Auslosung der 14. Titelkämpfe
Im Januar geht es in der Sporthalle am Bandsbusch wieder rund. Zehn Mannschaften streiten dann um Stadtmeisterehren. Die Rheinische Post unterstützt das Fußball-Hallenmasters als neuer Hauptsponsor.
Reinhard Gatzke stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Denn der Sportdezernent der Stadt Hilden erwartete gestern Mittag zur Auslosung des RP-Fußball-Hallenmasters Toni Schumacher. "Hoffentlich findet er den Weg ins Bürgerhaus", unkte Claudia Ledzbor. Doch die Leiterin des Sportbüros atmete wenige Minuten später ebenso auf wie ihr Chef. Denn ganz Profi schritt der ehemalige Nationaltorhüter pünktlich auf die Minute durchs Portal des Alten Ratssaals.
Den vielen Nachwuchskickern, die dem Zeremoniell beiwohnten, war der Name Schumacher sicher kein Begriff. Immerhin beendete der international renommierte Keeper seine Laufbahn bereits 1992. Heute lässt der 55-Jährige das Kicken lieber sein – das sechsmal operierte Knie meldet sich dann sofort und nachhaltig. Doch der Bundesliga-Profi wollte nicht klagen. "Jemand, der bei Ford am Fließband steht, hat auch Rückenschmerzen", bewies er Gespür für Knochenarbeit jeglicher Natur.
Den Besuch des Europa- und zweifachen Weltmeisters ermöglichte Norbert Kox. Der Vorsitzende der in Hilden ansässigen Proactiv Holding AG ist fußballbegeistert – nicht nur als Sponsor des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, sondern auch als Vorsitzender des NRW-Ligisten SV Bergisch-Gladbach 09. Kox also stellte den Kontakt zu Schumachers Sportmarketing-Agentur her – und der Torwart nahm die Einladung in die Itterstadt gerne an. "Waren Sie überhaupt schon einmal in Hilden", fragte Reinhard Gatzke den prominenten Gast. "Habt ihr in der Bundesliga gespielt?", antwortete Schumacher stande pede und hatte die Lacher auf seiner Seite. Bürgermeister Horst Thiele überreichte als Geschenk ein Buch über Hilden – in Zukunft hat der Kicker, der 15 Jahre für den 1. FC Köln die Schuhe schnürte, also mehr Informationen über die Itterstadt in der Hand.
International sorgte der gebürtige Dürener ebenfalls für Furore. Immerhin trug er drei Jahre das Trikot von Fenerbahce Istanbul. Deshalb war die Freude vor allem bei den Mitgliedern des Türkischen Fußball-Clubs groß, Toni Schumacher einmal hautnah zu erleben. "Toll, wie gut der immer noch türkisch spricht", sprudelte es aus Hasan Yaranli heraus. Der Vorsitzende des TFC unterstrich noch einmal, welchen guten Ruf der Torhüter in der Türkei noch heute genießt. Schumacher selbst plauderte derweil locker aus dem Nähkästchen. "Ich war immer für neue Dinge offen, hatte autogenes Training bei einem Psychiater", berichtete er. Das Urteil anderer war ihm da egal. "Es waren neue Dinge, die mich besser machten", verwies er auf das Positive. Und betonte angesichts des Selbstmordes von Nationaltorhüter Robert Enke: "Man muss sich auch um die Profis kümmern, die sind auch nur Menschen." Wohlwissend: "Heute ist der Fokus, in dem die Spieler stehen, viel größer als damals." Gerade die jungen Akteure müssten darauf vorbereitet werden: "Alles, was ich mache, wird auf die Waagschale gelegt – damit muss man umgehen können." Erfrischend ehrlich konstatierte der 55-Jährige: "Ich vermisse es schon, dass die Leute mir zujubeln."
Toni Schumacher hat mit seiner Sportmarketing-Agentur ein neues Arbeitsfeld gefunden, dass ihm sichtlich Spaß macht. Der Schlussmann bewies aber auch schon in seiner Jugend Flexibilität. "Man wird nicht als Torwart geboren", betonte er. Verteidiger, Mittelfeld oder Stürmer? "Du musst Dich entscheiden", sagte seine Mutter eines Tages. "Der Torhüter hat ein anderes Trikot, trägt Handschuhe und darf als einziger in der Mannschaft den Ball mit der Hand aufnehmen – und er hat einen bequemen Job", nannte Schumacher seine Kriterien für die Berufswahl. Mit den Tugenden "Leidenschaft, Herzblut und Besessenheit", erreichte er eine Fertigkeit , mit der er internationale Ansprüche zu erfüllen wusste.
Jung und Alt genossen die Plauderstunde mit Toni Schumacher sichtlich. Da geriet die Auslosung des Hallenmasters fast zur Nebensache. Die meisterte der Ex-Profi aber ähnlich souverän wie die Fragen zuvor. Völlig uneitel mit Lesebrille. "Die ist von meiner Frau – meine ist hinüber", stellte er frank und frei fest. Die ihm fremden Vereinsnamen kamen ebenso flüssig über die Lippen wie die türkischen Dankesworte, als TFC-Vorsitzender Hasan Yaranli ebenfalls ein Geschenk überreichte. Und danach nahm sich Schumacher, der in den 80er Jahren als weltbester Torhüter galt, noch viel Zeit, um Autogramme zu schreiben und sich den begeisterten Fans zum Erinnerungsfoto zu stellen. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Hilden war nicht minder selbstverständlich.