Hilden Schlafsack gegen Kindstod

Hilden · Etwa 300 Kinder in Deutschland sterben jedes Jahr am plötzlichen Kindstod. Auch in Hilden ist vor einigen Monaten ein Säugling gestorben. Der Hildener Kinderschutzbund will Eltern dabei helfen, das Risiko zu senken.

 Antje Grünebaum (l. mit Anton, sieben Monate) und Nicole Wilken (mit Charlotte, fünf Monate) nutzen den Babyschlafsack.

Antje Grünebaum (l. mit Anton, sieben Monate) und Nicole Wilken (mit Charlotte, fünf Monate) nutzen den Babyschlafsack.

Foto: Anja Tinter

Die so genannte "Schlafsackstunde" des Hildener Kinderschutzbunds ist gut besucht. Mehr als 20 Mütter sind mit ihren Kindern gekommen, um sich gute Ratschläge bei der Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst abzuholen. "Mein Kind schläft neuerdings bis zu 12 Stunden am Stück. Muss ich es zwischendurch wecken?", fragt eine junge Mutter. "Nein, das ist nicht nötig", wird sie beruhigt. Eine andere will wissen, ob sie ihr Kind, das sich seit kurzem im Schlaf auf die Seite oder den Bauch dreht, jedes Mal umbetten muss." Auch das sei nicht nötig.

Petra Quellhorst kennt sich aus: "Statistisch betrachtet kommt auf 1600 Babys ein plötzlicher Kindstod. Dabei sterben im Winter doppelt so viele Säuglinge, wie im Sommer. Und noch etwas: Die meisten toten Kinder waren zwischen zwei und vier Monaten alt, aber auch zu einem späteren Zeitpunkt ist die Gefahr noch nicht gebannt." Noch weiß niemand so genau, warum die Kleinen sterben. Trotzdem kann man die Risiken reduzieren. Die jungen Mütter hören konzentriert zu. Quellhorst kommt auf den Punkt. "Sie wissen ja: Betten sie sie weder auf den Bauch, noch in die Seitenlage und nehmen sie keine Decke, damit die sich nicht darunter verkriechen können und möglicherweise ersticken."

Die Mütter nicken, denn alle Kinder, die im Hildener Krankenhaus geboren werden, erhalten einen Erstlingsschlafsack als Geschenk. Aus dem sind die meisten inzwischen herausgewachsen. Petra Quellhorst fährt fort: "Packen sie die Kinder nicht zu warm ein. Eine Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad reicht aus. Und: Jungs sind eher gefährdet als Mädchen. Das ist wohl genetisch bedingt."

Antje Grünebaum ist die Mutter des sieben Monate alten Anton. Nicole Wilken ist mit der halb so alten Charlotte gekommen. Für beide ist es das erste Kind und beide haben sich Gedanken gemacht über den plötzlichen Kindstod. "Klar ist das ein Thema", räumt Grünebaum ein, "Wenn man länger nichts hört von Kind, geht man gucken. Aber ich bin inzwischen gelassener geworden." Nicole Wilken schaut auch regelmäßig nach ihrer Tochter. "Wir haben eine Katze. Damit die sich nicht auf sie drauflegen kann, ist die Tür zum Kinderzimmer zu. Deshalb gucke ich öfter mal nach Charlotte."

Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Hildener Kinderschutzbunds, warnt die Mütter vor den Gefahren des Kinderschüttelns. "Sie dürfen verzweifelt sein, wenn das Kind brüllt, sie dürfen es auch ins Bett legen und die Tür zu machen, aber sie dürfen es nie schütteln", mahnt sie eindringlich.

Geschüttelte Kinder litten ihr Leben lang unter den Folgen. "Im Falle eines Falles", rät sie, "müssen sie die betroffenen Kinder sofort ins Krankenhaus bringen."

(RP/rl)
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