Schlaganfall in Hilden Patient: "Fast in falsche Klinik gebracht"

Hilden · Dank seiner Frau fuhren ihn die Retter nach einem Schlaganfall in die richtige Klinik nach Ohligs, sagt Reiner Ockenfels.

 Reiner Ockenfels (52) ist froh, dass sich seine Frau bei den Rettern dafür eingesetzt hat, dass er sofort in die St.-Lukas-Klinik in Solingen kam. Nach dem Schlaganfall im Oktober geht es dem Café-Besitzer heute wieder gut.

Reiner Ockenfels (52) ist froh, dass sich seine Frau bei den Rettern dafür eingesetzt hat, dass er sofort in die St.-Lukas-Klinik in Solingen kam. Nach dem Schlaganfall im Oktober geht es dem Café-Besitzer heute wieder gut.

Foto: Olaf Staschik

An den 29. Oktober 2012 denken Reiner und Mafalda Ockenfels nicht gerne zurück. "Wäre meine Frau nicht gewesen, wäre ich vom Rettungswagen mit Sicherheit erst ins Hildener Krankenhaus gebracht worden anstatt nach Ohligs. Und dann ginge es mir nicht so gut wie jetzt", sagt der 52-Jährige. Denn an dem Montagmorgen hatte er einen Schlaganfall erlitten — seinen zweiten.

"Ich hatte mich immer schlechter gefühlt und bin deshalb zum Arzt gegangen", erzählt Ockenfels, der mit seiner Frau das Eiscafé San Marco am Axlerhof betreibt. "In der Praxis hatte ich mich zum Blutdruckmessen hingelegt, und dann weiß ich nichts mehr." Seine Frau hingegen war sofort in Alarmbereitschaft, als sie durchs Café-Fenster einen Krankenwagen zur nahe gelegenen Praxis kommen sah. "Der Arzt sagte mir, er wisse noch nicht, was mit meinem Mann sei, er habe aber ganz hohen Blutdruck", berichtet die 34-Jährige.

Nahezu bewusstlos sei der 52-Jährige in den Rettungswagen gebracht worden. "Als ich fragte, in welches Krankenhaus er gefahren werde, hieß es: nach Hilden." Eine Antwort, die Mafalda Ockenfels in Panik versetzte. "Ich sagte: ,Ich will, dass er nach Ohligs gebracht wird.' Dort war er auch bei seinem ersten Schlaganfall 2010 sofort hingefahren worden, denn dort befindet sich die nächste ,Stroke Unit'" — das nächste Schlaganfallzentrum.

Doch im Rettungswagen erklärte man ihr, man müsse den Patienten in die nächstgelegene Klinik bringen, und das sei Hilden. Sie habe weiter auf Solingen-Ohligs bestanden, und erst, als weitere Untersuchungen abgeschlossen worden seien, habe der Notarzt ebenfalls einen Schlaganfall diagnostiziert und dem Ziel Ohligs zugestimmt.

"Wäre ich erst ins Hildener Krankenhaus gebracht, dort untersucht und dadurch erst später nach Ohligs transportiert worden, wäre das Zeitfenster überschritten gewesen, in dem man die wichtige Erstbehandlung, die Lyse, machen kann", sagt Reiner Ockenfels. In der Lyse würden die Adern geweitet und dadurch Blutgerinsel weggespült. "Das geht aber nur innerhalb der ersten drei bis 4,5 Stunden nach dem Schlaganfall." Auch von anderen habe er gehört, dass sie nach einem Schlaganfall Schwierigkeiten mit den Rettern gehabt hätten, sofort in eine "Stoke Unit" gebracht zu werden.

Die Hildener Feuerwehr, die den Rettungsdienst in der Itterstadt stellt, sieht jedoch keinen Fehler bei sich. "Uns wurde zunächst ein Herzinfarkt gemeldet, und da wäre das Hildener Krankenhaus die erste Adresse gewesen", erklärt Wachleiter Hans-Peter Kremer. Der Notarzt, der in Ockenfels' Fall aus Mettmann habe kommen müssen, weil der Hildener Kollege bei einem anderen Einsatz gewesen sei, habe nach der Untersuchung des Patienten ebenfalls die Lukas-Klinik in Solingen als Ziel genannt. "13 Minuten nach Eintreffen des Notarztes ist der Rettungswagen auch schon losgefahren", berichtet Kremer. Das sei eine sehr gute Zeit, weil der Notarzt allein rund zehn Minuten für die Untersuchung benötige. "Wir wollen den Menschen ja helfen und wissen, wie wichtig es ist, bei einem Schlaganfall die richtige Klinik anzufahren." Die Ohligser Klinik sei hier seit rund 20 Jahren die erste Wahl. Habe sie kein Bett frei, bringe man die Patienten in die Uniklinik nach Düsseldorf. "Die ist näher als die ,Stroke Unit' in Mettmann."

Das Problem ist laut Cerstin Tschirner, Sprecherin des Kplus-Verbundes, der das St.-Josefs-Krankenhaus und die Solinger St.-Lukas-Klinik betreibt, dass Herzinfarkt und Schlaganfall fast die gleichen Symptome hätten. "Beide Male ist es ein Thrombus, aber beim Herzinfarkt sitzt er im Herzen, beim Schlaganfall im Hirn." Und da beim Aussetzen des Herzschlags schnellstmögliche Hilfe nötig sei, gelte bei einem Herzinfarkt für die Retter die Order, das nächste Krankenhaus anzufahren. Reiner Ockenfels ist nach Krankenhaus und Reha fast wiederhergestellt. "Ich mache jetzt noch speziellen Sport", sagt er.

(RP/ila/top/EW)
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