Kreis Mettmann Noll triumphiert erneut über Steinbrück

Kreis Mettmann · Die CDU-Kandidatin aus Haan holt fast 50 Prozent der Erststimmen im Südkreis, Steinbrück kommt auf 34 Prozent. Auch im Nordkreis liegt Peter Beyer von der Union vor Kerstin Griese (SPD). "Eine Enttäuschung", kommentiert Griese.

 Kerstin Griese und SPD-Kreistagsfraktionschef Manfred Schulte sind schockiert über das Wahlergebnis.

Kerstin Griese und SPD-Kreistagsfraktionschef Manfred Schulte sind schockiert über das Wahlergebnis.

Foto: Dietrich Janicki

Michaela Noll ist die Siegerin des Wahlabends im Kreishaus Mettmann: Als die 53-Jährige um 19.45 Uhr erscheint, ist vor Kameraklicken kein Wort mehr zu verstehen, ihre Unterstützer fallen ihr um den Hals, es gibt Applaus, Bravos und Blumen. "Ich bin absolut überwältigt", sagt die Haanerin, die mit nahezu 50 Prozent der Stimmen den Südkreis erneut direkt gewinnen konnte — noch einmal mit deutlichen Zuwächsen vor Peer Steinbrück, den sie schon 2009 besiegt hatte.

Er kommt auf etwa 34 Prozent, das selbe Ergebnis wie 2009. "Es ist nicht egal, ob man über die Landesliste in den Bundestag kommt oder ob man den Wahlkreis direkt gewinnt", sagt Noll in die Mikrofone, "das ist ein ganz anderes Gefühl, denn jetzt weiß ich: Ich bin es, von der sich die Leute hier vertreten fühlen!" Gute Laune auch bei Peter Beyer (CDU), der über das Direktmandat im Nordkreis erneut in den Bundestag einziehen kann und um 20 Uhr ankündigt, später zur Wahlparty nach Heiligenhaus zu fahren, wo er auch wohnt. Er gibt zu, von dem guten Abschneiden der CDU insgesamt profitiert zu haben.

Das sieht Kerstin Griese, Direktkandidatin der SPD im Nordkreis und Kreisvorsitzende, genau so, nur von der anderen Seite: "Bei diesem deutlichen Bundestrend für die CDU ist der Wahlkreis weder für mich noch für Peer Steinbrück zu gewinnen gewesen. Das ist schade, denn unser Wahlkampf war gut, und ich selbst habe sehr gekämpft." Tröstlich für die 46-Jährige: Anders als bei der Bundestagswahl 2009 ist sie diesmal über die Landesliste "abgesichert": Platz 8 wird reichen, um ins Parlament einzuziehen. Da SPD-Spitzenkandidat Steinbrück hier auf Platz 1 steht, wird der Kreis Mettmann abermals mit vier Abgeordneten in Berlin vertreten sein.

Ähnlich enttäuscht wie Griese klingt der SPD-Landtagsabgeordneten Manfred Krick. "Es liegt am Personal", sagt er und begründet: "Im vorigen Jahr haben die Menschen im Kreis Mettmann Hannelore Kraft gewählt und damit die SPD. Jetzt wählen sie Angela Merkel und damit die CDU." Ob Frauen die besseren Politiker sind? Die Frage mag Krick nicht eindeutig beantworten. Nur so viel: "Wir sind nicht zufrieden, denn an den Wahlständen hat es sich anders angefühlt — wesentlich besser für die SPD."

Enttäuschte Gesichter auch bei den Grünen. Die deutlichen Verluste auf Bundesebene sowie im Kreis sehen der Kreisvorsitzende Andreas Kauschat und Südkreis-Kandidatin Ophelia-Johanna Nick in "nachteiligen" Debatten begründet — ob um Steuererhöhungen oder den Einfluss von Päderasten auf die Programmatik der Grünen in den 80er Jahren. Auch den Beitrag seiner Partei zur Energiewende hätte man "besser kommunizieren können", seufzt Kauschat.

Richtig "mies" fühlt sich nach eigenem Bekunden FDP-Nordkreiskandidat Jörg Weisse: "Die FDP ist erstmals seit ihrem Bestehen raus aus dem Bundestag. Scheitert auch die AfD an der Fünf-Prozent-Hürde, haben wirtschaftsliberale Gedanken kaum noch eine Stimme im deutschen Parlament." Sichtlich niedergeschmettert hat die Keule des Wählers FDP-Südkreiskandidat Moritz Körner: "Jetzt müssen uns wir erst mal sammeln", sagt der 23-Jährige, der mit der euroskeptischen "Alternative für Deutschland" (AfD) nichts zu schaffen haben will: "Gesellschaftspolitisch sind die nicht liberal, sondern erzkonservativ."

AfD-Nordkreiskandidatin Christiane Geb findet es "absolut beachtlich", was die neue Partei in der kurzen Zeit ihres Bestehens erreicht hat. "Vor sieben Monaten gab es uns noch gar nicht", sagt sie und hofft zu diesem Zeitpunkt inständig, dass es noch für die 5 Prozent reicht; in manchen Bezirken Haans hat es für 8 Prozent gereicht. Der aus Haan stammende AfD-Bundesvorsitzende Bernd Lucke kündigte derweil in Berlin an, seine Partei werde sich künftig auch bei Kommunalwahlen um Mandate bewerben.

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(RP)
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