Hilden Säureattentat: Polizei sucht Zeugen

Hilden · Nach dem Säureanschlag, bei dem eine 20-jährige Hildenerin und ihre Großmutter verletzt worden sind, hat die Polizei Haftbefehle gegen zwei junge Männer erlassen. Das Opfer wird weiter in einer Spezialklinik in Duisburg behandelt. Wie lange, steht noch nicht fest.

 Im mittleren dieser Mehrfamilienhäuser am Albert-Schweitzer-Weg wohnen die Großeltern von Reyhan K.

Im mittleren dieser Mehrfamilienhäuser am Albert-Schweitzer-Weg wohnen die Großeltern von Reyhan K.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Nach dem Säureanschlag, bei dem eine 20-jährige Hildenerin und ihre Großmutter verletzt worden sind, hat die Polizei Haftbefehle gegen zwei junge Männer erlassen. Das Opfer wird weiter in einer Spezialklinik in Duisburg behandelt. Wie lange, steht noch nicht fest.

Sultan A. ist völlig aufgelöst. Am Kinn und Unterarm zeugen rote, geschwollene Flecken auf der Haut von der Tat, die die Seniorin am vergangenen Samstag miterleben musste. "Es tut sehr weh", sagt sie. "Aber mein armes Enkelkind! Warum hat die Polizei das nicht verhindert?" Reyhan K. war am Wochenende Opfer eines Säureattentats geworden, das wohl vom Ex-Freund in Auftrag gegeben worden war. Auch die Seniorin wurde verletzt, als sie die 20-Jährige von der Tür wegzog, vor der der mutmaßliche 18-jährige Attentäter aus Langenfeld lauerte.

Sultan A. zeigt auf den Schrank und die Badezimmertür gegenüber von der Wohnungstür. Es sieht aus, als hätte jemand etwas Flüssiges dagegengeschüttet und nicht wieder weggewischt. "Überall ist die Säure hingekommen", erklärt sie. Die Polizei habe einen Teil der Teppiche für die Spurensicherung mitgenommen. Auch auf den Treppenstufen sind ausgeblichene Spritzer zu sehen.

Reyhan K. besuchte ihre Großeltern fast täglich. Die Deutsch-Türkin wohnt mit ihrer Familie nur ein paar Häuser weiter, ist in Deutschland geboren. "Sie macht im Moment eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau", erzählt ihre Mutter Güler K. "Ihre Arbeitskollegen wussten, dass ihr Gefahr droht, und haben sie an manchen Tagen auch nach Hause gebracht."

Denn Ex-Freund Serhat, ein 22-Jähriger aus Langenfeld, habe die junge Frau schon seit gut einem Jahr verfolgt, bedroht und angegriffen. "Als sie mit ihm Schluss gemacht hat, hat er ihr gesagt: ,Ich werde dich so entstellen, dass dich kein anderer Mann nach mir mehr nimmt'", berichtet Güler K.

Sie selbst habe von dem Verhältnis der beiden zunächst nichts gewusst. Ihre Tochter habe den Freund heimlich gehabt. "Erst als die Beziehung zu Ende war und die Drohungen anfingen, hat sie es mir erzählt. Seitdem hat sie jeden Tag in Angst gelebt." Am Hildener S-Bahnhof, von dem aus die 20-Jährige zu ihrer Ausbildungsstätte fuhr, habe er ihr beispielsweise aufgelauert und sie geschlagen. Mehrmals hätten sie Anzeige erstattet — und der jungen Frau schließlich ein Auto gekauft, damit sie nicht mehr S-Bahn fahren müsse. Persönlich habe sie den 22-jährigen Langenfelder nur einmal vor Gericht gesehen, berichtet Güler K. "Er war sehr aggressiv und hat uns auf Türkisch beschimpft."

Immer wieder hätten sie bei der Polizei vorgesprochen und auch gefragt, ob Reyhan nicht eine Gaspistole oder Verteidigungsspray zu ihrer Sicherheit bekommen können. Doch die Beamten hätten davon abgeraten, weil die Gefahr bestehe, dass die Täter die Waffen gegen das Opfers einsetzten.

"Im Endeffekt hat alles alles nichts gebracht. Niemand hat uns geholfen", sagt die Mutter verzweifelt. Die Säure habe sich auf die rechte Körperhälfte ihrer Tochter ergossen: vom Gesicht über Hals, Arm und Bein und auch den Rücken, weil sie sich spontan vom Attentäter weggedreht habe. "Alles war rot und dick, der Arm geschwollen wie ein Ballon." Durch die Behandlung im Krankenhaus sei er wieder etwas dünner geworden.

Reyhans größte Sorge sei es nun, für immer gezeichnet zu sein. "Ich habe ihr gesagt, dass es das Wichtigste ist, noch beide Augen zu haben. Falls Narben übrig bleiben, kann man die immer noch angehen."

(RP/jco/csi)
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