Hilden Polizei kontrolliert Lkw: 266 mangelhaft

Hilden · Auch die neuen digitalen Tachographen werden von den schwarzen Schafen der Speditionsbranche manipuliert.

 Hans-Jürgen Ullmann kontrolliert die Spannung der Ladegurte.

Hans-Jürgen Ullmann kontrolliert die Spannung der Ladegurte.

Foto: Ralph Matzerath

Nach 380 Kilometern ist für den Lkw-Fahrer aus Leipzig die Fahrt auf dem Ostring in Hilden zu Ende. Die Polizei hat ihm die Weiterfahrt verboten. Der Grund: Fahren ohne Fahrerlaubnis. "Mit dem alten Führerschein Klasse drei darf er diesen Zwölftonner mit Anhänger nicht fahren", erläutert Polizeioberkommissar Hans-Jürgen Ullmann. Der Mann müsste eigentlich eine uneingeschränkte Fahrerlaubnis vom Typ C/E vorweisen. Die hat er aber nicht. Jetzt steigt er fluchend in die Fahrerkabine und telefoniert mit seinem Handy. Ein Ersatzfahrer muss her. Das kann dauern.

Zeit genug für Ullmann und seine beiden Kollegen, auch den Laster zu kontrollieren. Regelmäßig ist die Polizei mit ihren verschiedenen Behörden auf Straßen und Autobahnen unterwegs, um Lastwagen und ihre Fahrer genauer unter die Lupe zu nehmen. Allein die Kreispolizei Mettmann kontrollierte im vergangenen Jahr nach Angaben von Sprecherin Nicole Rehmann kreisweit 2154 Fahrzeuge. Dabei stellte sie 266 Mängel fest. Abgefahrene Reifen, gebrochene Bremsscheiben, "es gibt nichts, was es nicht gibt", sagt Polizeioberkommissar Ullmann. Auch die Lenk- und Ruhezeiten werden nach wie vor manipuliert, obwohl das Verfahren vom papiernen Fahrtenschreiber auf ein digitales Erfassungssystem umgestellt ist. "Die machen so weiter wie früher, das ist immer das Gleiche", sagt Ullmann.

Dem hat sich die Polizei angepasst: Auf dem Ostring steht ein Polizei-Transporter, dessen Innenraum ausgestattet ist wie ein kleines Büro. Auf einem Schreibtisch stehen ein Laptop und ein Drucker, in den Schubladen befinden sich jede Menge Formulare und Literatur. Die Vorschriften sind komplizierter geworden, "auch wir können nicht alles wissen", sagt Polizeikommissar Michael Gieschen, der gerade die Strafanzeige ausfüllt. An Bord ist auch ein Datenspeicher, ein Stick, mit dem die Daten des digitalen Erfassungsgeräts des Lkw heruntergeladen und auf dem Laptop analysiert werden können. Lücken in der Fahrtenaufzeichnung bleiben so den Beamten nicht verborgen.

In dieser Hinsicht hat der Leipziger Brummifahrer eine weiße Weste. Doch Thomas Obst, Leiter der Kontrollgruppe Verkehrsdienst, braucht nur einen Handgriff, um einen weiteren Mangel festzustellen: Die Gurte, die Holzgestelle auf der Ladefläche des Lasters sichern sollen, lassen sich mit Leichtigkeit verdrehen - sie sitzen zu locker. Außerdem weist das Material Risse auf. "Das ist keine Ladungssicherung, sowas", schimpft Obst. Paletten, die auf der Ladefläche herumliegen, sind überhaupt nicht festgemacht. Der Brummifahrer kramt orange-farbene Gurte aus dem Laderaum und bessert nach. Doch sein Sündenregister wird offenbar lang und länger, je intensiver die Polizisten den Wagen unter die Lupe nehmen. Die Polizisten sind es gewöhnt, dass Brummilenker dabei auch mal ungeduldig werden: "Das kann schon mal zwei Stunden dauern, bis man da durch ist", sagt Ullmann.

Matthias Köhler, Prokurist bei der Hildener Spedition Engemann, schmunzelt, auch er weiß darum. Dennoch machen die Lkw-Kontrollen aus seiner Sicht Sinn, denn "es gibt schwarze Schafe, die gegen die Vorschriften verstoßen". Zum Glück "gehen die deutschen Ordnungsbehörden mit ruhiger Hand an die Sache", weiß Köhler. Das sei im Ausland anders, dort haben seine beiden Fahrer schon weitaus schlechtere Erfahrungen gemacht.

Der Fahrer des Leipziger Lkw nimmt im Polizeiwagen seine Strafanzeige entgegen. Für ihn heißt es jetzt, auf der Sperrfläche des Ostrings auf seine Ablösung zu warten. Und das alles bei brütender Hitze. Wie lange das dauert, weiß er nicht. "Darum muss sich jetzt der Chef kümmern", sagt er und zuckt mit den Schultern.

Währenddessen verfolgen Ullmann und Obst einen vorbeibrausenden Motorradfahrer mit ihren Blicken. Hätten sie nicht gerade mit dem Lkw zu tun, "dann hätten wir den angehalten", sagen beide unisono. Der Motorradfahrer hatte zwar einen modisch schicken, aber verkehrsunsicheren und daher nicht erlaubten Helm auf. Aber das ist eine andere Geschichte.

(RP)
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