RP-Serie Was macht eigentlich (4) Pfarrer Motter bleibt auch weiter in "Rufweite"

Hilden · Nicht nur Monheimer kennen das Urgestein an der Kanzel. In Mettmann tauscht der frühere Kreisdechant Kirche gegen Arbeitsplatz und predigt.

 Kirche kann nur Volkskirche sein, wenn die Seelsorger für die Menschen da sind, glaubt Pfarrer Winfried Motter.

Kirche kann nur Volkskirche sein, wenn die Seelsorger für die Menschen da sind, glaubt Pfarrer Winfried Motter.

Foto: rm-

Monheim Pfarrer Winfried Motter kam 1987 nach Monheim. "Ich wollte damals mein Herz verschenken!", bekundet der Geistliche im Rückblick. Und auch im Ruhestand geht der inzwischen 74-jährige Rheinländer mit Berliner Schnauze noch gerne auf Menschen zu, sucht den persönlichen Kontakt: "Vor mir ist niemand sicher."

Motter ist seit über 40 Jahren Priester. "Ich bin mit Leib und Seele Seelsorger", sagt er. 16 Jahre davon verbrachte er in Monheim. Die Zeit hat ihn und seine "Schäfchen" geprägt. Er war so etwas wie eine Institution. Und Motter war gerne in Monheim. Der Geistliche feierte zahlreiche Messen in der Gemeinde St. Gereon und an vielen Arbeitsplätzen in der Stadt. Motter besuchte die Kindergärten, unterrichtete katholische Religion in der Schule und hielt Kontakt zum Brauchtum. Dann berief ihn der damalige Erzbischof Kardinal Joachim Meisner als Pfarrer und Kreisdechant nach St. Lambertus in Mettmann. Später wurde er zum Diözesanpräses des Kolpingwerkes Köln gewählt. 2009 ernannte der damalige Papast Benedikt XVI. ihn zum Monsignore.

Motter lebt inzwischen in Köln, an der Stadtgrenze zu Leverkusen-Schlebusch. Gesundheitlich geht es ihm wieder gut. 2008 entpflichtete Meisner ihn wegen einer Krebserkrankung von seinen Aufgaben als Pfarrer und Kreisdechant. Nach zwei harten Jahren kämpfte er sich ins Leben zurück und nutzt seine zweite Chance. "Zum Glück hat der Krebs nicht gestreut. Ich bin dem Himmel dankbar."

Wenn Motter heute zu Besuch in Monheim ist - und das kommt häufig vor - begrüßen ihn die Menschen auf der Straße herzlich. So wie Hans Schnitzler. Der Vorsitzende und Mitbegründer des Vereins Marienkapelle hält extra mit dem Auto an, kurbelt das Fenster runter und richtet freundliche Worte an den Pfarrer.

Kürzlich war er zum Altstadtwirtefest eingeladen. "Wenn mein Terminkalender frei ist, komme ich gerne", sagt er. Und erst vor zwei Wochen traute er ein Paar, das er noch aus dem Kindergarten und der Schule kennt. Daran, dass die Monheimer ihn immer wieder auf die Gästeliste setzen und sich ihn bei der Hochzeit am Altar wünschen, merke er, "der Funke ist übergesprungen". Ihm ist es wichtig, für die Menschen da zu sein. Sein Motto lautet bis heute: "Motter machts möglich" (MMM). Der Pfarrer versucht immer, seinem Gegenüber gerecht zu werden - und zwar auf humorvolle und bewegliche Weise. Kirche könne nur Volkskirche sein, wenn die Seelsorger für die Menschen da sind, glaubt er.

Im Prinzip sei er "Pastor in Rufweite", nicht im Ruhestand. Und so bricht Motter in den Herbstferien mit der Kolping-Jugend aus der Erzdiözese Köln zu einer Berlinfahrt auf, lädt mit Pfarrer Falk Breuer für den 25. Oktober auf dem Piwipper Böötchen zu einem ökumenischen Gottesdienst und für den 11. November in die Mettmanner Schreinerei Bauch zu einer Messe am Arbeitsplatz ein. "Ich bin eben ein Weltbürger", meint er, kommt aber gerne nach Monheim zurück.

(RP)
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