Rp-Serie Ein Selbstversuch Im Fitness-Studi0 (folge 2) Seltsam: Auf einmal soll ich zu schnell sein

Hilden · Wie die Zeit vergeht. Inzwischen habe ich schon die erste komplette Woche hinter mir, in dem mein kleiner Computer bestimmt, was ich im Training zu tun und (vor allem) zu lassen habe. Unser gemeinsames Ziel (das sieht der Mini-Rechner hoffentlich genauso) ist es, dass ich bis zum Ende des Jahres wieder zehn Kilometer vernünftig am Stück laufen kann.

 Ein Team: Sportpark-Trainer Kim Steinigans will RP-Sportredakteur Michael Deutzmann vom computergesteuerten Ausdauer-Training überzeugen.

Ein Team: Sportpark-Trainer Kim Steinigans will RP-Sportredakteur Michael Deutzmann vom computergesteuerten Ausdauer-Training überzeugen.

Foto: Ralphj Matzerath (Archiv)

Ich war am Anfang nicht wirklich überzeugt und habe mich deshalb geweigert, Geld für die Ausrüstung zu investieren. Damit hatte ich die Rechnung aber ohne Kim Steinigans gemacht, meinen Trainer im Sportpark Landwehr/Hilden: Ich darf es jetzt mit einem Leihgerät probieren. Die ersten Schwierigkeiten beim gegenseitigen Kennenlernen sind "schon" abgearbeitet, denn inzwischen gehorcht die Uhr (Produkt eines finnischen Herstellers, bei dessen Namen mir sofort kalt wird) auf Knopfdruck. Ich betätige eine Taste und es geht los.

Vier Laufeinheiten habe ich in der vergangenen Woche hinter mich gebracht. Ein langer Lauf soll es zuerst sein - was nichts über die Strecke aussagt, die ich bewältigen werde. Also trabe ich eine Stunde lang vor mich hin. Immer dann, wenn ich übermütig werde, gibt mein Com-puter, den ich am linken Handgelenk trage, ein lautes Piepen von sich. Hin und wieder muss ich mich sogar als Fuß-"Gänger" betätigen, damit die Frequenz sinkt. Ich halte immerhin durch - und freue mich auf die nächste Aufgabe, die "30 Minuten lockeres Joggen" vorschlägt. Ich beschließe, mir den Weg ins Studio zu sparen und lieber ein wenig die Umgebung in Berghausen zu erkunden. Das gelingt - aber soll das Laufen sein? Sobald ich mich ein bisschen zügiger in Bewegung setze, wird es am Handgelenk ungemütlich. Ich bin halbwegs genervt, halte mich aber dran.

Ich freue mich trotzdem, weil das Wetter schön ist, und die nächste Einheit klingt sowieso viel besser. Weil mein Trainer noch mit einem anderen Sportpark-Mitglied im Gespräch ist, beginne ich einfach mit dem 45 Minuten langen Intervall-Training. Ich soll mich zwölf Minuten aufwärmen. Kein Problem. Dann treibt mich die Technik an, ich möge doch bitte für vier Minuten die höchsten Frequenz-Stufen vier und fünf erreichen. Also erhöhe ich das Tempo - und finde tatsächlich das richtige Maß, weil ich soeben im für mich erlaubten Bereich bleibe. Die Prozedur "darf" ich drei Mal wiederholen. Als ich später absteige, bin ich tatsächlich müde. Keine Spur mehr von Unterbelastung.

Mein Trainer und ich setzen uns zusammen. Ich erzähle ihm, wie langweilig lockeres Joggen sei. Das hat er erwartet, weil er sowohl mich als auch die Trainingslehre kennt: "Wir machen Grundlagen-Training. Da ist das so." Als ich ihm schildere, wie "gut" ich mittlerweile meinen kleinen Rechner beherrsche, weiß ich für einen Moment nicht, ob er mich ganz ernst nimmt: "Ich spüre deine Euphorie und das ist ein gutes Zeichen." Natürlich versprechen wir uns erneut in die Hand: Wir ziehen das für die weiteren drei Wochen durch. Deshalb bringe ich das lockere Joggen gestern klaglos hinter mich. Zehn Minuten Aufwärmen, 15 Minuten im mittleren Belastungsbereich, fünf Minuten "Cool down".

Was ich fast vergessen hätte: Klar ist mein Programm aufs Laufen und Ausdauer ausgelegt. Doch mein Computer hält es für eine gute Idee, das Pensum zu ergänzen - vor allem für die Tage, an denen kein Lauf vorgesehen ist. Krafttraining? Kein Thema. Erledige ich wie gewohnt im Studio.

Daneben gibt es drei Einheiten, von denen ich nichts geahnt habe: Mobilität statisch (eigentlich ein Widerspruch), Mobilität dynamisch (passt gar nicht zu mir) und Core-Training - das der besonders gezielten Verbesserung der Koordination und Körperstabilität dient. Mein Fazit: Damit wage ich mich vorläufig nicht in die Öffentlichkeit. Lieber bleibe ich dabei, dass ich mein Notebook im Keller aufbaue, die Tür schließe und dann den Anweisungen auf dem Video folge - so "gut" es eben geht. Seltsam: Bei diesen Übungen sehe ich bisweilen ziemlich albern aus. Und die Zeit vergeht auch deutlich langsamer. Michael Deutzmann

(RP)
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