Hilden Schulleiter kritisiert "Helikopter-Eltern"

Hilden · Besorgte Eltern wollen, dass ihre Kinder das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wieder durch ein sicheres Hintertor ansteuern können wie früher. Die Schulleitung lehnt das ab.

Es stand kürzlich in der RP: Der Kreisverkehr Gerresheimer Straße/Auf dem Sand/Mozartstraße/Stockshausstraße (Aldi-Ei) ist einer von zwei Orten in Hilden, an denen es am häufigsten kracht. Ein besorgter Vater, dessen zwölfjährige Tochter auf dem Radweg zum Bonhoeffer-Gymnasium täglich dort vorbei muss, schöpfte Hoffnung. Er schrieb: "Die Lage rund ums Aldi-Ei ist schon lange bekannt. Vor allem morgens, wenn sich die Kinder Richtung Schulzentrum aufmachen, kommt es fast täglich zu gefährlichen Situationen", schreibt der Vater. Und weiter: "Umso unverständlicher ist für viele Eltern die Entscheidung des Gymnasiums, das Tor an der Nordstraße seit dem Sommer geschlossen zu halten. Viele Kinder aus dem Hildener Norden würden damit unnötig gezwungen, das Aldi-Ei zu befahren. Vielleicht nimmt die Unfallkommission mal den Kontakt zur Schule auf? Wir Eltern beißen da leider auf Granit!"

Schulleiter Udo Kotthaus ist erstaunt über diese Kritik. Er habe mit der Schulpflegschaft bereits über dieses Thema gesprochen und vereinbart, erst im Mai wieder zu reden, dann aber durchaus nicht nur über das geschlossene Tor.

"Wir haben das Tor im Sommer geschlossen, weil wir Probleme mit Vandalismus und mit Dealern von auswärts hatten. Unser Schulgelände ist riesig. Dealer sind zum Teil sogar mit dem Auto darauf gefahren", sagt der Schulleiter. Außerdem habe er den Eltern erklärt, dass dort demnächst alte Gebäude abgerissen werden. Dann könne das Tor ohnehin nicht genutzt werden.

Im Prinzip will er aber gerne über alles reden - auch über eine stundenweise Öffnung des Tors am Morgen, damit die Schüler auf einem autofreien schmalen Weg gefahrlos zur Schule kommen können. "Vorausgesetzt, dass wir eine große Lösung finden." Die große Lösung wäre für ihn, dass die sogenannten Helikopter-Eltern, die ihre Kinder am liebsten bis vor die Schultür fahren, dies unterlassen.

Denn täglich beobachtet Kotthaus Eltern, die auf dem Radweg halten, auf der Straße wenden oder trotz Verbots auf den Schulparkplatz fahren und beim Abfahren ankommende Lehrer ausbremsen. "Es sind oft unvernünftige Eltern, die die Straße unsicher machen", sagt er. Oder Eltern, die ihre Kinder ohne Licht am Rad zur Schule radeln lassen. Und Schüler, die auf der falschen Straßenseite fahren und sich so selbst in Gefahr begeben: "Ich kann nicht verstehen, warum die nicht die letzten 150 Meter ab dem Aldi-Ei absteigen und das Rad schieben", schimpft der Schulleiter. Kotthaus fühlt sich auch von der Polizei in Stich gelassen, die für seinen Geschmack zu wenig Kontrollen durchführt.

Auch von der Staatsanwaltschaft, die eine Anzeige von ihm gegen einen Vater abgewiesen hat, ist er enttäuscht. "Der kam vom Lehrerparkplatz, ich konnte nicht darauf fahren und die Schüler mussten auf die Straße ausweichen. Der hat mir noch einen Vogel gezeigt - und dann habe ich ihn angezeigt."

Die Unfallkommission des Kreises hat sich ausgiebig mit dem Aldi-Ei beschäftigt. 15 Mal habe es dort 2013 Unfälle gegeben. "In den meisten Fällen waren es erwachsene Radfahrer, die sich falsch verhalten haben", sagt Thomas Fritsch, der stellvertretende Leiter der Kreis-Unfallkommission. "Sie waren in falscher Richtung unterwegs oder sind über den Zebrastreifen gefahren. Deswegen haben wir dort auch ein Schild aufgestellt: Radfahrer absteigen." Zebrastreifen sind für Fußgänger gedacht oder für Radfahrer, die ihr Rad schieben. "Wenn Radfahrer einfach drüber fahren, haben Autofahrer ein Problem. Sie können nicht schnell genug reagieren und es kommt zu Unfällen", erklärt Fritsch. Was Erwachsene vormachen, ahmen Kinder und Jugendliche offenbar nach, wie Schulleiter Udo Kotthaus beobachtet hat.

Das Tor bleibt vorerst zu.

(RP)
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