Hilden Politik will Mobilität in Hilden neu denken

Hilden · Die Verwaltung soll bis 16. März Vorschläge machen, welche Ziele wie erarbeitet und wie die Bürger dabei beteiligt werden könnten. Am 22. April soll das neue Mobilitätskonzept bereits beschlossen werden.

 Autos und Radfahrer auf der Schulstraße. Welche Verkehrsart soll künftig Vorrang bekommen?

Autos und Radfahrer auf der Schulstraße. Welche Verkehrsart soll künftig Vorrang bekommen?

Foto: Zelger, Thomas

Das Mobilitätskonzept soll sich „sowohl mit dem Rad- und dem Individualverkehr als auch dem ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) beschäftigen“, heißt es in dem gemeinsamen Antrag von CDU und FDP. Er wurde von allen Fraktionen einstimmig im Stadtentwicklungsausschuss beschlossen. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wie ist die Ausgangslage? Es gibt in Hilden sechs Regional- und eine Ortsbuslinie sowie zwei S-Bahnhöfe. Damit ist die Stadt gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Die Stadt hat ein dichtes Straßennetz und zahlreiche Parkhäuser in der Innenstadt. Dort finden Besucher immer einen Parkplatz, selbst zu Stoßzeiten. Die Stadt hat zahlreiche Fahrradrouten auf Nebenstraßen ausgewiesen. Dadurch kommt man mit dem Rad meist schneller von A nach B als mit dem Auto. In der Innenstadt, an den Bahnhöfen und zahlreichen öffentlichen Gebäuden gibt es zahlreiche Fahrradabstellanlagen.

Wie nutzen die Hildener heute Mobilität? In Hilden werden nur 45 Prozent aller innerstädtischen Wege mit dem Auto erledigt: 21 Prozent mit dem Fahrrad, 29 Prozent zu Fuß und fünf Prozent mit dem Bus. Wenn die Hildener ihr Mobilitätsverhalten ändern würden, hätte das weitreichende Konsequenzen.

Welche? Die Grünen haben im März 2018 einfache Messgeräte für Stickoxid an drei Straßenlaternen angebracht. An der Walder Straße und Ecke Benrather und Berliner Straße wurden Werte von 47 sowie 52,2 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter gemessen. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel offensichtlich an einigen Stellen in Hilden überschritten wird. Weniger Kfz-Verkehr würde für bessere Luft und weniger Lärm in der Stadt sorgen.

Wie wahrscheinlich ist es denn, dass mehr Einwohner ihr Auto stehen lassen? Klimaschutz und Leben im Einklang mit der Natur haben für viele Menschen heute einen ganz anderen und viel höheren Stellenwert als noch vor zehn Jahren. Und damit ändert sich auch das Mobilitätsverhalten. Viele Ältere (in Hilden leben rund 25.000 Einwohner über 50) lassen zumindest im Sommer ihr Auto stehen und sind umweltfreundlich mit einem Elektro-Fahrrad unterwegs. In Deutschland wurden 2018 rund 4,5 Millionen E-Bikes verkauft – und das ganz ohne staatliche Prämie. Weiteres Beispiel: Der Ortsbus 3 – anfangs von einigen als „Geisterbus“ verspottet – wird heute von etwa 670.000 Fahrgästen jährlich genutzt und ist ein Erfolgsmodell. Rund 19 Prozent des in Deutschland ausgestoßenen Kohlendioxid wird durch den Verkehr verursacht. Ein Linienbus im öffentlichen Nahverkehr verbraucht bei durchschnittlicher Auslastung pro 100 Personenkilometer etwa die Hälfte Kraftstoff gegenüber einem Pkw und produziert auch nur etwa die Hälfte an Kohlendioxidemissionen eines Autos für die gleiche zurückgelegte Strecke.

 Der Ortsbus 3 - anfangs als „Geisterbus“ verspottet - wird heute von etwa 670.000 Fahrgästen jährlich genutzt.

Der Ortsbus 3 - anfangs als „Geisterbus“ verspottet - wird heute von etwa 670.000 Fahrgästen jährlich genutzt.

Foto: Zelger, Thomas

Wie könnte eine Verkehrswende in Hilden aussehen? Der Autoverkehr in der Stadt muss verringert werden. Das sagen nicht nur die Fachleute. Die autogerechte Stadt ist ein Produkt der 1970er/1980er Jahre. Heute sind alle froh über die Lebensqualität einer autofreien Innenstadt. Wie der Autoverkehr in Hilden reduziert werden könnte, das wollen die Stadtverordneten intensiv mit den Bürgern diskutierten und erarbeiten. Das ist zwar mühsam und dauert, hat aber den Vorteil, dass die Ergebnisse am Ende von den meisten akzeptiert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort