Papageien aus Düsseldorf geflüchtet Sittiche fühlen sich in Hilden wohler als auf der Kö

Hilden · Sie sind nicht zu überhören: Auf dem Gelände des Evangelischen Schulzentrums an der Gerresheimer Straße hat sich offenbar eine Kolonie von Halsbandsittichen angesiedelt. Andere tierische Einwanderer machen Probleme.

 Der Halsbandsittich hat sich jetzt auch am Evangelischen Schulzentrum eingebürgert. Die kanadischen Wildgänse fühlen sich im Hildener Norden wohl und den amerikanischen Signalkrebs gibt es auch in der Itter.

Der Halsbandsittich hat sich jetzt auch am Evangelischen Schulzentrum eingebürgert. Die kanadischen Wildgänse fühlen sich im Hildener Norden wohl und den amerikanischen Signalkrebs gibt es auch in der Itter.

Foto: Wenzel, Staschik, privat

Abends gegen 17 Uhr kehren die Alexandersittiche von ihren Streifzügen zurück und hocken laut krächzend in den Bäumen. Das ist dann nicht zu überhören. "Mich stört's nicht und das Schulzentrum ist dann ja praktisch leer", meint Kretschmer. Im Stadtpark wurden die grünen Exoten auch schon gesichtet.

 Der Halsbandsittich hat sich jetzt auch am Evangelischen Schulzentrum eingebürgert. Die kanadischen Wildgänse fühlen sich im Hildener Norden wohl und den amerikanischen Signalkrebs gibt es auch in der Itter.

Der Halsbandsittich hat sich jetzt auch am Evangelischen Schulzentrum eingebürgert. Die kanadischen Wildgänse fühlen sich im Hildener Norden wohl und den amerikanischen Signalkrebs gibt es auch in der Itter.

Foto: Wenzel, Staschik, privat

Dr. Wolfgang Gettmann, vor seinem Ruhestand Direktor des Aquazoos in Düsseldorf, kennt die Halsbandsittiche aus dem Düsseldorfer Nordpark gut. An seinem Wohnort im Hildener Osten hat der Zoologe die schnellen Flieger noch nicht gesehen: "Mir ist aufgefallen, dass es zwischen dem Hildener Osten und dem Düsseldorfer Nordpark bis zu zwei Grad Temperaturunterschied gibt. Die Halsbandsittiche sind auf Wärme und Obst angewiesen. Vielleicht erklärt das, warum ich die Halsbandsittiche weder im Hildener Osten noch im Stadtwald gesehen habe."

Unter Naturschützern und Biologen ist umstritten, ob die ausgebüchsten oder ausgewilderten Tiere heimischen Arten schaden. "In der Tier- und Pflanzenwelt ist eigentlich keine Stelle frei", erläutert Gettmann: "Die Grenzen der Verbreitung von Tieren verschieben sich ständig." Britische Wissenschaftler sahen 2009 negative Auswirkungen auf die Tierwelt und gaben die Halsbandsittiche zum Abschuss frei. In Deutschland kam das Bundesamt für Naturschutz 2012 zu einer anderen Einschätzung. "Der Halsbandsittich stellt keine erhebliche Gefahr für die biologische Vielfalt dar, so Stefan Nehring.

Tierische Einwanderer bringen aber auch Probleme mit. Auf dem Elbsee und dem Unterbacher See sowie den anliegenden Wiesen haben sich Kanadische Gänse angesiedelt. Die Zugvögel stammen ursprünglich aus Nordamerika und finden hier so günstige Bedingungen vor, dass sie sich dauerhaft niedergelassen und stark vermehrt haben. Sie koteten die Liegewiesen der Bäder am Unterbacher See zu. Tritt bei den Gänsen die Vogelgrippe auf, wäre dies das sichere Aus für den Hildener Geflügelhof von Bernhard Möller in der Elb: "Dann müssten in einem bestimmten Radius alle unsere 4500 Hühner, egal ob im Stall oder draußen, gekeult werden, um die Seuche einzudämmen."

Anderes Beispiel: Waschbären. Die putzigen Raubtiere sind eigentlich in Nordamerika zu Hause, breiten sich hierzulande aber unaufhaltsam aus. Im Gruitener Naturschutzgebiet Grube 7 haben sie die seltene Kreuzkröten-Population vertilgt. Froschfleisch scheint für Waschbären eine Delikatesse zu sein. Auch die Population der Erdkröten, Grasfrösche und Geburtshelferkröten hat rapide abgenommen, berichten die Landschaftswärter Hans-Joachim Friebe und Volker Hasenfuß und sprechen von einer Katastrophe. Auch am Boden brütende Vögel seien bedroht. Etwas tun gegen die pelzigen Räuber können sie nichts.

Sorgen macht auch der amerikanische Signalkrebs. Er ist ein unerwünschter Rivale des heimischen Edelkrebses, erläutert Wolfgang Gettmann: "Mein Otter Nemo fängt ihn in der Itter." Durch die Krebspest, eine Pilzerkrankung, wurde der Edelkrebs in Deutschland in den 1960er Jahren stark dezimiert. Deshalb bürgerte man einen Verwandten, den Signalkrebs aus den amerikanischen Rocky Mountains, ein. Das war ein Fehler. Er ist resistent gegen den Pilz, überträgt ihn aber trotzdem weiter an die heimischen Verwandten. "Inzwischen ist der heimische Edelkrebs vom Aussterben bedroht", so Gettmann. In der Düssel ist der Amerikaner schon seit Jahren verbreitet, tausende Tiere leben dort. Er wurde auch schon im Rhein gesehen.

(RP)
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