Haan Sozialticket – Ausgabe funktioniert jetzt

Haan · Die Haaner Verwaltung hat sich nach drei Monaten mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr auf ein Verfahren geeinigt.

 Bei Michael Domeracki im Rheinbahn-Center Hilden erhalten Kunden des Haaner Sozialamtes das Sozialticket. Es heißt "Mein Ticket", um die Nutzer nicht zu diskriminieren.

Bei Michael Domeracki im Rheinbahn-Center Hilden erhalten Kunden des Haaner Sozialamtes das Sozialticket. Es heißt "Mein Ticket", um die Nutzer nicht zu diskriminieren.

Foto: Olaf Staschik

Mit zwölf Wochen Verspätung können jetzt auch Kunden des Haaner Sozialamtes den verbilligten Fahrausweis erhalten. Hintergrund: Bürgermeister Knut vom Bovert hatte sich bislang geweigert, die dafür nötigen Berechtigtenausweise im Sozialamt ausstellen zu lassen. Dafür fehlten Mitarbeiter. Jetzt sei mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr ein anderes Verfahren vereinbart worden, bestätigte Amtsleiter Udo Thal. Nur drei Städte im Kreis Mettmann hatten die Ausgabe der Berechtigtenausweise verweigert: neben Haan auch Wülfrath und Velbert.

Wer Unterstützung vom Haaner Sozialamt erhält (Sozialhilfe, Wohngeld, Asylbewerberleistungen), kann das Sozialticket erwerben. Der Original-Leistungsbescheid wird dafür auf dem Sozialamt mit einem speziellen Aufkleber des VRR versehen. Damit können die etwa 550 Haaner Berechtigten im Rheinbahn-Kundencenter — beispielsweise in Hilden, denn Haan hat keins — das Ticket für 29,90 Euro kaufen. Die verbilligte Monatskarte gilt im ganzen Kreis Mettmann.

Hilden und Monheim hatten sich im vergangenen Jahr als einzige Kommunen im Kreis an einem Modellversuch beteiligt. In Hilden hatten etwa zehn Prozent der 3000 Berechtigten das Sozialticket in Anspruch genommen, stellte das Sozialamt fest. Neben den Kunden des Sozialamtes können auch Hartz-IV-Empfänger das Sozialticket erhalten. Sie werden im Kreis Mettmann vom Jobcenter Mettmann betreut.

Das Jobcenter war — genauso wie die Stadt Haan — mit der Ausstellung der Berechtigtenausweise für ihre potenziellen 35 700 Sozialticket-Kunden im Kreis nicht einverstanden, wollte die Meinungsverschiedenheiten mit dem VRR aber nicht auf dem Rücken ihrer Kunden austragen, betont Geschäftsführerin Martina Würker: "Wir stellen nach wie vor die Berechtigtenausweise für das Sozialticket aus. Unsere Kunden sollen keine Nachteile haben." Die 1900 Jobcenter-Kunden in Haan können das Sozialticket seit 1. Januar im Jobcenter Haan erhalten. Wie viele den verbilligten Fahrausweis tatsächlich nutzen, werde nicht erfasst, sagte Sprecherin Kirsten Fink.

Bürgermeister Knut vom Bovert hatte das Sozialticket begrüßt, zugleich aber betont, dass dies keine kommunale Aufgabe sei. Der Stadtverwaltung Haan entstehe "zwangsläufig" ein "personeller Mehraufwand". Die Berechtigung muss geprüft und der Ausweis mit Vorname, Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Tarifgebiet und Gültigkeit ausgefüllt werden. Dieser Vorgang kann auch mehrmals im Jahr erforderlich sein, da die Berechtigung nur sechs Monate gültig sei. Vom Bovert konnte nicht nachvollziehen, warum der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr die Bewilligungsbescheide über Sozialleistungen der Stadt Haan für das Sozialticket nicht wie andere Behörden akzeptiere.

Bernd Stracke, Vorsitzender des Sozialausschusses, kritisierte, der Streit zwischen Stadt und VRR werde auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen. Der Sozialausschuss beauftragte die Verwaltung im Februar, kurzfristig eine Übergangslösung zu finden.

Hubert Gering, Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer Haan, mochte den Streit um die Sozialticket-Ausgabe nur mit einem "peinlichen Schweigen" kommentieren. Die von der Stadtverwaltung genannte Zahl von 550 Berechtigten hielt Gering für zu niedrig: "Ich würde das Dreifache, also rund 1500 Berechtigte schätzen." Bislang hätten im Schnitt zehn Prozent der Berechtigten das Sozialticket genutzt. Das bedeute 55 bis 150 Verwaltungsakte. Gering: "Wenn das die Haaner Verwaltung nicht stemmen kann, habe ich Probleme, das zu verstehen."

www.rp-online.de/hilden

(RP/rl)
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