Hilden Alternative runderneuerte Reifen?

Hilden · Reifenhändler haben eine einhellige Meinung. Bald steht der Wechsel auf Winterreifen an.

Foto: pixabay/erikmi

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Von O bis O, also von Ostern bis Oktober,  fährt man Sommerreifen. Demnach steht er bald wieder an, der Reifenwechsel. Zumindest für die Leute, die keine Ganzjahresreifen nutzen. Regelmäßig testen Autoklubs Reifen und geben Empfehlungen oder Warnungen heraus, worauf man beim Kauf achten muss. Was keine Fachzeitschrift und kein Auto-Verband prüfen oder gar empfehlen, sind runderneuerte Reifen.

Dabei gibt es deutsche Hersteller, die abgefahrene Reifen recyceln, indem sie sie runderneuern. Was bei Lkw und Flugzeugen gängige Praxis ist, gilt bei Pkw-Reifen als unfein. Wer trotzdem runderneuerte Reifen für sein Auto haben möchte, um beispielsweise etwas zur Müllvermeidung beizutragen, hat es nicht leicht. Testanruf bei einem Reifenhändler in der Region: „So etwas führen wir nicht, denn davon halten wir nichts.“ Besorgen will er auch keine:  „Was wollen sie denn damit? Es gibt doch auch günstige Neue ab 30 Euro“, sagt der Mann am Telefon. Und dann erzählt er noch, man wisse bei den Runderneuerten ja nicht, wie der Reifenunterbau aussehe. Sei der nicht in Ordnung, könne sich die erneuerte Lauffläche ablösen.

Beim Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk in Bonn sagt der Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler zu all den vorgebrachten Argumenten nur eins: „Quatsch! Das sind alte Vorurteile, die aus längst vergangenen Zeiten stammen und sich hartnäckig halten.“ Es gebe EU-weit gültige Qualitätsanforderungen an runderneuerte Reifen. Tatsächlich seien sie heute genauso haltbar und zuverlässig wie neue. „Das hat die Dekra bundesweit getestet.“ Außerdem sind die Prüfverfahren für runderneuerte Reifen extrem streng: „Jeder Pkw-Reifen darf nur einmal runderneuert werden. Die Karkassen (Unterbau) der Altreifen werden geröntgt und auf mögliche Fehler untersucht.“ Schließlich werden die fertigen Runderneuerten extern auf Rundlauf, Schnelllauf und Belastbarkeit getestet. Erst, wenn all das geschehen sei, bekommen sie ein Qualitätssiegel des TÜV Nord und  gehen in den Handel.

Einziger Produzent von runderneuerten Pkw-Reifen in Deutschland ist die Firma  Reifen Hinghaus in Dissen bei Osnabrück. „Wir verkaufen an Großhändler, die die Reifen im Internet auf Ebay, bei Otto, bei  www.reifen.com, proreifen.com und reifendirekt.de anbieten“, sagt Sebastian Berndt aus der Hinghauser Verwaltung.

Es gebe Reifen für alle gängigen Pkw-Größen. Die könne man sich entweder direkt nach Hause oder zum Reifenmonteur seines Vertrauens liefern lassen. „Erst mit der Werkstatt reden“, sagt Sebastian Berndt. Ein guter Tipp:  Denn beim Anruf in einer Werkstatt heißt es, dass runderneuerte Reifen dort nicht aufgezogen werden. „Da haben wir schlechte Erfahrungen mit gemacht“, begründet der Werkstattleiter. „Das wird 10 bis 15 Jahre her sein“, erklärt er. Andere Werkstätten sind allerdings durchaus bereit dazu.

Auf der Internetseite des Reifenhandels-Verbands wird unter dem Stichwort „runderneuerte Reifen“ genau erklärt, wie diese ausgewählt, produziert und geprüft werden. Außerdem wird dort eine nicht unwichtige Rechnung aufgemacht: Bei der Produktion von Runderneuerten Reifen würden im Vergleich zur Neuproduktion 70 Prozent Energie eingespart.

Was den Preis anbetrifft, kann man, muss man aber nicht viel sparen. Wer sich etwa für preiswerte No-Name-Neureifen entscheidet, wird für den Runderneuerten kaum weniger zahlen. Kauft man dagegen Modelle von namhaften Herstellern, die vielleicht auch noch bei Tests gut abgeschnitten haben, ist der Runderneuerte deutlich günstiger.

Hier gibt es runderneuerte Reifen: Reifen Hinghaus, Am Fledderbach 4, 49201 Dissen a. T. W., www.king-meiler.com. Vertrieb über Ebay, Amazon, Reifendirekt und diverse andere Plattformen. Weiterführende Infos: Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk, www.bundesverband-reifenhandel.de

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