Hilden Pimp den Job - neue Namen für alte Berufe

Hilden · Das Wort "Arzthelferin" ist veraltet, auch der "Kfz-Mechaniker" ist überholt: Viele Begriffe wurden modernisiert.

 Eric Gramstat macht eine Ausbildung zum Medientechnologen Druck. Er überwachen unter anderem den Produktionsprozess.

Eric Gramstat macht eine Ausbildung zum Medientechnologen Druck. Er überwachen unter anderem den Produktionsprozess.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Schon bald sind Bürokaufleute zum Aussterben verurteilt. Denn ihre Berufsbezeichnung wurde geändert: Ab August dieses Jahres heißen sie "Kaufleute für Büromanagement". Das berichtet Norbert Woehlke. Er ist stellvertretender Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf im Bereich Berufsbildung. "Es ist ein übliches Phänomen, alle zehn Jahre neue Berufsbezeichnungen zu wählen", sagt Woehlke. Das macht Sinn, beispielsweise beim Begriff "Arzthelferin", der längst überholt sei. Der neue Begriff "Medizinische Fachangestellte" treffe die hohe Verantwortung und Kompetenz dieser Mitarbeiter viel eher, nennt Woehlke ein Beispiel, das eigentlich nicht in den Verantwortungsbereich der IHK fällt. Doch die IHK betreut besonders viele Berufe: 70 Prozent der Ausbildungsverhältnisse werden in Industrie und Handel geschlossen.

 Der Bürokaufmann wird zum Kaufmann für Büromanagement.

Der Bürokaufmann wird zum Kaufmann für Büromanagement.

Foto: hjb

Zum 1. August werden die Berufe Bürokaufmann, Kaufmann für Bürokommunikation sowie Fachangestellter für Bürokommunikation unter dem Begriff "Kaufmann für Büromanagement" zusammengefasst. "Es gibt zwei Gründe, warum Berufsbezeichnungen geändert werden", erläutert Woehlke. "Zum einen kann sich die Tätigkeit wesentlich geändert haben. Zum anderen ist oft auch ein attraktiverer Name gewünscht." Beim Bürokaufmann komme beides zusammen. Außerdem sollen mehr Männer für diesen Beruf begeistert werden, "und die Männer wollen Manager sein", sagt Woehlke schmunzelnd. Auch für diese Berufe gibt es neue Namen:

 Metallbauer Alexander Deisling aus Haan hätte früher Schlosser geheißen.

Metallbauer Alexander Deisling aus Haan hätte früher Schlosser geheißen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Drucker Sie heißen jetzt "Medientechnologe Druck". "Das Wort ,Medien' hat Signalwirkung, alle wollen etwas mit Medien zu tun haben", erläutert Woehlke. Das Wort "Drucker" klinge hingegen rückständig und nach Druckerschwärze. Längst haben Drucker außerdem nicht mehr einen rein handwerklichen, sondern hoch technologisierten Arbeitsplatz.

Technische Zeichner Sie heißen jetzt "Technische Produktdesigner". Mit dem Wort "Design" will man junge Leute interessieren, sagt Woehlke. "Außerdem zeichnet der Technische Zeichner nicht mehr mit Lineal und Geodreieck, sondern arbeitet mit 3D-Programmen."

Versicherungskaufleute Sie heißen jetzt Kaufleute für Versicherungen und Finanzen. Diese Änderung sei zwar "weniger sexy", sagt Woehlke, ist aber Signal für den Wandel einer ganzen Branche: "Versicherungskaufleute verkaufen heutzutage nicht nur Versicherungen, sondern auch Finanzprodukte."

Reiseverkehrskaufleute Sie heißen jetzt Tourismuskaufleute. "Der Fachverband wollte die Änderung, weil Tourismus mehr ist als Reiseverkehr. Tourismuskaufleute organisieren ja auch Geschäftsreisen."

