Hilden Sieben Weihnachtsgeschichten aus Hilden

Hilden · Weihnachten steht vor der Türe – ein Weihnachten im Corona-Modus mit vielen Einschränkungen. Wie haben die Menschen früher gefeiert? Sieben Beispiele gewähren Einblicke in die Vergangenheit.

Sieben Weihnachtsgeschichten aus Hilden
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Foto: Rolf Schnatenberg/Christoph Schmidt

Wir haben in die Vergangenheit geschaut und sieben Fakten über die Zeit rund um das Weihnachtsfest in der Itterstadt zusammengetragen, die Sie vielleicht überraschen.

1) Steckrübenwinter sorgt für mageres Weihnachtsmahl. Schlechtes Wetter im Herbst und der Ausfall großer Teile der Ernte haben im Winter 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg 1914-1918 – zu einer Hungersnot auch in Hilden gesorgt. Johann Bonke berichtet später in der Hildener Zeitung, dass kaum Lebensmittel zur Verfügung standen und die Kartoffeln in der Schule an der Augustastraße und am Güterbahnhof ausgegeben wurden. Wenn auch der Metzger Becker an der Apfelstraße kein Fleisch mehr hatte, wurde das Weihnachtsmahl „durch ein Täubchen bereichert“. Doch der Abschuss der Tauben war streng verboten. Aber es gab andere Mittel und Wege, ihrer habhaft zu werden.

2) Rathaus wird eingeweiht. Wenige Tage vor dem Fest wurde im Jahr 1900 das neue Hildener Rathaus (heute Bürgerhaus Mittelstraße 40) feierlich eingeweiht. Es war der steingewordene Stolz auf das frisch erworbene Stadtrecht. Und – ganz schön peinlich – ein Schwarzbau. Die Stadtverwaltung hatte glatt vergessen, sich selber eine Baugenehmigung zu erteilen. Das wurde erst im letzten Augenblick von der Aufsichtsbehörde bemerkt und in Hilden dann diskret korrigiert. Am 21. und 22. Dezember durften alle Hildener einen Blick in das „Prachtgebäude im Stil der Spätrenaissance“ aus Waiberner Tuff- und Lauterthaler Sandstein werfen. Statt der veranschlagten 130 000 Mark kostete das prächtige Rathaus am Ende übrigens 163 633 Mark.

3) Weihnachtssingen am Pub. Was vor mehr als 30 Jahren als kleine Runde mit Freunden begonnen hat, zieht heute mehr als 1000 Hildener jedes Jahr an Heiligabend auf die abgesperrte Schützenstraße. Das Weihnachtsliedersingen des Pub genießt Kultstatus. Für viele gehört es zu Weihnachten wie die Bescherung am Abend – doch in diesem Jahr muss es erstmals ausfallen.

4) Weihnachtsmarkt seit 1978. Vor 42 Jahren gab es in Hilden den ersten Weihnachtsmarkt unter der Fahne der Werbegemeinschaft. Aus 20 selbst gezimmerten Spanplattenbuden wurden inzwischen mehr als 100 Stände. Und das stimmungsvollste Heimatfest. Doch der Markt fällt in diesem Jahr wegen Corona aus. Übrigens soll es schon vor der Nazi-Diktatur in Hilden eine Art Weihnachtsmarkt gegeben haben.

5) Hexen am Jaberg. In den „heiligen Nächten“ zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen am 6. Januar sollen Hexen aus dem Bergischen Land rund um den Jaberg tanzen – das behaupten jedenfalls Hildener Sagen, die Menschen in früheren Jahrhunderten dazu brachten, nach Weihnachten die Gegend um Hildens höchste Erhebung zu meiden. Der Teufel höchstpersönlich soll sich das Spektakel in Gestalt eines „kohlschwarzen“ Ziegenbocks anschauen. Gemeinsam plauderten er und seine Verehrerinnen demnach bis zum ersten Hahnenschrei über ihre Schandtaten.

6) Weihnachtshaus in Hilden. Bis zu 200.000 Besucher hat das Weihnachtshaus im Hildener Westen jedes Jahr angelockt. 14 Jahre lang hielt Unternehmer Uwe Bajorat die Tradition aufrecht. Sogar der Coca-Cola-Truck kam vorbei. Doch 2006 leuchteten die rund 160.000 Glühbirnen ein letztes Mal. Aus persönlichen Gründen war Schluss, wie der Dachdecker bekannt gab.

 Wenn das Pub zum Weihnachtsliedersingen auf der abgesperrten Schützenstraße ruft, kommen am Morgen des Heiligabend bis zu 1000 Hildener auf ein Bier oder einen Glühwein vorbei.

Wenn das Pub zum Weihnachtsliedersingen auf der abgesperrten Schützenstraße ruft, kommen am Morgen des Heiligabend bis zu 1000 Hildener auf ein Bier oder einen Glühwein vorbei.

Foto: Pub

7) Flucht ins jwd. Weihnachten ist das Fest der Familie. Das ist für Heranwachsende und Jugendliche aber manchmal nur schwer auszuhalten. Zum Glück gab es für sie eine Zuflucht in Hilden: die Kult-Disco jwd. Generationen von Hildenern haben dort den Heiligabend (nach der Bescherung) und den Abend des Zweiten Weihnachtsfeiertages verbracht – mit ganz vielen anderen Geflüchteten. Am 29. Juni 2008 war nach 23 Jahren Schluss für den legendären Jugendtreff, der von Uwe und Axel Müller, Peter und Thomas Plötzer sowie Guido Breitenbach betrieben wurde.

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