Analyse Sexualtat: Ermittlungen sind eingestellt

Hilden · Ein gutes halbes Jahr ist es her, dass eine 18-Jährige im Haus ihrer Pflegeeltern an der Fabriciusstraße beinahe vergewaltigt wurde. Die junge Frau leidet noch immer unter dem Erlebten. Der Täter läuft dagegen weiterhin frei herum. Die Fahndung mit einem Phantombild brachte keinen Erfolg. Lediglich zwei Hinweise seien eingegangen, berichtet Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. Beide seien überprüft worden, hätten aber nicht zum Täter geführt. "Das Verfahren ist deshalb im August eingestellt worden", so Herrenbrück. Sollte es jedoch neue Hinweise geben, würde man es jederzeit wieder aufnehmen.

 Frank Manert, dessen Tochter sexuell belästigt wurde, erwartete von der Polizei eine engagierte Ermittlung.

Frank Manert, dessen Tochter sexuell belästigt wurde, erwartete von der Polizei eine engagierte Ermittlung.

Foto: Staschik

Nach Meinung der Pflegeeltern trägt die Polizei eine Mitschuld daran, dass der Unbekannte bislang nicht gefasst wurde. Die Beamten hätten viel zu spät und zudem "laienhaft" reagiert. "Der Vorfall zeigt, dass wir nur in einer scheinbaren Sicherheit leben", sagt Pflegevater Frank Manert. "Eine schnelle eigene Reaktion ist angemessener, als auf Hilfe zu warten."

 Staatsanwalt Ralf Herrenbrück hat das Verfahren eingestellt.

Staatsanwalt Ralf Herrenbrück hat das Verfahren eingestellt.

Foto: tbu

Was war passiert? In der Nacht zum 1. April, einem Sonntag, ging die Schülerin nach einer Party vom Hildener Bahnhof zu Fuß nach Hause und wurde dabei offenbar von dem Mann verfolgt. Weil die junge Frau ihn zunächst für einen Nachbarn hielt, ließ sie ihn mit ins Haus eintreten, wurde von ihm dann aber vor ihrer Wohnungstür von hinten angegriffen und unsittlich angefasst. Weil sie um Hilfe schrie, ließ der Täter von ihr ab und flüchtete. Die Pflegeeltern riefen die Polizei. Die forderte die Familie zunächst auf, selbst zur Wache zu kommen, weil kein Polizeiwagen verfügbar sei. Erst auf Nachdruck erschienen die Beamten vor Ort. Nach Aussage der Familie nach rund 20 Minuten, nach Auskunft der Polizei nach exakt 16 Minuten. Da war der Täter schon über alle Berge.

 Landrat Thomas Hendele ist Chef der Polizei im Kreis.

Landrat Thomas Hendele ist Chef der Polizei im Kreis.

Foto: jd-

Auch das weitere Vorgehen der Ermittler enttäuschte die Familie. Die Beamten hätten so gut wie keine Spuren gesichert. Das Video der Überwachungskamera auf dem Bahnhof sei zu spät angefordert worden, so dass es bereits gelöscht war. Das Phantombild des Unbekannten wurde erst zwei Wochen nach der Tat angefertigt und sogar erst nach drei Monaten veröffentlicht. "Wer erinnert sich da noch an irgendetwas?", fragt Frank Manert.

Die Polizei dagegen sieht keinen Grund für Beanstandungen. In der Tatnacht habe es unglücklicherweise zur gleichen Zeit eine Messerstecherei in Erkrath gegeben, die Vorrang gehabt habe, sagt Landrat Thomas Hendele, der Vorgesetzte der Hildener Polizei. Daher hätten die Beamten erst nach 16 Minuten an der Fabriciusstraße sein können. Man habe den Ablauf des Einsatzes aber nicht genauer kontrolliert, da sich die Familie über die Arbeit der Polizei nicht offiziell beschwert habe. Was die genaue Spurensicherung angehe, heißt es von Beamten, könne sie erst wochentags genau vorgenommen werden, weil am Wochenende nur eine Notbesetzung im Einsatz sei. Allerdings könne auch die bereits die ersten wichtigen Maßnahmen ergreifen.

Frank Manert hat seine Erwartungen an die Beamten zurückgeschraubt. "Wir haben großes Feedback von Bekannten erhalten", berichtet er. "Die Anteilnahme, aber auch das Entsetzen sind groß." Er werde nun lieber selbst die Augen offen halten. Seine Pflegetochter sei dabei, das Erlebte zu verarbeiten. Sie habe immer noch Angst, durchs Haus zu gehen.

(RP/ac)
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