Packender Vortrag in der Marie-Colinet-Sekundarschule Hilden Hilfsfahrt in die Ukraine

Hilden · Viermal waren Sascha Überall und Marion Schneider in der Ukraine, um Spenden, die unter anderem an der Marie-Colinet-Schule Hilden gesammelt wurden, in das Land zu bringen. In einem Bildvortrag berichten sie über ihre Erlebnisse.

Journalist Sascha Überall erklärt den Kindern der achten Klasse, wo genau ihre Spenden in der Ukraine angekommen sind.

Journalist Sascha Überall erklärt den Kindern der achten Klasse, wo genau ihre Spenden in der Ukraine angekommen sind.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ende Februar jährt sich der Angriffskrieg auf die Ukraine. In den letzten Monaten ging es in der deutschen Debatte überwiegend darum, was der Krieg für Auswirkungen auf Deutschland hat, beispielsweise die erhöhten Gas- und Energiepreise. Doch wie geht es den Ukrainerinnen und Ukrainern in einem Alltag der vom Krieg geprägt ist? Das haben die freien Journalisten Sascha Überall und Marion Schneider versucht bei ihren Hilfsfahrten in die Ukraine zu verstehen.

Ihre Eindrücke und Erlebnisse teilen sie in einem Bildvortrag in der Mensa an der Marie-Colinet-Schule. Dort waren nämlich reichlich Spenden gesammelt worden, die von den beiden Journalisten persönlich in die Ukraine gebracht wurden. Initiiiert hatte das Ganze Betty Zeidler, deren Mutter mit Sascha Überall befreundet ist. „Von Herrn Überall kam die Idee und dann haben wir die Spendenaktion gestartet“, sagt die 13-Jährige. Marion Schneider hat dann den Großteil der Spenden gesammelt. Zwar können die meisten Bilder für sich stehen, aber hinter jedem Foto steckt eine Geschichte, die Sascha Überall den Schülerinnen und Schülern der achten Klasse, zu vermitteln versucht.

Die Geschichten stoßen bei den Jugendlichen auf Neugier und viele Fragen. Einer der Schüler möchte wissen, ob die beiden auf ihrer Reise angegriffen wurden. Dies sei nicht der Fall gewesen, allerdings sei die Gefahr, auf eine Mine zu treffen, allgegenwärtig. Wenn auf dem Weg kurz angehalten werden musste, dann hielt man mitten auf der Straße, da die Minengefahr am Wegesrand immens gewesen sei. „Man kann nicht mal aussteigen und im Wald Pipi machen wegen der Minengefahr“, erinnert sich Marion Schneider. Ein anderer Schüler fragt, ob sie Angst hatten, in die Ukraine zu fahren. Sascha Überall hat keine direkte Antwort auf die Frage und beschreibt, dass Angst ein individuelles Gefühl sei und bei jedem unterschiedlich. Marion Schneider hingegen gibt offen zu, dass sie Angst hatte. „Wenn man die Raketen hört zwischendurch, macht einem das schon Angst“, beschreibt sie.

Viermal waren die beiden gemeinsam in der Ukraine, sowohl im Westen, als auch im Osten des Landes, zuletzt in Bachmut. Ihr Ziel sei es gewesen, dort hinzufahren, wo die Hilfsorganisationen noch nicht sind. „Es ist immer schöner, jemanden zu haben, wo man weiß, dass die Spenden auch sicher ankommen“, sagt Betty Zeidler. Nicht nur sicher, sondern auch sehr positiv werden die Spenden in der Ukraine aufgenommen. Die Menschen seien unheimlich dankbar gewesen. „Als wir die Spenden überreicht haben, hatten sie das dringende Bedürfnis, uns etwas zu schenken. Ein Soldat schenkte mir eine Buschrose“, beschreibt Marion Schneider. Obwohl sie selber nicht viel haben, seien die Menschen trotzdem sehr gastfreundlich gewesen. Eine Frau habe nach ihrem Portemonnaie gekramt, als die beiden ihr etwas zu essen überreicht haben. Als die beiden erklärten, dass sie dafür nichts zahlen müsse, sei sie in Tränen ausgebrochen.

Generell haben der 54-Jährige und die 56-Jährige den Eindruck gehabt, dass sich viele an den Krieg gewöhnt haben. Man merke aber auch, dass sie traurig und verzweifelt sind. „Viele haben einen leeren Blick“, sagt Schneider. Aber sie hätten auch viele Ukrainerinnen und Ukrainer getroffen, die sehr engagiert gewesen seien. Gerade die jungen Leute seien sehr aktiv gewesen. „Ich habe einen jungen ukrainischen Soldaten getroffen, der vorher Softwareingenieur war und alles vergessen hatte, weil der Alltag so sehr vom Krieg bestimmt ist“, sagt Sascha Überall. Generell seien ihm die jungen Soldaten am markantesten im Gedächtnis geblieben. „Die Ukraine hat ein Militär, was sehr risikofreudig ist“, erklärt der Journalist.

Nach knapp 90 Minuten ist der Vortrag der beiden beendet und Sascha Überall bemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler aufmerksamer waren als manch ein Erwachsener bei ihren vorherigen Vorträgen. Was bei den beiden bleibt, ist eine Mischung aus Hoffnung und Erschöpfung. „Danach steht man neben sich“, erklärt der Düsseldorfer. Nachdem sie im Januar zurück gekommen seien, habe er über eine Woche geschlafen. Die beiden sind sich jedoch sicher, dass sie bald wieder in die Ukraine fahren wollen. „Sobald wir genug Spenden und Benzingeld haben, fahren wir nochmal“, ist sich Sascha Überall sicher.

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