Hilden Schalbruch: Asylheim macht Angst

Hilden · Die Stadt informiert am Donnerstag, 18. Februar, über die geplante Unterkunft für bis zu 200 Flüchtlinge in Haus Witt.

Unbekannte versuchen mit Zetteln am Schalbruch Stimmung gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft zu machen.

Unbekannte versuchen mit Zetteln am Schalbruch Stimmung gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft zu machen.

Foto: Olaf Staschik

"Flüchtlingsheim auf dem Bolzplatz Schalbruch", steht auf dem Zettel an der Straßenlaterne: "Hilden schafft Fakten. Info bei Reinhard Gatzke." Dann folgt die E-Mail-Adresse und die Telefonnummer des Sozialdezernenten der Stadt Hilden. Es ist nicht leicht, mit Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Viele wollen nichts sagen, schon gar nicht ihren Namen. Bis zu 200 Flüchtlinge sollen auf der Wiese am Hoxbach in Wohncontainern untergebracht werden. "Das sind ja genau so viele Menschen wie im Hochhaus nebenan wohnen", meint eine Frau mittleren Alters und fügt hinzu: "Angeblich kommen 80 Prozent alleinlebende Männer. Wir Frauen haben Angst vor solchen Leuten, nach dem, was in Köln passiert ist. Aber das darf man ja nicht sagen. Dann ist man gleich ein Nazi."

Sie habe nichts gegen Ausländer, betont die Hildenerin. "Neben uns wohnen Marokkaner. Die sind total nett. Im Betrieb arbeite ich mit Ausländern zusammen. Ich kaufe bei Ausländern ein." Warum hat die Frau dann vor geflüchteten Ausländern Angst? "Das sind einfach zu viele. Die halten sich nicht an unsere Regeln. Und im Stadtpark hat ein Flüchtling kürzlich ein achtjähriges Mädchen unsittlich angefasst."

"Das war die abscheuliche Tat eines Einzelnen und verdient harte Strafen", betont Sozialdezernent Reinhard Gatzke. "Wer Kinder sexuell missbraucht, macht sich strafbar und muss seinen Anspruch auf Bleiberecht verlieren."

Er habe in der letzten Zeit viele Anrufe und Mails bekommen: "Auch Drohungen und kritische Stimmen waren darunter, aber auch viel Zustimmung." Was Bundeskanzlerin Angela Merkel versprochen habe ("Wir schaffen das"), müsse die Stadt Hilden halten: "Wir müssen die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge aufnehmen. Das haben wir bislang gut hinbekommen. Und dabei wollen wir auch bleiben." Die Stadt beherbergt in ihren Unterkünften rund 500 Asylsuchende. Sie werden von Sozialarbeitern, Hausmeistern und anderen städtischen Mitarbeitern sowie mehr als 200 Freiwilligen betreut. "Wir müssen Begegnungen schaffen, damit sich die Menschen, Einheimische und Flüchtlinge, besser kennenlernen."

NRW-Innenminister Ralf Jäger rechnet in diesem Jahr mit bis zu einer Million weiteren Flüchtlingen. Deshalb muss die Stadt Wohncontainer aufstellen: am Schalbruch, Im Hock und am Breddert. Das hat der Stadtrat im Dezember beschlossen - einstimmig.

"Erklärtes Ziel von Politik und Verwaltung ist es, die Menschen möglichst dezentral unterzubringen", erklärt Gatzke: "Die Standorte werden gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt. In jeder Unterkunft sollen maximal 200 Personen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft wohnen." Das fördere die Chance auf Integration.

Aktuell würden verstärkt Familien zugewiesen: "So viele alleinstehende junge Männer kommen gar nicht." In den Unterkünften gebe es klare Regeln. "Wo wir zuständig sind, sind wir sehr konsequent. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht."

(RP)
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