Haan Sozialdienst hat jetzt eine Sorge weniger

Haan · Die monatelange Suche nach einem neuen Lager für die Haaner Tafel ist beendet. Trotzdem kann der SKFM Haan nicht durchatmen. Denn das neue Projekt "Netzwerk Mensch" und auch nötige Investitionen erfordern eine Menge Geld und Unterstützung

 Marion Beckershoff und Hubert Gering vor einem Wandtattoo in der SKFM-Geschäftsstelle an der Breidenhofer Straße.

Marion Beckershoff und Hubert Gering vor einem Wandtattoo in der SKFM-Geschäftsstelle an der Breidenhofer Straße.

Foto: Schuermann, Sascha

Das neue Lager für die Haaner Tafel soll an der Dieselstraße eingerichtet werden. Dort, in einem früheren Galvanisierbetrieb werden derzeit Räume für kleinere Firmen errichtet. Ein Treppenbauer wird sich dort ebenso ansiedeln wie eine Küche, die Kindertageseinrichtungen und Schulen mit täglich frischem Essen versorgt. Der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) wird Räume im Keller des Gebäudes anmieten. Über einen Lastenaufzug können die Waren aus und zu den Lieferfahrzeugen gebracht werden. "Das ist fast ideal", freute sich SKFM-Geschäftsführer Hubert Gering gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post. Die Räume seien kühl und hoch, so dass keine Probleme bestehen, die vorhandenen Kühlhaus-Boxen aufzustellen, die derzeit noch in der früheren Sakristei der Kirche Maria vom Frieden stehen. Das ehemalige Gotteshaus an der Hochdahler Straße wird im Herbst abgerissen und macht Platz für einen neuen viergruppigen Kindergarten.

Auf rund 7000 Euro schätzt Gering den Aufwand für Miete und Betriebskosten; der Mietvertrag muss noch unterschrieben werden. Doch der Tafel-Betrieb wird noch teurer. Denn nach sieben Jahren Kurzstreckenverkehr muss ein neuer Opel Combo mit Kühlaufbau in Dienst gestellt werden. Obwohl die Lidl-Pfandgeldstiftung den Löwenanteil des neuen Fahrzeugs tragen würde, kann der örtliche SKFM den verlangten Eigenanteil von 25 Prozent nicht aufbringen, bedauert Marion Beckershoff. Sie freut sich ebenso wie Hubert Gering über die Zusage von Pfarrer Dr. Reiner Nieswandt, dass die Pfarrgemeinde St. Chrysanthus und Daria an sich finanziell für die Tafel stark machen wolle.

Etwas ganz Neues besteht derzeit nur auf dem Papier: Der SKFM Haan will möglichst zum Jahresbeginn 2014 sein Projekt "Netzwerk Mensch" starten. Unter dieser Überschrift soll zum einen, gemeinsam mit dem Seniorenbeirat, eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut werden, vor allem aber ein "Lotsenpunkt". Darin sollen sich alle ehrenamtlichen Angebote vernetzen und auch Beratungen für Menschen in Lebenskrisen angeboten werden. Marion Beckershoff, die vor sechs Jahren die Haaner Tafel gründete und seither aufbaute, investiert schon jetzt eine Menge Zeit in das neue Vorhaben, das sie als Gestalttherapeutin mit psychologischer Fortbildung mit entwickelt hat. "Es gibt diesen Bedarf, das erfahren wir in unserer täglichen Arbeit. Wir reagieren darauf und sehen zu, wie wir im Einzelfall helfen können." Und: "Unsere Idee ist es, alle in ein Boot zu holen und die Angebote zu verzahnen", erläutert sie.

Mit dem Konzept für das Projekt hatte sich der SKFM beim Bundesministerium für Familien und Senioren um Zuschussmittel beworben. Eine Startfinanzierung von rund 15 000 Euro steht in Aussicht. Allerdings kalkuliert Geschäftsführer Hubert Gering die für qualifiziertes Personal — eine halbe Stelle für die Nachbarschaftshilfe und eine halbe Stelle für Beratung — und nötige Räume anfallenden Kosten für die ersten fünf Jahre auf 350000 bis 400000 Euro. Bisher gibt es für diese Summen keine verlässlichen Zusagen. Auf Spenden allein kann und will Gering nicht bauen. "Wir können auch kleiner starten", meint der Geschäftsführer, weist aber gleich darauf hin, dass auch ehrenamtliche Arbeit Geld koste.

"Wir betreten mit dem ,Netzwerk Mensch' Neuland", sagt Gering. Der SKFM Haan könne in seinem Vorhaben "nirgendwo etwas abgucken". Nicht nur die Finanzierung muss noch abgesichert werden. Auch stehen noch diverse Gespräche aus, wie eine Nachbarschaftshilfe, die im übrigen vom Seniorenbeirat angeregt wurde, aufgebaut und betrieben werden kann. Der SKFM will vor dem Start des Angebotes noch Kontakt mit der Handwerkskammer aufnehmen, um auch Grenzen ziehen zu können, bis wohin ehrenamtliche Hilfen gehen können und wo Aspekte von Schwarzarbeit berührt sind.

www.rp-online.de/hilden

(RP)
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