Hilden SPD feiert 150-Jähriges mit Steinbrück

Hilden · Angesichts des Fußball-Champions-League-Finale sei es eine seiner schwersten politischen Entscheidungen gewesen, "nicht nach Wembley zu fliegen, sondern nach Hilden zu fahren", sagte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am Samstag in der Stadthalle.

 Peer Steinbrück, der mit Ehefrau Gertrud (2. v. l.) kam, gab Torsten Brehmer (r.) ein Autogramm. Er wurde von Birgit Alkenings und Horst Thiele begrüßt.

Peer Steinbrück, der mit Ehefrau Gertrud (2. v. l.) kam, gab Torsten Brehmer (r.) ein Autogramm. Er wurde von Birgit Alkenings und Horst Thiele begrüßt.

Foto: ola

Dort feierten die Hildener Sozialdemokraten ihr 150-jähriges Bestehen — mit Peer Steinbrück und dessen Frau Gertrud als Ehrengästen. Er sei Aufsichtsratsmitglied bei Borussia Dortmund, erklärte der Spitzenpolitiker, der sein Wahlkreisbüro in Hilden hat. Bei der Abstimmung des Termins habe er nicht geahnt, dass sein Verein es bis ins Fußball-Endspiel schaffen könne. "Ich hatte gedacht, wir fliegen vorher raus."

300 geladene Gäste waren in die Stadthalle gekommen, darunter langjährige Weggenossen wie Ingeborg Friebe, Gerd Kirchhoff, Karl-Heinz Schmider, Werner Siggelkow, Max Rech, Karl Obermeier, Reiner Pennekamp, Hans-Werner Schneller, Jürgen Scholz, Martin Brüning, Thomas Pagel, Kerstin Griese und Jens Geyer, aber auch Politiker anderer Parteien, wie die stellvertretenden Bürgermeister Rudi Joseph (FDP) und Norbert Schreier (CDU).

"Keine andere Partei, kein anderes Land kann wie die SPD auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken", sagte Steinbrück. Das zeige, dass die Grundwerte der Sozialdemokraten — Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität — zeitlos seien. Schon ganz in Wahlkampfstimmung machte er einen Ritt durch Themen wie Mindestlöhne, Bildungssystem, Generationenkonflikt, Steuerflucht und allgemeine Politikverdrossenheit. Angesichts der Tatsache, dass die Mehrzahl der Gäste im Saal älteren Semesters war, räumte er ein, dass einige SPD-Rituale auf jüngere Menschen altbacken wirken könnten.

Politisches Engagement sei aber nach wie vor wichtig. "Wer soll denn sonst demokratisch legitimierte Mehrheitsentscheidungen treffen? Talkshows? Ein Ältestenrat?", fragte er. Ebenso wichtig sei es, in der Politik verschiedene Charaktere zu haben, so wie seinerzeit Klaus Hänsch und Uwe Holtz. "Ein Wahlergebnis wie Uwe Holtz mit über 40 Prozent werden wir aber wohl nicht mehr so schnell erreichen."

Holtz — für seinen Wahlkreis Mettmann I bis 1994 im Bundestag — war wie Hänsch ebenfalls gekommen und schenkte den Hildenern einen Originalzeitungsausschnitt aus dem Jahr 1875 mit einem Bild von Ferdinand Lassalle. Es habe bis 1994 bei ihm im Büro im "Langen Eugen" gehangen, sagt er. Hildens Parteivorsitzende Birgit Alkenings — die später zu den Geehrten für langjährige Mitgliedschaft gehörte — versprach, dafür einen Ehrenplatz im Parteibüro zu finden.

Altbürgermeister Günter Scheib gab einen Überblick über die Geschichte der Hildener SPD — und erinnerte dabei an sein Wahlkampfplakat aus dem Jahr 1989 mit Johannes Rau und dem Titel: "Unser Johannes heißt Günter". Die Reaktion der Grünen: Sie stellten bei ihm in der Nähe ein Plakat auf mit der Aufschrift: "An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes." Noch immer könne er darüber schmunzeln.

Bürgermeister Horst Thiele (SPD) verwies auf die frühe wirtschaftspolitische Kompetenz der Hildener Sozialdemokraten, indem sie beispielsweise in den 1970er-Jahren dafür waren, dass die Stadt die alten Firmengelände von Krupp, Thyssen und Rheinstahl aufkaufte und selbst besiedelte. Außerdem hätten sie die Hildener Fußgängerzone gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt. "Wer kann sich dort heute noch zwei Straßenbahnen und Autoverkehr vorstellen", fragte er.

Soukaina El Halimi (14) verfolgte die Festreden aufmerksam. "Ich finde das sehr interessant", sagte die Bonhoeffer-Gymnasiastin. "Ich bin im Jugendparlament und war vorher schon im Kinderparlament."

(RP/EW/top)
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