia Grobecker vor den anderen Reitern auf und ab, während sie ihre Ansprache hält. Dann kann es endlich losgehen. Allerdings im Schritt. Der Aufgalopp findet erst auf einem Wellenfeld an der L 357 statt.

Zeitgleich mit den Reitern machen sich zahlreiche Jagdgäste auf den Weg dorthin – vorwiegend in Geländewagen. Auch sie sind auf der Jagd: nach den besten Bildern. Vier Mädchen haben es sich am Rande des Feldes gemütlich gemacht. "Das ist doch bestimmt total heiß für die Reiter", sagt eines von ihnen. "Naja, aber da oben hat man ja Fahrtwind", entgegnet ein anderes. So fachsimpeln die Vier weiter, bis eine von ihnen ruft: "Da kommen sie!" Umhüllt von einer großen Staubwolke galoppieren die Reiter der Equipage voran. Mirko Conrad und Christoph Baunach legen die Schleppe – auch Hufsiegel genannt. Lebertran wird längst nicht mehr verwendet, die Hunde gehen rein nach den Abdrücken der Pferdehufe. Sekunden später hetzt auch schon die Meute über das Feld, dicht gefolgt von den Jagdreitern.

Später erzählt Conrad, dass – anders als sonst – die Schleppen kurz waren und oft auf Sicht geritten wurde. "Den Hunden hat das Wetter zu schaffen gemacht. Vor allem der viele Staub in der Nase", sagt er. Eine schöne Jagd sei es dennoch gewesen – Mensch und Tier kamen nach dreieinhalb Stunden wieder am Hof an. "Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr", betont er.

(nau)
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