Haan Politische Zäsur bei der Wahl

Düsseldorf · Gut einen Monat nach Verleihung der Stadtrechte teilte Bürgermeister Heßmann dem Rat am 21. März 1920 mit, dass eine Neuwahl von 30 Stadtverordneten nötig sei. Die Wahl galt als die wichtigste der bisherigen Ortsgeschichte. Es wurden Stimmen laut, die Wahl zu verschieben, weil die Kassen leer seien. Am 19. Juni 1921 war Wahltag. Zuvor hatte es im Wahlkampf Polarisierung zwischen Bürgertum und Sozialismus gegeben. Das Bürgertum erhielt 2468 Stimmen (18 Sitze), die "Linken" (KPD, USPD und SPD) vereinigten 1724 Stimmen auf sich und stellten im Rat zwölf Vertreter. Historiker Reinhard Koll stuft das Ergebnis ein: "Mit der Stadtwerdung war also auch eine politische Zäsur verbunden. Aus der ,roten' Landgemeinde war eine ,bürgerliche' Stadt geworden." Der Stimmungswechsel habe einem allgemeinen Trend auf Reichsebene entsprochen.

Der Rat konnte jetzt endlich den Bürgermeister selbst wählen. Bis Mitte November 1921 gingen im Rathaus 81 Bewerbungen ein. Einen Monat später wurde Ernst Heßmann gewählt, der schon im Januar des Jahres kommissarisch ins Amt eingesetzt worden war. Die Amtszeit betrug zwölf Jahre. Das neue Stadtoberhaupt war – theoretisch – für jeden Haaner vormittags im Rathaus von 9 bis 12.45 Uhr zu sprechen. Als Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnete Heßmann die Erweiterung der Wohlfahrts- und Jugendpflege sowie die Verbesserung der Finanzlage und des äußeren Erscheinungsbildes der Stadt.

(RP)
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