Schwimmen Haaner schwimmen im Hallenbad um die Wette

Haan · Mit 160 Startern meldet die Stadtmeisterschaft wieder einen großen Zuspruch. Die jüngste Aktive zählt vier Lenze, der älteste Sportler kommt dagegen bereits auf 89 Jahre Lebenserfahrung.

 Los geht's unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer.

Los geht's unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer.

Foto: Janicki

Ungeduldig warten Lilly Krengel auf Startblock 3 und Henrike Theus auf Startblock 1 im Haaner Hallenbad auf das Signal von Heinz Küpper. Beide Mädchen treten beim Brustschwimmen über 25 Meter bei den Stadtmeisterschaften an. "Auf die Plätze!", ruft der Starter — und Lilly Krengel hüpft mit den Füßen voran ins Wasser: Fehlstart! Beim zweiten Versuch wartet die Sechsjährige auf den Startpfiff und erst als ihre Gegnerin im Wasser angekommen ist, springt auch Henrike Theus auf der ersten Bahn hinterher.

 Rudy Friedensdorf war der älteste Sportler im Starterfeld.

Rudy Friedensdorf war der älteste Sportler im Starterfeld.

Foto: Janicki

Während die beiden Mädchen im Becken um die Wette strampeln, feuern ihre Unterstützer sie am Rand an. "Hopp! Hopp! Hopp!", ruft Susanne Krengel ihrer Tochter zu und geht am Beckenrand mit. Auch Peter Theus verfolgt seine Tochter Henrike. Die Vierjährige hat gerade erst ihr Seepferdchen gemacht und steigt glücklich nach 25 Metern als Zweite aus dem Wasser — auch wenn sie unterwegs einmal kräftig Wasser verschluckt hat. "Das hast du super gemacht", lobt ihr Vater die jüngste Teilnehmerin im Wettbewerb. "Das wichtigste war, dass sie die Bahn zu Ende geschwommen ist", findet Peter Theus. "Es ist toll, dass wir unser Schwimmbad haben. Vor allem mit unseren fünf Kindern sind die Schwimmmeister sehr kooperativ", sagt der 41-Jährige.

Auch seine zweite Tochter Franziska tritt wenig später an. Die Zehnjährige schwimmt mit Badehaube und beginnt ihr Rennen mit einem sauberen Kopfsprung. Immer wieder dreht sie ihren Kopf beim Brustschwimmen nach links, um zu schauen, was ihre Konkurrentinnen so treiben. Nach 25 Metern schlägt sie aber als Erste am Beckenrand an.

Über 160 Schwimmer meldeten sich bei der Haaner Stadtmeisterschaft an. Die Zahl stieg von rund 80 Aktiven vor zwei Jahren kontinuierlich. "Das spiegelt wider, was die Haaner Bevölkerung von ihrem Schwimmbad hält", stellt DLRG-Leiter Jan Laibach fest. Auch Holger Weiss nahm mit zehn Sportkameraden aus der Volleyball-Abteilung des Haaner TV den Wettstreit auf. "Mein Sohn Leander ist auch geschwommen, da muss ich mit gutem Beispiel vorangehen", erklärt der HTV-Vorsitzende. Als Zeitnehmer und Helfer unterstützten Mitglieder der DLRG und des Sportverbandes Haan die Meisterschaft.

Heidrun Schlupkothen verbringt ebenfalls mit rund 40 Schülern der Grundschule Mittelhaan ihren Sonntag im Hallenbad. "Ich bin erfreut, dass so viele Kinder gekommen sind und nicht etwa im Schnee Schlittenfahren gegangen sind", sagt die Sportlehrerin, die ebenfalls 50 Meter im Brustschwimmen zurücklegt und ihren Schülern damit auch ein gutes Vorbild ist.

Der mit Abstand älteste Starter ist jedoch Rudy Friedensdorf. Und der Trubel um seine Person ist dem 89Jährigen merklich unangenehm. Dennoch stellt er sich gern für ein Foto mit der jüngsten Schwimmerin Henrike Theus zur Verfügung. Jeden Mittwoch schwimmt Friedensdorf bei der Versehrten-Sportgemeinschaft in Benrath, in der er schon seit 53 Jahren Sport macht. "Ich bin froh, dass ich noch zehn bis zwölf Bahnen schaffe. Nach 50 Metern brauche ich nur eine kleine Pause", berichtet Rudy Friedensdorf. Damit ist der gebürtige Langenfelder völlig mit sich im Reinen.

Vor seinem Rennen legt der Senior sein hellblaues Handtuch ab und deponiert seine Brille auf dem Ein-Meter-Brett. "Normalerweise gehe ich vor dem Schwimmen erst unter die heiße und dann unter die Eisdusche. Dann habe ich die richtige Temperatur", verrät der 89-Jährige, der seit 33 Jahren in Haan lebt und schon 50 Mal das Sportabzeichen abgelegt hat.

Mit Hilfe des Gestänges am Sprungbrett steigt Friedensdorf auf den Startblock von Bahn vier. "Allein käme ich nicht mehr hoch. Da müsste mich jemand stützen", gesteht er. Im September vollendet er das 90. Lebensjahr. Mit einem kurzen Kopfsprung befördert er seinen Körper ins Wasser und taucht nach jedem Zug zum Ausatmen mit dem Kopf unter Wasser. "Ich kann den Kopf nicht über Wasser halten. Dann käme ich nicht von der Stelle", erläutert Friedensdorf seine korrekte Schwimmtechnik. Langsam arbeitet er sich im Wasser vorwärts.

Als mit Uli Bast der zweite Starter in seinem Lauf bereits nach 50,63 Sekunden die 50 Meter hinter sich hat, hat Friedensdorf noch nicht einmal zum Wechsel angeschlagen. Die Aufmerksamkeit ist dem ältesten Teilnehmer gewiss. Jeder der Anwesenden feuert den Senior an und trägt ihn mit Riesenapplaus ins Ziel. "Hut ab! Wenn ich in dem Alter noch so schwimmen kann . . ." und "Alle Achtung!" ist aus dem Publikum zu hören. Welche Zeit er geschwommen ist? "Das interessiert mich nicht", gesteht der 89-Jährige. "Aber jetzt gibt's für mich erst einmal Kaffee und Kuchen", freut sich Friedensdorf.

(pjj)
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