Der Jeck Der Woche Matthias Patock So kommt die Turnerschaft in den Hildener Zoch

Hilden · In der Serie "Jeck der Woche" stellen wir Menschen vor, ohne die aus dem Hildener Karneval nicht wegzudenken sind.

 Jecke Sportler (von links): Matthias Patok Azubi Marco Döpper Kassenwartin Norma Zivilonghi, Azubi Harald Zoglowek,Vorsitzender Sven Reuter.

Jecke Sportler (von links): Matthias Patok Azubi Marco Döpper Kassenwartin Norma Zivilonghi, Azubi Harald Zoglowek,Vorsitzender Sven Reuter.

Foto: ola

Auf den ersten Blick haben Karneval und Sport nicht viel miteinander zu tun. Doch der Schein trügt, denn sowohl die Jecken als auch Sportler müssen zum Beispiel über eine gute Kondition verfügen, und beide sind mit viel Spaß und aus Überzeugung bei der Sache. Vielleicht gaben eben diese Parallelen den Ausschlag bei den Verantwortlichen der Hildener Allgemeinen Turnerschaft (HAT), ihre närrische Seite zu entdecken und sich für den Rosenmontagszug anzumelden.

Ebenfalls ins Gewicht fiel jedoch, dass der größte Sportverein der Itterstadt in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Ausgerechnet einem Blick über den Tellerrand —nämlich nach Haan — ist es zu verdanken, dass Mitglied Matthias Patock die Idee hatte, die HAT in den närrischen Lindwurm einzuschleusen. Ende 2012 erhielt der HAT-Sportwart einen Anruf des Carne-vals Comitees Hilden (CCH), ob denn die Hildener AT als größter Sportverein der Stadt nicht im Ro-senmontagszug mitgehen wolle. "Das kam für uns jedoch sehr kurz-fristig, so dass wir absagen muss-ten", erzählt Patock.

Vorher, das gibt er offen zu, sei er gar nicht auf die Idee gekommen, sich mit dem Verein beim jecken Treiben zu beteiligen. "Erst nach dem Telefonat habe ich mal darüber nachgedacht — auch über meinen Wohnort Haan. Beim dortigen Familienkarnevalsumzug am Tulpensonntag ist der Haaner Turnverein jedes Jahr mit einer riesigen Fußtruppe vertreten", stellt er fest. Also legte er die Idee für ein paar Monate in eine geistige Schublade, um sie rechtzeitig zu den Planungen für das Jubiläumsjahr wieder hervorzuholen. "Ich habe sie im Vorstand präsentiert, und sie kam sehr gut an", erinnert sich Patock.

Natürlich werden sich nicht alle rund 3300 Mitglieder der HAT be-teiligen, aber der Verein will sich dennoch zahlenmäßig stark präsentieren. Knapp 20 Narren fahren auf dem — in Langenfeld geliehenen — Mottowagen, und dahinter soll eine Fußtruppe von mindestens 50 Sportlern folgen. Mitmarschieren sollen Vertreter unter anderem aus den Abteilungen Soft- und Baseball, Inline Skaterhockey, Schwimmen und Triathlon, natürlich (fast) alle in sportarttypischer Gewandung. "Die Schwimmer werden allerdings mit Bademänteln bekleidet sein. Badeanzüge und -hosen wären An-fang März des Guten dann vielleicht doch zuviel", bemerkt Patock.

Ein Wort des Dankes richtet er an den Hildener Bauern Ferdi Wirtz, der Traktor und vor allem einen Fahrer bereitstellt. Für die HAT-Sportler bietet sich beim Rosenmontagszug nicht nur die Möglichkeit, ausnahmsweise mal ausgelassen im Zoch und nicht am Rand zu feiern, sie können zudem auf ihr Vereinsjubiläum hin-weisen, für das bereits ein überdi-mensionales Jubiläumswappen kreiert wurde. In der Nacht zu Rosenmontag ist die Kreativität der jecken Truppe vom Holterhöfchen wieder gefordert: "Da der Mottowagen am Sonntag noch in Unterbach im Einsatz ist, können wir ihn erst abends umdekorieren — natürlich in unseren Vereinsfarben Rot, Weiß und Grün", betont der Sportwart.

Den letzten Auftritt der HAT im Hildener Karneval kennt Patock nur aus dem Archiv. Vor einigen Jahrzehnten sei das gewesen, doch erinnern dürften sich daran höchstens die etwas älteren Mitglieder, stellt er fest. "Deswegen darf man wohl getrost von einer kleinen Premiere, zumindest aber von einem Comeback sprechen", sagt Patock. Und weil der Verein so gut wie keine karnevalistische Erfahrung hat, holte sich das Organisationsteam, in dem auch der HAT-Vorsitzende Stefan Reuter und die Abteilungsleiter wirken, den Rat von Experten ein. "Vor allem in puncto Kamelle haben wir schlicht keine Ahnung", gibt Patock zu, "und es wäre ja sehr peinlich, wenn uns auf halber Strecke das Wurfmaterial ausginge."

Die Vorfreude bei den Sportlern auf Rosenmontag ist riesig — trotz oder gerade wegen der Nervosität im Vorfeld. Der Vorstand, erklärt Patock, hätte nie gedacht, wie viel Aufwand vor allem im Detail nötig sei. "Die Organisation ist erstaulich umfangreich", bringt er es auf den Punkt. Ihm fällt dabei noch eine weitere Parallele zwischen Karneval und Sport ein: "Bevor ist los geht, ist die Anspannung immer riesig. Ist aber erst der Startschuss gefallen, geht alles wie von selbst."

(doe)
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