Hilden „Wir möchten Lokalpolitik sozialer machen“

Hilden · Interview mit Werner Erbe: Der Sprecher des neu-gegründeten Ortsverbandes der Linken redet über die Ziele seiner Partei.

 Werner Erbe ist Sprecher des neu-gegründeten Ortsverbandes der Linken. Er uns seine neun Mitstreiter möchten in den Stadtrat einziehen.

Werner Erbe ist Sprecher des neu-gegründeten Ortsverbandes der Linken. Er uns seine neun Mitstreiter möchten in den Stadtrat einziehen.

Foto: Zelger, Thomas

Werner Erbe ist in Wuppertal geboren und hat lange in der DDR gelebt: von 1961 bis 1985. „Dann habe ich den ersten Ausreiseantrag gestellt“, erklärt der 69-jährige Rentner. 20 weitere folgen, er verliert seinen Job als Erdkunde- und Sportlehrer, sitzt einige Nächte im Stasi-Gefängnis, hat kaum noch Freunde. Nach eineinhalb Jahren dürfen er, seine Frau und seine Kinder ausreisen. Heute ist Erbe der Sprecher des gerade erst gegründeten Ortsverbandes der Linkspartei. Ein Gespräch über seine Beweggründe, in die Politik zu gehen und über die Ziele der Partei.

Sie haben in der DDR unter dem SED-Unrechtsstaat gelitten und stehen als Sprecher des Ortsverbandes in Hilden nun an vorderster Front einer Nachfolgeorganisation dieser Partei – wie passt das zusammen?

Erbe Das ist kein Widerspruch. Die SED war ein unsäglicher Verein. Ich wäre niemals in die SED eingetreten. Aber die alten Schergen haben die Partei längst verlassen. Als sich die WASG mit der PDS zusammengeschlossen hat, sind viele gegangen. Heute gibt es wohl noch einen kleinen Haufen von Kommunisten alten Schlages in der Linkspartei. Aber das macht mir nichts aus. Die Partei bewegt sich auf dem Boden des Grundgesetzes. Und das ist mir wichtig.

Warum engagieren Sie sich überhaupt politisch?

Erbe Unsere Politiker schwätzen eigentlich nur. Es passiert nichts. Ich habe mich hier in Hilden für die flächendeckende Einführung des Grünen Pfeils und einer abgasreduzierenden Ampelschaltung im Stadtgebiet stark gemacht. Aber ich wurde von allen seit 20 Jahren abgewiesen. Bei einem anderen Thema wurde ich von der Verwaltungsspitze ebenfalls ignoriert. Als Bürger wird man mit seinen Problemen immer beiseite geschubst. Das hat mir gereicht. Ich möchte mich einbringen. Ich bin es leid, mich mit dem zufrieden geben zu müssen, was uns serviert wird.

Wie sieht Ihr politisches Programm aus?

Erbe Wir wollen keine Revolution. Wir möchten Lokalpolitik mitgestalten, sie wieder sozialer machen. Wir brauchen mehr von der Stadt bezahlte Kita- und Krippenplätze. Bildung muss kostenlos sein. Dafür setzen wir uns ein. Außerdem muss Wohnen wieder bezahlbar werden. Wir fordern eine Mietpreisbremse. Und es kann nicht sein, dass wir die städtischen Grundstücke an Investoren verscherbeln, wenn wir eine eigene Wohnungsbaugesellschaft haben. Wir brauchen mehr geförderten Wohnraum. Die Linke in Hilden positioniert sich klar gegen die CO-Pipeline. Wir unterstützen zudem die Idee der Grünen, den Fahrpreis für den Ortsbus O3 auf einen Euro festzulegen. Aber dann für ein Tagesticket. Außerdem müssen wir wieder mehr für die Kultur- und Sportszene unternehmen. Dass sich Sportler mehrere Jahre in baufälligen  Umkleidekabinen umziehen müssen, darf nicht sein. Wir möchten außerdem mehr für die Kultur tun: Wie wir bei der Kneipentour sehen, besteht das Interesse an guten Musikveranstaltungen. Davon brauchen wir mehr.

Wie wollen Sie das alles bezahlen?

Erbe Hilden ist keine arme Stadt. Wir können uns das leisten.

Was ist Ihr Ziel für die kommenden Jahre?

Erbe Wir möchten 2020 in den Stadtrat einziehen. Dafür rühren wir schon jetzt kräftig die Werbetrommel. Wir werden beispielsweise in den nächsten Tagen eine Postwurfaktion starten und am Samstag, 9. März, einen Infostand auf dem Alten Markt aufbauen. Wir planen auch noch weitere Aktionen, um uns und unsere Ziele bekannter zu machen. Wir suchen auch noch Mitstreiter.

Stellen Sie auch einen eigenen Bürgermeisterkandidaten?

Erbe Nein. Wir möchten erst einmal im Stadtrat Fuß fassen.

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