Hilden Neustart für die Kunst in Corona-Zeiten

Hilden · Die neanderlandART20 im Gewerbepark-Süd an der Hofstraße 64 bietet viel Sehenswertes aus dem Kreis. 47 Exponate verschiedener Künstler sind zu sehen.

 Neanderland Art 2020: Michael Oliver Flüß

Neanderland Art 2020: Michael Oliver Flüß

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Typ mit dem Hirschkopf auf den Männer-Schultern im T-Shirt verschränkt energisch die Arme und wirbt so für die „neanderland ART20“. Ein entschlossenes Statement für die jurierte Ausstellung des Kreises Mettmann, die – Corona zum Trotz – am Sonntag im Gewerbepark-Süd eröffnet wurde. Das Bild des Erkrather Künstlers Michael Oliver Flüß hängt in Partnerschaft mit dem Mann im Anzug, der, begleitet von einem jungen Pinguin gleich daneben hängt, den Titel „Spießer“ trägt.

Um es gleich vorweg zu sagen: Alle 47 Exponate sind sehenswert. Kunst in diesen Zeiten zu zeigen, bedeutet Mut und Verantwortung seitens der Veranstalter. Und auch Abstand halten. So fand die offizielle Eröffnung der kreisweiten Ausstellung auf dem Fabrik-Hof des Gewerbeparks unter weißen Zeltdächern und mit nur rund 120 geladenen und offiziell angemeldeten Gästen statt, zu denen die meisten der ausstellenden Künstler zählten. Gastgeber Karlernst Braun erinnerte an die Situation am Ende des Zweiten Weltkrieges: „Damals war es hier auf diesem Firmengelände viel schlimmer als die heutigen Einschränkungen.“ Landrat Thomas Hendele verbreitete Optimismus: „Wir können es.“, ließ aber nicht unterwähnt, dass besonders die Kunstszene in den letzten Monaten enorm gelitten hätte. Wohl auch deshalb nannte er alle 37 Künstler/innen namentlich, die zum Erfolg der Präsentation bildender Kunst beigetragen haben.

Die Jury, die unter 300 Werken von 105 Künstlern auszuwählen hatte, habe es nicht leicht gehabt. Gleichzeitig freute sich Hendele über die „quicklebendige Kulturszene“ im Kreis Mettmann, „in dem viele hervorragende Menschen arbeiten.“

 Insgesamt 47 Kunstwerke – Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Installationen – sind zu sehen und geben Einblick in ein kreatives Schaffen aus den vergangenen Jahren. Dabei spielten besonders aktuelle Bezüge aus der jüngeren Vergangenheit eine Rolle bei der Auswahl. Wer beispielsweise die Stacheldraht-Skulptur „Grenze“ von Marianne Liebe betrachtet oder die vier aus ausgedienten Video-Kassetten hergestellten   „Fake News“ – Stehlen von Gabriele  Mai-Schmidt weiß als Nachrichten-Verfolger, worauf sich die Künstler aktuell beziehen.

Daneben finden sich großformatige Bilder wie „Inside“ – eine blumig anmutende kreative Interpretation des Organischen von Doris Tsangaris ebenso wie Ausgefallenes wie die „mdlntra“, eine Figur, die von Roswitha Bohmann aus Magnet- und Kunststoffbändern gestrickt wurde. Mit seinem gemalten, übereinander gehängten Bildern „das Plakat, der Test, das Ziel“ – fängt Klaus Sievers auch ganz Aktuelles in Öl auf seiner Leinwand ein, obwohl die Bilder schon früher gemalt wurden.

Das zweite Mal seit ihrer Gründung 2014 wurde die „neanderlandART“, die alle zwei Jahre statt findet, jetzt in Hilden eröffnet. Ein Grund für Bürgermeistern Birgit Alkenings sich zu freuen – auch angesichts des Werbeplakates: „Wir sind hier in Hilden auch Platzhirsche“. Die Bürgermeisterin wies nicht nur darauf hin, dass in Deutschland in der Kulturbranche mehr Menschen als in der Auto-Industrie arbeiten. Sie sah in den neuen, durch das Virus bedingten Gegebenheiten (zum Beispiel dem „Streaming“, also der Direktübertragung von Veranstaltungen durch das Internet) auch zukünftige Chancen für Menschen, die durch körperliche Einschränkungen an Veranstaltungen nicht teilnehmen könnten. Zur Ausstellung selbst durften nur immer 30 Personen mit Maske in die Räumlichkeiten.

Das außergewöhnliche

Eröffnungsprogramm im Freien rundete Sarah Wünsche mit modernen, musikalischen Interpretationen am Saxophon ab. Ihr „Spaziergang durch Amsterdam“ war trotz aller Hitze erfrischend. Modern. Lebendig. Ebenso die tänzerische Performance von Tamara Rahil.

Seit 2014 juriert der Kreis Mettmann alle zwei Jahre Werke von professionellen Kunstschaffenden aus dem Neanderland. Die diesjährige Werkschau wird im Gewerbepark-Süd, Hofstraße 64 in Hilden, bis zum 27. September zu sehen sein. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 16 Uhr. Die Räumlichkeiten können nur mit Mund-Nasen-Schutz besucht werden.

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