Berufungsprozess am Landgericht Wuppertal Mietwagen für 23.000 Euro verkauft

Hilden/SOLINGEN/WUPPERTAL · Der Solinger soll den Mercedes in einer Hildener Tiefgarage mit gefälschten Papieren verkauft haben. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten.

 Das Amtsgericht hatte den Verkäufer wegen Betruges zu 18 Monaten Haft verurteilt. Jetzt stand er wieder vor Gericht.

Das Amtsgericht hatte den Verkäufer wegen Betruges zu 18 Monaten Haft verurteilt. Jetzt stand er wieder vor Gericht.

Foto: dpa/Peter Steffen

Kurz nach Weihnachten 2019 hatte ein schwarzer Mercedes C250 seinen Besitzer gewechselt. Auf der Zulassungsstelle kam das böse Erwachen für die neuen Eigentümer: Die Papiere waren gefälscht. Das Auto wurde eingezogen, das Geld war weg. 23.000 Euro hatten sie hingeblättert für den Wagen, nachdem sie mit dem Verkäufer aus Solingen in einer Tiefgarage in Hilden nach einer Probefahrt einig geworden waren. Weil die Käufer nicht genug Bargeld dabei hatten, fuhr man gemeinsam zu einer Bankfiliale in Hilden. Dort wurde gleich der Kaufvertrag unterschrieben und das abgehobene Geld übergeben.

Nun traf man sich vor Gericht wieder – schon zum zweiten Mal. Das Amtsgericht hatte den Verkäufer wegen Betruges zu 18 Monaten Haft verurteilt. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war das angesichts der Vorstrafen des Angeklagten nicht genug. Außerdem hatte es der Amtsrichter versäumt, die Einziehung der 23.000 Euro anzuordnen. Das sollte nun im Berufungsurteil nachgeholt werden.

Dass er sein Geld irgendwann wiedersieht: Darauf hofft auch der betrogene Käufer des Autos. Damit muss er sich allerdings weiter gedulden, der Prozess wurde gleich nach dem Auftakt ausgesetzt. Nun sollen erst mal Zeugen gefunden werden, die etwas zu dem sagen können, was der Angeklagte zu seiner Verteidigung vorgebracht hatte. Der Tenor: Er sei selbst übers Ohr gehauen worden von einem Bekannten.

Diese Geschichte hat er vor Gericht erzählt: Bevor er 2015 in den Knast musste, will er eine GmbH erworben haben, um nach der Entlassung einen Hausmeisterservice aufziehen zu können. Als es drei Jahre später soweit gewesen sei, habe er festgestellt, dass ihm für die GmbH diverse Rechnungen vom Finanzamt ins Haus geflattert seien. Daraufhin habe er den vorherigen Geschäftsführer kontaktiert und Geld gefordert. Der habe ihm angeblich das gesagt: Mit Geld, das sei momentan schlecht. Aber ein Auto könne er ihm geben, das könne er verkaufen und damit die Rechnungen vom Finanzamt bezahlen.

Daraufhin will der Angeklagte den Wagen im Internet angeboten haben und nach Hilden gefahren sein, um den Bekannten zu treffen. Der wohne in einem Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage, in der der Daimler gestanden habe. Weil der Bekannte kurz darauf in den Urlaub geflogen sei, habe er ihm die Schlüssel für den Wagen und seine Wohnung gegeben. Dort habe er dann während des Verkaufsgesprächs mit dem neuen Eigentümer die Papiere geholt. Das diese gefälscht waren und die Vordrucke zuvor bei der Zulassungsstelle in Düsseldorf geklaut worden waren, will der Solinger nicht gewusst haben. Dass er einen Ausweis mit falschem Namen vorgezeigt hat, in dem ein Bild von ihm aus jüngeren Jahren „reingebastelt“ gewesen sei? Auch das stimme nicht, er sei nicht der Mann auf dem Foto.

Das will der Staatsanwalt nun durch einen Gutachter feststellen lassen. Der besagte Mercedes ist im Übrigen verschwunden. Das Straßenverkehrsamt hat ihn an die Firma zurückgegeben, von der ihn der in den gefälschten Papieren eingetragene Besitzer angeblich für 1800 Euro im Monat gemietet haben soll. Der Geschäftsführer dieser Vermietungsfirma ist ausgerechnet der Bekannte des Angeklagten, der ihm die Hausmeister-GmbH verkauft haben soll.

Inzwischen gibt es neue Vorwürfe gegen den Solinger: Er soll illegal mit Autoteilen gehandelt und in einem Notarvertrag falsche Angaben zu Vorstrafen gemacht haben.

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