Hilden Schützen stellen ihr eigenes Fest in Frage

Hilden · Die Bilanz ist mau: Auf der Kirmes gab's zu wenig Fahrgeschäfte, dazu Klagen über Lärm und trinkende Jugendliche.

 Die Schützen marschieren bei Fanfaren-Klängen zur Festeröffnung auf die Mittelstraße. Vier Tage lang standen auf dem alten Markt Festzelt und Fahrgeschäfte.

Die Schützen marschieren bei Fanfaren-Klängen zur Festeröffnung auf die Mittelstraße. Vier Tage lang standen auf dem alten Markt Festzelt und Fahrgeschäfte.

Foto: Olaf Staschik

Michael Lohmann braucht nur wenige Worte, um seine Stimmung zu beschreiben. "Zum Schützenfest 2016 kann ich nur eines sagen: Ich habe den Kaffee auf." Vier Tage lang feierte die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Hilden vergangene Woche ihr Schützenfest. Rund um den alten Markt sei "eine bunte Kirmes für die Hildener Bevölkerung aufgebaut", hieß es in der Ankündigung.

Doch Samstag und Sonntag beobachtete Anwohner Michael Lohmann seiner Schätzung zufolge einige gerade mal 14 Jahre alte Jugendliche, die "sich mitten auf dem Kirmesplatz platzierten, um dort Weinflaschen kreisen zu lassen". Die Jugendlichen sollen auch die Flure umliegender Häuser belagert haben. "Am 12. Juni artete es derart aus, dass Bier- und weitere Glasflaschen zersplittert sind." Lohmanns Vorwurf: Das "lustlose Security-Team" der Schützen habe nicht eingegriffen, obwohl Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes danebenstanden. Lohmann sandte eine Beschwerde ans Ordnungsamt - das aus seiner Sicht seine Pflichten ebenfalls vernachlässigt hatte.

Seine Eingabe liegt zwischenzeitlich nicht nur der Stadt Hilden, sondern auch dem Vorstand des Schützenvereins vor. Und nicht nur die: "Es haben sich Leute bei der Polizei übers Wecken beschwert", berichtet Vorsitzender Richard Prell. Denn nach alter Sitte zogen die Vereinsmitglieder wieder am Sonntag ab 6.30 Uhr durch die Stadt und machten mit einem musizierenden Tambourcorps vor den Wohnorten einiger Schützen Station. Auf Facebook waren daraufhin Kommentare verärgerter Nachbarn nachzulesen.

"Das Schützenfest wird von den Hildener Bürgern nicht mehr angenommen", resümiert Richard Prell zu den Ereignissen. Das und der Umstand, dass "wir Probleme haben, überhaupt noch Schausteller zur Kirmes nach Hilden zu bekommen", soll aus Sicht von Prell Anlass zu grundsätzlichen Überlegungen sein. "Wir wollen uns zusammensetzen, wie es mit uns weitergeht", so der Vorsitzende. Mögliche Konsequenz könne sein, auf diese Form des Schützenfestes künftig zu verzichten. Obwohl es doch eigentlich "zum Brauchtum gehört. Der Schützenverein sollte sich auch mal öffentlich zeigen", sagt Prell bedauernd.

Eine Nachbesprechung wird auch die Stadtverwaltung mit den Schützen führen. Das kündigt der Leiter des Ordnungsamtes Michael Siebert an. Er betont jedoch, dass es zu Störungen durch Jugendliche "keinen Polizeibericht" gebe - die aktuellen Vorfälle also womöglich nicht allzu gravierend waren. In den vergangenen Jahren war der Kommunale Ordnungsdienst "beim Schützenfest gar nicht unterwegs, weil es komplett unauffällig war", so Siebert. Und eigentlich "kann es nicht sein, dass wir permanent über drei Tage den Kommunalen Ordnungsdienst rausschicken", sagt der Chef des Ordnungsamtes. Siebert sieht also vor allem den Veranstalter in der Pflicht: "Der hat ja schließlich auch eine gewisse Verantwortung."

(arue)
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