Hilden Stadt denkt über „Trainingswohnung“ nach

Hilden · Die Odbachlosigkeit stagniert zwar, jedoch laufen immer mehr junge Menschen Gefahr, ihre Wohnung zu verlieren. Die Stadt denkt daher über eine sogenannte Trainingswohnung für junge Menschen nach.

Die Zahl der Obdachlosen in Hilden stagniert.

Die Zahl der Obdachlosen in Hilden stagniert.

Foto: dpa/Paul Zinken

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Obdachlosen in Hilden ist nach Angaben der Stadt in den vergangenen Jahren nicht merklich gestiegen. Zurzeit seien 35 Obdachlose in den Unterkünften der Stadt untergebracht – das sind zwar etwas mehr als in den Jahren 2015 und 2016, aber immer noch weniger als die Stadt zwischen 2011 und 2014 zählte. Damals pendelte die Zahl der Obdachlosen zwischen 40 und 45.

Die schlechte Nachricht: Laut Stadt sei sowohl 2021 als auch in diesem Jahr „eine Zunahme von Wohnungsproblematiken bei sehr jungen Erwachsenen zu verzeichnen“. Dabei weist die Stadt darauf hin, dass bei gerade Volljährigen eine Unterbringung in Obdachlosenunterkünften „unbedingt vermieden“ werden sollte. „Das Leben in einer Obdachlosenunterkunft mit all seinen Problemlagen kann auf direktem Weg in eine Abwärtsspirale führen“, heißt es hierzu im „Sachstandsbericht Obdachlosenangelegenheiten“.

Eine Möglichkeit ist dabei die Unterbringung von jungen Menschen in sogenannten Trainingswohnungen. Das Konzept sieht vor, dass die Stadt eine Wohnung anmietet, die einem jungen Menschen zur Verfügung gestellt wird. Die Nutzer würden durch pädagogische Fachkräfte begleitet sowie unterstützt und bekämen Hilfestellung bei der Verselbstständigung. Nach Ablauf der Nutzungsdauer könnte der junge Mensch im Idealfall eine eigene Wohnung anmieten und damit die Grundlage für eine Weiterentwicklung seines persönlichen Lebensweges erhalten.

In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses forderten nun mehrere Mitglieder, dass die Stadt eine solche Trainingswohnung anmietet. Sozialdezernent Sönke Eichner versprach, dass sich die Verwaltung damit beschäftigen wolle. „Eine Wohnung ist gut, aber es braucht für dieses Vorhaben auch ein Konzept und Personal“, sagte er.

Die Verwaltung wolle hierfür Kontakt mit der „Sozialpädagogischen Einrichtung Mühle“ (SPE Mühle) aufnehmen. Ein Konzept würde alle Fakten rund um eine Trainingswohnung umfassen und die voraussichtlichen Kosten berücksichtigen. Geplant ist, dass das Konzept im ersten Halbjahr 2023 dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt wird.

Deutlich wurde dabei schon jetzt, dass viele Ausschussmitglieder das Konzept Trainingswohnung begrüßen dürften. Die große Relevanz des Themas bestätigte unter anderem Siegfried Wagner, Ausschussmitglied und Sozialarbeiter. Ihm machten dabei nicht zuletzt Mädchen sorgen, die für ein Dach über dem Kopf dazu gezwungen seien, sich auf Männer einzulassen. Diese zweifelhafte Art des „Couchsurfings“ bezeichnete er in der Sitzung als „moderne Prostitution“. Sein eindringliches Plädoyer: „Wir wünschen uns, dass die Stadt eine Trainingswohnung anmietet. Nur darüber zu sprechen, hilft nicht.“

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