Hilden Seniorenbüro bietet Hausbesuche an

Hilden · Ab nächster Woche bekommen über 80-Jährige Hildener Post von der Stadt. Sie werden gefragt, wie sie leben und welche Hilfen sie benötigen. Das Seniorenbüro bietet Hausbesuche an, um Details zu besprechen.

 Diesen Frauen können Senioren vertrauen: Sina Buhrmester (links) und Sabine Hauck kommen auf Wunsch zum Hausbesuch.

Diesen Frauen können Senioren vertrauen: Sina Buhrmester (links) und Sabine Hauck kommen auf Wunsch zum Hausbesuch.

Foto: Stadt Hilden

Bereits 2010 gab es eine ähnliche Aktion. Damals wurden allerdings die über 85-Jährigen angeschrieben. Jetzt nimmt sich die Stadt der über 80-Jährigen an. Noch im Mai bekommen die Jahrgänge 1926 bis 1929 Post.

Reinhard Gatzke, Beigeordneter der Stadt Hilden, schwärmt noch heute von den Hochbetagten: "90 Prozent der über 85 Jährigen haben 2010 auf unser Schreiben geantwortet, 15 Prozent haben einem Hausbesuch zugestimmt. Damit hätte ich nie gerechnet."

Bereits seit zehn Jahren, erzählt der Dezernent, beobachte man, wie die Zahl der Hochaltrigen anwachse. "Schon jetzt ist jeder Dritte über 65 Jahre alt und die über 80-Jährigen machen sechs Prozent der Bevölkerung aus." Zum Vergleich: Die Zehn- bis 18-Jährigen stellen acht Prozent der Bevölkerung."

3408 Hildener sind über 80 Jahre alt. 2030 werden es doppelt so viele sein. Angesichts dieser Entwicklung ist man auch in Hilden darauf bedacht, die Hochbetagten nicht in Seniorenheimen unterzubringen, sondern ihnen lieber Hilfsangebote zu machen, die es ihnen ermöglichen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben. Ingrid Benecke, die Vorsitzende des Vereins "Nachbarschaftshilfe aktiv Hilden" weiß, das es oft nur Kleinigkeiten sind, von denen es abhängt, ob alte Leute ins Heim müssen, oder nicht. "In meiner Nachbarschaft wohnt eine 99-Jährige, die an der Gürtelrose erkrankt ist. Da ihr Sohn im Sauerland wohnt, kann er natürlich nicht täglich vorbeikommen. Deswegen mache ich das jetzt."

Die einen können nicht mehr ihre Fenster putzen oder die Blumen gießen, die anderen brauchen eine Einkaufshilfe oder Essen auf Rädern. Immer häufiger wohnen die Kinder nicht mehr am gleichen Ort und können selbst nicht helfen. In solchen Fällen springt die Nachbarschaftshilfe ein, oder das Seniorenbüro.

Sabine Hauck hat bereits 2010 Hausbesuche gemacht und gibt ihrerseits Beispiele für die Vielfalt der Hilfen, die benötigt werden: "Eine Witwe war neu zugezogen und hatte keine Bekannten. Sie haben wir ins Integrationscafé und zur VHS geschickt." Es gibt fitte Senioren, berichtet Hauck, die ehrenamtliche Aufgaben suchen und Gehbehinderte, die Angst vor Stürzen haben und deshalb zum Arzt begleitet werden wollen.

Mit vielen Problemen rücken die alten Leute erst beim Hausbesuch heraus: "Eine alte Dame brauchte jemanden für die Fußpflege, da konnten wir helfen." Ein guter Helferstamm muss schon vorhanden sein, da ist man sich bei der Stadt einig. Nur dann sei es möglich, den Hochbetagten die Hilfe zu geben, die sie brauchen. Die einen suchen einen Notar, um ihren Nachlass zu regeln, die anderen brauchen Hilfe dabei, eine Pflegestufe zu beantragen oder den passenden Pflegedienst zu finden. Auch Helga und Bodo Pötschke denken darüber nach, wie sie künftig leben werden und wer ihnen helfen soll. Das Ehepaar genießt die warmen Sonnenstrahlen auf einer Bank auf dem alten Markt. Sie hat ein Rezept in der Hand, will gleich noch zur Apotheke. Die 75-Jährige hat im vergangenen Jahr erlebt, wie anstrengend es ist, ihren Mann im Rollstuhl zu schieben. Bodo Pötschke (76) hat die Knie kaputt und mehrere Operationen hinter sich. Einige Monate konnte er gar nicht mehr laufen. Mit Gehhilfen funktioniert es leidlich, "aber wir denken natürlich auch darüber nach, wie es weiter geht. Wenn einer von uns mal nicht mehr da ist." Seine Frau nickt. Ihre Kinder sollen sie nicht pflegen, darüber sind sie sich einig. "Die haben ihr eigenes Leben und wir unseres. Das soll auch so bleiben", meint Bodo Pötschke.

"Ich fände es gut, wenn jemand von der Stadt bei uns vorbeikäme und uns beraten würde", sagt Helga Pötschke und ihr Mann stimmt zu. "Auch bei uns im Bürgerverein Meide sind Pflege, Nachlass und dergleichen ein Thema. Wir haben uns schon von Experten dazu Rat geholt."

(RP)
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