Hilden Sammler nehmen Marken unter die Lupe

Hilden · Beim Tauschtag halten Briefmarkenfreunde Ausschau nach neuen Stücken für ihre (Motiv-)Sammlungen.

Hilden: Sammler nehmen Marken unter die Lupe
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Mal ehrlich - wer von uns würdigt schon die Schönheit einer Briefmarke? Wer macht sich schon Gedanken, ob er gerade eine Serien- oder eine Sondermarke auf Umschlag oder Karte klebt? Ob sie ein Blumen-Motiv oder einen Politiker-Kopf zeigt? Lothar Müllenberg, Vorsitzender der Briefmarkenfreunde Hilden, und Schatzmeister Rudolf Gluch sowie Klaus Müller von den Briefmarkenfreunden Jan Wellem Düsseldorf gehören zu den wenigen, die die kleinen Kunstwerke mit wachen Augen und anderem Hintergrundwissen als jeder Normalsterbliche betrachten. Am Sonntag hatten sie zu einer Briefmarkentauschbörse ins Josef-Kremer-Haus der Arbeiterwohlfahrt eingeladen. 25 Interessenten waren gekommen. Illusionen hatten sich die drei Herren schon im Vorfeld nicht gemacht. "Das Interesse ist deutlich gefallen", sagt Klaus Müller. "In der Zeit von E-Mail und What's App haben die Jugendlichen anderes zu tun, als Briefmarken zu sammeln. Und sammeln sie doch, dann tun sie das meist nicht mehr im Verein, sondern für sich allein zu Hause übers Internet."

Dennoch hat der 70 Jahre alte Hildener Verein rund 30 Mitglieder. "Natürlich alles ältere Leute", sagt Müllenberg bedauernd. Dabei steht für ihn fest: Briefmarken zu sammeln, ist keine spießige Marotte, "sondern Philatelie bildet." Diesen Gedanken versucht der Verein auch in die Schulen zu tragen. "Briefmarken berühren mit ihren Motiven jeden nur denkbaren Lebensbereich: Musik, Malerei, Politik, Natur, Medizin, Geschichte - es gibt nichts, was es nicht gibt", so Müllenberg. Und da kann Rudolf Gluch gleich ein prima Beispiel liefern: Er sammelt Marken, die europäisches Porzellan zeigen. Das interessiert ihn als Zahntechniker ganz besonders. In Büchern liest er nach, aus welchen Manufakturen es stammt. Auch Müllenberg hat eine Vorliebe - für alte Technik. Er sammelt Marken, die Windmühlen zeigen. Und Müller ist auf der Suche nach allem, was mit seiner Heimatstadt Görlitz zu tun hat. "Heute stehen Motive bei den Sammlern meist im Vordergrund", sagt Müllenberg. Ein Vereinsmitglied habe sich beispielsweise auf Hühnerrassen aus aller Welt spezialisiert. Auch hier fördert die kontinuierliche Suche farbenfrohe Kunstwerke ans Tageslicht und mit etwas Gück in die Alben des Hildeners, der das beispielsweise zum Anlass nimmt, sich gründlich über Federvieh aus Lateinamerika und Asien zu informieren. "Ein bisschen Info gibt es in den Briefmarken-Katalogen", sagt Müller, "aber bei weitem nicht genug."

Die Suche im Internet nach ausgefallenen Postwertzeichen lehnen die drei älteren Herren kategorisch ab. "Da sieht man nicht, wenn die Zacken beschädigt sind oder der Gummi", sagt Müller. Die Herren sammeln ganz nach der alten Methode wie vor 50 Jahren auf Märkten und an Tauschtagen, wo sie immer noch einige wenige Gleichgesinnte treffen. Dann kommen die neuen Märkchen hinter einen Klarsichtfolie-Streifen ins Album. Mindestens 100 solcher Alben hat Müller zu Hause angehäuft, 25 Müllenberg, "für mehr fehlt mir der Platz", sagt er.

Da sich der Hildener Briefmarkenverein als kulturfördernd versteht, initiiert er regelmäßig Sonderstempel, die sich auf Hilden und seine Geschichte beziehen, wie in diesem Jahr zum Tag des Offenen Denkmals. Der Sonderstempel, der 30 Tage gültig war, zeigte das Alte Kutscherhaus. Zum 25-Jährigen des Fabry-Museums gab es auf Betreiben des Vereins mehrere tausend Marken, die das Museum zeigten. Also: Einfach mal genauer hinschauen. Vielleicht gibt es ja auch für Laien etwas auf den Mini-Kunstwerken zu entdecken.

(ik)
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