Hilden/Wülfrath Nicks lauschiger Ort liegt an der Düssel

Hilden/Wülfrath · Die Grüne Direktkandidatin für den Wahlkreis 104 fühlt sich den Freiflächen verbunden und verteidigt den Soli.

 Ophelia Nick, 40 Jahre, fühlt sich der Natur verbunden. "Wirtschaftsfeindlich bin ich deswegen aber nicht", stellt sie gleich klar.

Ophelia Nick, 40 Jahre, fühlt sich der Natur verbunden. "Wirtschaftsfeindlich bin ich deswegen aber nicht", stellt sie gleich klar.

Foto: ralph matzerath

Seit drei Jahren ist Ophelia Nick Mitglied der Grünen. Drei Jahre, die die Direktkandidatin für den Wahlkreis Mettmann I nicht etwa mit allen grünen Themen versöhnt haben: Die Freigabe von Haschisch, von der Partei ins Gespräch gebracht bei gleichzeitig kompromisslosem Rauchverbot, hält die 40-Jährige für, gelinde gesagt, unverständlich. Auch der Veggie-Day findet ihre Zustimmung nicht: "Fleischlos zu essen, ist völlig in Ordnung. Aber verordnen kann man es nicht." Sie hält es nicht für ihre Pflicht, in allen Punkten auf Parteilinie zu sein, hat bisher kein Mandat, ist sachkundige Bürgerin in Wülfrath. Sie gehört dem grünen Vorstand im Kreis und der Landesarbeitsgemeinschaft ländlicher Raum an. Die Landesliste zur Wahl sieht sie auf Platz 31 von 40.

Während Nick erzählt, ist sie auf dem Weg zu einem Lieblingsplatz in ihrem Wahlkreis, dem Bachlauf der Düssel im Neandertal. Dort ist es grün, schattig, ruhig und auf den Bänken oder Baumwurzeln sitzt die promovierte Tierärztin gerne. Schnell wird klar: Wald, Feld, Tiere — das ist ihr nah. "Fast niemand weiß, wie es in den Ställen von Zuchtbetrieben aussieht", sagt sie. "Wenn es mehr Menschen wüssten, wäre Massentierhaltung schnell Vergangenheit, wir hätten die Agrarwende." Deshalb setzt sie auf Aufklärung, spricht darüber, dass sich viel bewegen und verändern lässt, wenn man es denn will. "Ich bin für mehr direkte Mitbestimmung, für Bürgerbegehren bis hoch zur europäischen Ebene", so Nick. Jetzt dürften sie — und andere Grüne— erst einmal auf das laufende Volksbegehren gegen das Rauchverbot in NRW schauen. Das letzte erfolgreiche Volksbegehren in Deutschland war 1978.

Nick stammt aus Herdecke, war zum Studieren und für die Promotion in Berlin und Ulm, hat noch während ihres Studiums ihr erstes Kind bekommen. Zwei ihrer vier Kinder hat ihr Mann, der Hildener Arzt Oliver Nick, in die Ehe gebracht, außerdem gehören zwei Hunde und weitere Tiere zur Familie, die so dicht an der Düssel wohnt, dass Nick durch eine Bachfurt fahren muss, wenn sie mit dem Auto weg will. Eigentlich wäre ein SUV deshalb der richtige Wagen, "aber das mache ich nicht". Mehrere Jahre lang hat Nick eine Hundeschule geführt und aus diesem Bereich ihre Doktorarbeit geschrieben. "Im Nachhinein", sagt sie, "weiß ich nicht, wie ich mein Programm damals bewältigt habe."

Ihre politischen Ziele hat sie klar formuliert. Sie liegen, neben Tierschutz und Agrarwende, bei Verbraucherschutz und Familienpolitik. Der Verbraucher müsse sich bei allen Produkten darauf verlassen können, dass drin ist, was draufsteht. Unter einer modernen Familienpolitik versteht Nick auch, dass die Arbeitswelt sich den Bedürfnissen von Vätern und Müttern anpasst. Gleichzeitig betont sie: "Ich bin absolut nicht wirtschaftsfeindlich." Bei den Diskussionen, die derzeit die Städte beschäftigen, in denen sie kandidiert, ist Ophelia Nick ganz Grüne. Da ist zunächst der Regionalplan, in dem es darum geht, wie viel Flächen zur Bebauung den Städten für die nächsten 15 Jahre zustehen.

Grüne und Landwirte wollen die freien Flächen weitestgehend erhalten, CDU und IHK warnen davor, Unternehmen keine Expansionsmöglichkeiten zu bieten und sich bei den Flächen auf lange Zeit festzulegen. Auch die Solidaritätsumlage, die die Landesregierung durchsetzen will, findet Nick in Ordnung. Sie kann nicht sehen, warum damit Städte bestraft würden, die gespart hätten: Für die Abgabe lägen die zu erwartenden Steuereinnahmen zugrunde, nicht die Rücklagen. "Monheims Bürgermeister Zimmermann ist ein großer Coup gelungen. Die Städte haben es aber nicht selbst in der Hand, ob sie prosperieren oder nicht — das wird von vielen Faktoren bestimmt." Dass die grüne Regierungspräsidentin einen Rachefeldzug gegen den erfolgreichen Zimmermann führen könnte, hält Nick für abwegig.

Grün, schattig, ruhig ist es geblieben. Zwei Walker haben Nicks Weg während der Stunde gekreuzt, die sie am Bachlauf verbracht hat.

(RP)
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