Hilden Ein Kraftakt für den Körper

Hilden · Die Fitnessbranche ist ein knallhartes Geschäft, doch Adriana Freus will sich auf Dauer in Szene setzen. Ehrgeiz, Disziplin und eine strikte Diät treiben die Deutsche Vizemeisterin im Bodybuilding an.

 Eine starke Frau: Adriana Freus trainiert ihre Muskeln täglich mehrere Stunden.

Eine starke Frau: Adriana Freus trainiert ihre Muskeln täglich mehrere Stunden.

Foto: Olaf Staschik

Die zierliche junge Frau mit den langen blonden Haaren und den geschwungenen schwarzen Wimpern wirkt auf den ersten Blick puppenhaft, fast zerbrechlich. Nur ihr kräftiger Händedruck lässt erahnen, dass Adriana Freus gerne die Muskeln spielen lässt. Die 26-Jährige ist deutsche Vizemeisterin des internationalen Bodybuilding Dachverbandes IFBB. Der Erfolg hat die Sportlerin selbst überrascht. "Damit habe ich nicht gerechnet, denn ich bin zum ersten Mal in diesem Verband angetreten. Um zu wissen, was die Richter sehen wollen, sind normalerweise mehrere Starts nötig. Denn der eine wünscht sich mehr Bauch, der andere mehr Schulter."

Mit 20 Frauen konkurriert die Haanerin bei Wettkämpfen um die schönste Körperform. "In der Bikini-Klasse geht es nicht um Muskelberge, sondern um perfekte Proportionen", sagt Adriana Freus. Sie ist stolz auf ihren Körper und möchte auf der Bühne möglichst jeden Muskel wirkungsvoll in Szene setzen. Dafür trainiert sie unermüdlich und übt ständigen Verzicht.

Während der Saison hält sie sich an eine strikte Diät. Ihre Ernährung kreist dann überwiegend um Eiweiß. "Morgens fange ich mit fünf Eiern an. Dabei schneide ich das Eigelb heraus, weil es zu viel Fett hat. Mittags gibt es Reis und Huhn oder Fisch, manchmal auch ein bisschen Brokkoli. Gegen 16 Uhr esse ich noch einmal Geflügel oder Fisch und nach 16 Uhr nichts mehr." Dazu trinkt sie Eiweißshakes und zwei bis drei Liter am Tag, um die Nieren zu spülen und Ablagerungen zu verhindern. Jede Form von Fett oder Süßungsmitteln, selbst Obst sind tabu. Besonders schwer fällt ihr der Verzicht auf Cappuccino. "Den trinke ich jeden Morgen."

Selbst das Training ist in dieser Phase besonders hart. "Während der Diät ist das eine Quälerei. Denn je weniger Fett ich habe und je weniger Kohlenhydrate ich zu mir nehme, umso schwächer fühle ich mich. Dann hilft mir nur noch mein Wille, die täglich zwei Stunden im Studio oder beim Boxen zu überstehen." Ihr Ehrgeiz treibt sie an, immer wieder die Zähne zusammenzubeißen und weiter an der Ausformung ihres Körpers zu arbeiten. "Disziplin ist alles, doch ich weiß auch, wofür ich das mache."Adriana Freus hat nicht nur die Europameisterschaften im kommenden Jahr im Blick, sie möchte sich langfristig in der Fitnessbranche als Modell etablieren. "Das ist ein knallhartes Geschäft, in dem nur bestehen kann, wer sich von der Masse abhebt."

Besonders stolz ist die 26-Jährige auf ihren Waschbrettbauch, an dem sie sich jedes Gramm Fett mühsam abtrainiert hat. "Davon habe ich immer geträumt." Der Wunsch, den eigenen Körper zu verändern, führte die Haanerin ins Fitnessstudio. "Damals war ich mit meiner Figur gar nicht zufrieden. Ich war einfach dürr und T-Shirts haben dort geschlabbert, wo sie eigentlich anliegen sollten." Die ersten positiven Veränderungen haben ihren Ehrgeiz entfacht, weiter zu machen. Als ihr Trainer Thomas Parizek sie dann vor zwei Jahren ansprach, ob sie nicht Lust hätte, an Meisterschaften teilzunehmen, sorgte das für zusätzliche Motivation. "Es hat mich gereizt, meinen Körper nach meinen Wünschen zu gestalten."

Damals ahnte sie noch nichts vom strengen Diät- und Trainingsplan, den Thomas Parizek für sie aufstellen würde. "Er verbringt sehr viel Zeit damit, alles genau auf mich abzustimmen. Er ist mein Schöpfer und begleitet mich. Ihm habe ich meinen Erfolg zu verdanken", betont Adriana Freus. Sie gewann 2010 bei den Deutschen Meisterschaften in einem anderen Fitnessverband gleich den Titel und weiß, dass sie ihre Ziele nur erreicht, wenn sie die Vorgaben ihres Trainers strikt einhält.

Bei den Europameisterschaften 2012 möchte sie in das Finale der besten sechs Athletinnen kommen. Sollte das gelingen, sind die Arnold Classics ihr nächstes Ziel. "Da möchte jeder hin. Arnold Schwarzenegger selbst ist Veranstalter und der ist einfach ein Vorbild." Den Terminator-Darsteller und früheren Bodybuilder bewundert die Haanerin für die perfekte Ausprägung seines Körpers und sein Durchhaltevermögen. "Ich weiß, wieviel dazu gehört." Sie selbst möchte nur an ihren Beinen noch etwas Muskulatur zulegen, und ansonsten ihre Form erhalten. "Da ich klein und schmal bin, ist es mir wichtig, weiter weiblich zu wirken. Keinesfalls möchte ich aussehen wie eine Kampfmaschine."

(domi)
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