Stadtrat entscheidet voraussichtlich im Dezember über den Zuschlag Sechs Investoren geben Angebote für Schweitzer-Areal ab

Hilden · Das Mindestgebot beträgt 3,325 Millionen Euro für 13.588 Quadratmeter. Alle Bewerber überbieten das auf den ersten Blick.

Die Stadt hat europaweit nach einem Investor für das Schweitzer-Areal gesucht – und das offenbar mit Erfolg. Bis 13. September sind sechs Angebote eingegangen, bestätigt Bürgermeisterin Birgit Alkenings auf Anfrage unserer Zeitung: „Auf den ersten Blick überschreiten alle das Mindestgebot. Das ist eine erste Sichtung. Alle Angebote müssen noch genau geprüft werden.“

 Das Büro Meurer Architekten (Frankfurt/M.) gewann den Architekturwettbewerb. Kennzeichen der geplanten Neubebauung ist eine große gemeinsame Grünfläche.

Das Büro Meurer Architekten (Frankfurt/M.) gewann den Architekturwettbewerb. Kennzeichen der geplanten Neubebauung ist eine große gemeinsame Grünfläche.

Foto: Büro Meurer

Auf dem ehemaligen Schulgelände zwischen Linden-/Kunibertstraße/Am Lindengarten soll ein neues Viertel mit bis zu 125 Wohnungen entstehen. Der Entwurf des Büros Meurer Architekten (Frankfurt/Main) gewann den ersten Preis im städtebaulichen Wettbewerb. Im September will der Verwaltungsvorstand über das größte städtische Wohnungsbau-Projekt beraten. Am 14. November sind die Fraktionen im Fachausschuss gefragt. Voraussichtlich im Dezember wird der Stadtrat entscheiden, wer die Grundstücke erwerben darf. Die Bauarbeiten werden aber wohl erst 2020 beginnen.

 Ende Februar 2018 begann der Abriss der alten Schulgebäude. Polier Michael Anastasiou (l.) von der Abriss-Firma Ranft bespricht mit seinem Mitarbeiter Gregor Swoboda (r.) die Arbeiten.

Ende Februar 2018 begann der Abriss der alten Schulgebäude. Polier Michael Anastasiou (l.) von der Abriss-Firma Ranft bespricht mit seinem Mitarbeiter Gregor Swoboda (r.) die Arbeiten.

Foto: Christoph Schmidt

Nicht wer am meisten zahlt, sondern wer das beste Bau- und Nutzungskonzept vorlegt, soll den Zuschlag erhalten, erläutert Alkenings: „Mit einer Gewichtung von 70 Prozent wird zum Beispiel der Anteil an öffentlich geförderten und preisgedämpften Wohnungen oder der Anteil an Mietwohnungen beziehungsweise Wohnungen mit familienfreundlichen Grundrissen im Geschosswohnungsbau bewertet.“ Der Kaufpreis werde nur mit 30 Prozent gewichtet. Der Investor muss sich überdies verpflichten, alle öffentlichen Straßen mit Beleuchtung sowie sämtliche Kanäle auf eigene Kosten zu errichten. Die Verwaltung kalkuliert diese Kosten mit rund 2,4 Millionen Euro. Einige Investoren sollen wegen dieser „Wünsch-Dir-was-Veranstaltung“ bereits zurückgezogen haben. Hintergrund: Eigentlich sollte das Tiefbauamt für die Infrastruktur sorgen, um die Kosten niedrig zu halten. Aus dem gleichen Grund wollte die Kommune die Grundstücke selbst vermarkten. Die Personalnot im Tiefbauamt ist aber mittlerweile so groß, dass sich die Politik von dieser eigentlich guten Idee schweren Herzens verabschieden musste. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hilden war nicht in der Lage, dieses anspruchsvolle Projekt zu stemmen. Die WGH soll nur sieben Reihenhäuser an der Lindenstraße bauen und verkaufen. Auch das ist schon schwer genug. Geschäftsführer Andre von Kielpinski-Manteuffel sucht immer noch nach einem günstigen Generalunternehmer.

 So sieht das Gelände aktuell aus.

So sieht das Gelände aktuell aus.

Foto: Christoph Schmidt

Mit 2126 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Hilden eine der am dichtesten besiedelten Städte Deutschlands.Und das Schweitzer-Areal ist eines der umstrittensten Bauprojekte der Stadt. Sieben Jahre lang diskutierte die Fraktionen im Stadtrat. Mehr als 500 Bürger brachten Einwände vor. Die Verwaltung musste auf jedes Argument eingehen und es bewerten. Wegen eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts wurden die Pläne vorsorglich zweimal öffentlich ausgelegt worden. Rat und Verwaltung wollten das Vorhaben nicht durch Nichtbeachtung von Formalien rechtlich angreifbar machen. Ende 2014 beschlossen SPD, CDU und Grüne mit breiter Mehrheit (Ja: 37 Stimmen, Nein: 7) den Bebauungsplan. Im Frühjahr 2015 wurde er rechtskräftig. Dann hatte die Stadt Pech. Die Albert-Schweitzer-Schule wurde als Notunterkunft für Flüchtlinge gebraucht. Dann musste das Vermarktungskonzept geändert werden. Sollte jetzt tatsächlich alles glatt gehen und 2020 die Bagger anrollen, wären sage und schreibe 13 Jahre ins Land gegangen – vom Vorhaben bis zu seiner Umsetzung.

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