Kreis Mettmann Plastikmüll gehört nicht in die Bio-Tonne

Kreis Mettmann · Eine neue Sortieranlage soll bei der KDM in Breitscheid künftig fast alle "Störstoffe" herausfiltern.

 Regelmäßig werden in der Kompostanlage in Ratingen-Breitscheid Führungen veranstaltet. Vertriebsleiter Florian Schanz (rechts) erläutert den Anlieferbereich.

Regelmäßig werden in der Kompostanlage in Ratingen-Breitscheid Führungen veranstaltet. Vertriebsleiter Florian Schanz (rechts) erläutert den Anlieferbereich.

Foto: Achim Blazy

In Breitscheid werden bei der Kompostierungsgesellschaft für Düsseldorf und den Kreis Mettmann (KDM), jährlich rund 100.000 Tonnen biologischer Abfälle zu hochwertiger Komposterde mit RAL Gütesiegel verarbeitet. Regelmäßig werden Führungen für interessierte Bürger angeboten.

Meterhohe Berge dampfender Biomüll lagern in der großen Halle, es ist heiß, die Luft ist feucht, der bissige, gülleartige Gestank ist kaum zu ertragen, all das verlangt den rund zehn Besuchern an diesem Morgen bereits zu Beginn der Führung einiges ab. "Ich kriege direkt höllische Kopfschmerzen", sagt ein Mann, eine Frau hält sich die Nase zu. "In dieser Halle sehen Sie den frisch von den Müllwagen angelieferten Biomüll", erklärt Florian Schanz und bittet die Gruppe näher an die Abfälle heran, "was fällt Ihnen auf?"

Die Frage ist leicht zu beantworten: Unzählige Plastiktüten - blaue, gelbe, schwarze - befinden sich zwischen all den wertvollen Abfällen. "Diese Störstoffe nehmen immer mehr zu", erklärt der Vertriebsleiter, "und das ist absurd. Die Menschen trennen ihren Müll, aber verpacken ihn in Plastiktüten, damit etwa die Küchenabfälle nicht so stinken, und werfen die Verpackung dann mit in die Tonne."

Eine Ratingerin nickt, wünscht aber keine Verallgemeinerung. "Wir haben einen Eimer in der Küche und kippen den Inhalt regelmäßig einfach so in die Tonne aus." Schanz gibt ihr Recht - die Statistik besagt: Fünf Prozent der Bürger verursachen 80 Prozent der Störstoffe. "Was ist mit Bioplastik?", möchte Teilnehmerin Ursula Guss gerne wissen. Schanz klärt auf. "Bioplastik braucht rund ein halbes Jahr, um zu verrotten. Hier aber wird unser Abfall in wenigen Wochen zu Kompost, das bedeutet, dass das Bioplastik noch lange nicht zersetzt ist und daher ebenfalls als Störstoff gilt."

Im ersten Arbeitsschritt wird der Abfall in einer Art Siebtrommel geschleudert. Durch die Öffnungen fallen die kleineren Teile auf ein Förderband, dort wird von Hand das aussortiert, was später nicht in den Kompost gehört. "Es ist nicht schwer, eine ganze Plastiktüte zu entfernen, aber hundert winziger Teile eines zerfetzten Plastiksackes, das ist an dieser Stelle hier nicht machbar."

Bis vor kurzem hieß das: dieses Plastik landete schlussendlich im Kompost. Jetzt aber hat die KDM eine Million Euro in eine neue Anlage investiert, die erst seit drei Wochen in Betrieb ist und noch angelernt werden muss. "Eine wahnsinnig spannende Technologie", schwärmt Schanz, "das gesamte Material auf dem Fließband wird mit Licht betrachtet und durch die jeweilige Lichtbrechung erkennt der Computer die Substanz. In Millisekunden erfasst er so alle möglichen Plastikarten, die dann vom Band mit Luft weggepustet werden."

Das Unternehmen geht davon aus, dass das Gerät so später 98 Prozent aller Störstoffe erfassen und beseitigen kann. "Was die Technik heute alles so schafft", sagt Hans Joachim Dutschke, Ratinger mit Wohnsitz in unmittelbarer Nähe der Anlage, "überhaupt, eine wahnsinnig interessante Führung ist das hier."

Die Besucher erfahren noch, dass große Umsetzer den Abfall letztlich verrotten lassen, Rottegrad Drei sich für die Landwirtschaft eignet, ab Rottegrad Fünf ein erstklassiger Gartenkompost (gemischt mit Muttererde, die an angelieferten Baumwurzeln hängt) entsteht.

Schanz entdeckt häufig auch noch ganz andere Dinge, die nicht in die braune Tonne gehören. "Wir finden oft Damenhandtaschen aus Überfällen. Täter reißen Portemonnaies an sich, die Taschen landen auf der Flucht in der Tonne."

Die KDM ist ein zu 2/3 kommunales und zu 1/3 privates Unternehmen und hat 2016 die Kompostanlage in Düsseldorf-Hamm von der Awista übernommen. Die Entsorgung des Biomülls in der Tonne ist durch die Abfallgebühren abgedeckt. Eine Kofferraumladung Bioabfall kostet pauschal fünf Euro, mehr Müll wird nach Gewicht berechnet. Die hochwertigen Komposte können vor Ort gekauft werden. Infos: www.kdm-gmbh.com.

(RP)
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