Hilden/Haan Neues Trainingszentrum für Feuerwehr

Hilden/Haan · Die zehn Feuerwehren im Kreis sollen künftig in Ratingen auch heftige Brände mit bis zu 1000 Grad üben können. Die bisherige Brandsimulationsanlage in einem Mettmanner Steinbruch ist seit einiger Zeit nicht mehr nutzbar.

Bei einem Wohnungsbrand in Düsseldorf am Wochenende passierte es gerade erst wieder: Noch während die Feuerwehrleute das Zimmer unter Atemschutz erkundeten, kam es zu einer Durchzündung ("Flashover"), wodurch der Raum von jetzt auf gleich in voller Ausdehnung brannte und dabei Temperaturen von bis zu 1000 Grad entstanden. Die Schutzkleidung der Einsatzkräfte hielt der Hitze jedoch stand. Es wurde niemand verletzt.

 Beim Brand einer Polsterei in Oberhaan gab es Anfang September 2002 eine Durchzündung, die eine Flammensäule in die Höhe schießen ließ.

Beim Brand einer Polsterei in Oberhaan gab es Anfang September 2002 eine Durchzündung, die eine Flammensäule in die Höhe schießen ließ.

Foto: Staschik, Olaf

Feuerwehrleute müssen bei einem Brandeinsatz fast immer damit rechnen, in eine Durchzündung zu geraten. "Deshalb trainieren wir es regelmäßig auf Kreisebene", sagt der Hildener Wachleiter Hans-Peter Kremer. Mehrere Jahre hätten die zehn Feuerwehren des Kreises Mettmann auf einer selbst gebauten Anlage in einem Steinbruch im Neandertal üben können.

 Nach dem Flashover in einer Lagerhalle an der Forststraße in Hilden (2006) war kein Fenster mehr heil im Gebäude.

Nach dem Flashover in einer Lagerhalle an der Forststraße in Hilden (2006) war kein Fenster mehr heil im Gebäude.

Foto: Staschik, Olaf

Weil die Anlage jedoch ihren Geist aufgegeben habe, müsse man seit einiger Zeit sogenannte Brandsimultationsanlagen für jeweils zwei Tage mieten. "Das sind große Sattelschlepper von privaten Firmen, in denen verschiedene Stufen eines Feuers nachgestellt werden. Auch ein Flashover", sagt Kremer.

Weil die Miete allerdings recht teuer sei und die Trainingszeiten dadurch sehr beschränkt, plane man, wieder eine eigene Brandsimulationsanlage, ein so genanntes "Heißausbildungszentrum", für den Kreis Mettmann zu bauen, berichtet Kreisbrandmeister Markus Lennartz. Als Ort habe man sich für Ratingen entschieden. "Wir müssen nur noch einige Grundstücksfragen klären."

Grundsätzlich sei das Vorhaben bereits durchgeplant. "Die Mittel stehen im Kreishaushalt bereit — ein hoher sechsstelliger Betrag", erklärt Lennartz. Denn neben der Brandsimulationsanlage solle dort auch die Atemschutz-Übungsstrecke angesiedelt werden.

Bislang befinde sie sich in Mettmann, sei aber schon über 30 Jahre alt und müsse ersetzt werden. "Alle Feuerwehrleute, die unter Atemschutz einen Brand bekämpfen dürfen, müssen mindestens einmal im Jahr auf dieser Atemschutz-Übungsstrecke trainieren", sagt Lennartz. Außerdem seien eine spezielle Ausbildung, eine gute körperliche Fitness und regelmäßige Kontrollen beim Arzt nötig.

Eine ursprünglich gemeinsam mit Düsseldorf geplante Anlage habe sich nicht umsetzen lassen. "Weil wir meist zur gleichen Zeit trainieren würden — nämlich wegen der vielen Ehrenamtlichen abends und samstags — hätte die Anlage sehr groß sein müssen und wäre dadurch unwirtschaftlich geworden", erklärt der Kreisbrandmeister.

Das regelmäßige Training im Heißausbildungszentrum sei nötig, um im Ernstfall richtig reagieren zu können. "Schon in dem Brandsimulator ist es sehr beklemmend, in einem Flashover zu sein", weiß Lennartz aus eigener Erfahrung. "Das ist nichts für zarte Gemüter."

Hans-Peter Kremer hat schon mehrere Flashover erlebt. "Neben der großen Hitze ist bei einer Durchzündung die Druckwelle ein großes Problem", sagt er. "Denn man versucht ja, so zu löschen, dass das Feuer hinter einem aus ist und man einen Rückzugsweg hat." Der könne jedoch durch einen Flash-over versperrt werden. "Wenn wir in einen brennenden Raum gehen, kriechen wir schon, weil es auf dem Boden nicht ganz so heiß ist wie weiter oben."

Als besonders heftiger Flashover ist dem Hildener Wachleiter ein Einsatz an der Forststraße in Erinnerung geblieben, wo 2006 eine große Lagerhalle in Flammen stand. "Mehrere Trupps waren in der Halle und draußen vor den Fenstern beschäftigt, als sich der Rauch in der Halle tiefschwarz färbte", erzählt Kremer.

Das sei ein untrügliches Anzeichen für einen bevorstehenden Vollbrand. "Es wurde der sofortige Rückzug angeordnet. Und gerade, als alle draußen waren, kam es zu der Durchzündung. Danach war kein einziges Fenster mehr in dem Gebäude heil."

Trotz der gefährlichen Situationen komme es nur selten zu Verletzungen. "Und in der Regel nur, wenn die Schutzkleidung nicht ganz korrekt angelegt wurde." Typischerweise erleide man dann kleinere Verbrennungen am Hals. "Grundsätzlich hält die Schutzkleidung kurze Zeit Stichflammen mit 1000 Grad ab." Ein Mensch ohne Schutzkleidung habe bei einem Flashover so gut wie keine Überlebenschance.

(RP/ac/top/ila)
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