Schauwerbegestalter Sie heißen jetzt "Gestalter für visuelles Marketing". Woehlke gibt zu, dass er diese Umbenennung für wenig gelungen hält: "Wenn Sie jemanden auf einer Party treffen und er Ihnen diesen Beruf nennt, dann brauchen Sie lange Zeit, zu überlegen, dass das doch ein Schaufensterdekorateur ist", sagt der Fachmann lachend. Bei allen Umbenennungen sei schließlich auch wichtig, "dass man sich mit seinem Beruf noch identifizieren kann". Interessant: Manche Verbände würden gewisse Berufsbezeichnungen nie ändern lassen: "Drogisten oder Buchhändler beharren auf ihren Namen."

Das hätten die Schmiede wohl auch am liebsten getan, berichtet Martin Lindemann, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: Ihre Berufsbezeichnung wurde zusammen mit den Schlossern unter dem Oberbegriff "Metallbauer" zusammengefasst. Die Angehörigen dieser Traditionsberufe "haben das viele Jahre nicht verwunden", weiß Lindemann. Doch sie sind nicht die einzigen: Auch im Handwerk, das 120 Ausbildungsberufe zählt - davon können in der Region 40 bis 50 gelernt werden - haben viele Berufe eine neue Bezeichnung erhalten.

Kfz-Mechaniker Er heißt jetzt Kfz-Mechatroniker, denn in einer Werkstatt kümmern sich die Mitarbeiter nicht mehr nur um die Mechanik, sondern auch um die Elektronik. In Anlehnung daran wurde aus dem Zweiradmechaniker der Zweirad-Mechatroniker, der jetzt auch E-Bikes verkauft und repariert. Und aus dem Rolladen- und Jalousienbauer wurde der Rolladen- und Sonnenschutz-Mechatroniker, weil er schließlich auch für Markisen zuständig sind. "Da war die bisherige Berufsbezeichnung viel zu eng", sagt Lindemann.

Kompliziert wurde es im Bereich Elektronik. Der Elektroinstallateur wurde erst zum Elektrotechniker und dann zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. "Das klingt nun mal besser", sagt Lindemann. So ist es vielleicht auch mit den Gas- und Wasserinstallateuren sowie den Zentralheizungs- und Lüftungsbauern, deren Berufe nun unter der Bezeichnung Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik zusammengefasst sind.

Der Büromaschinenmechaniker wurde zunächst zum Büroinformationselektroniker und dann mit den Radio- und Fernsehtechnikern zum Beruf Informationselektroniker zusammengefasst.

Und was ist mit der Putzfrau, die man aus Gründen des Respekts heutzutage Raumpflegerin nennt? "Das war noch nie ein Ausbildungsberuf", sagt Lindemann - anders als der Gebäudereiniger, der sein Handwerk drei Jahre lang lerne.

Auch bei den Stadtwerken Hilden haben sich die Bezeichnungen für Berufe verändert, berichtet Heike Koch von der Unternehmenskommunikation.

Schwimmmeistergehilfen Sie heißen jetzt Fachangestellte für Bäderbetriebe. "Das Wort ,Fachangestellter' macht mehr Eindruck als das Wort ,Gehilfe' ", vermutet Koch. Dennoch sei es schwer, für diesen Beruf Auszubildende zu finden. Es gebe viele Vorurteile: "Die laufen nicht nur mit der Trillerpfeife ums Becken", erläutert Koch. Die Fachangestellten der Stadtwerke müssen sich auch mit der Wassertechnik gut auskennen.

Rohrnetzbauer Sie heißen jetzt Anlagenmechnaniker für Versorgungstechnik. "Sie werden eingesetzt für die Instandhaltung und Sanierung der Gas-Wasser-Netze", erläutert Koch. Immerhin kann man sich unter diesem Begriff mehr vorstellen als unter folgendem:

Energieanlagenelektroniker heißen jetzt Elektroniker für Betriebstechnik. Sie kümmern sich um das Stromleitungsnetz und die Straßenbeleuchtung, sorgen für Wartung und Instandhaltung. "Für diese Berufe ist es nicht so problematisch, Nachwuchs zu finden", sagt Koch.

www.bibb.de/Berufe

(RP)
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