Stadtplanung Neue Idee: Obstwiese statt Wald an der Bahn

Hilden · Auf Antrag der CDU hat der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig beschlossen, einen „urbanen Wald“ entlang der Güterzugbahnstrecke an der Hofstraße anzulegen. Die Landwirte Ferdinand und Daniel Wirtz schlagen stattdessen eine Obstbaumwiese vor. Das sei ökonomisch und ökologisch besser, sagt die Verwaltung.

 Landwirt Ferdinand Wirtz und sein Sohn Daniel im Winter auf ihrer Pachtfläche an der Hofstraße. Im Hintergrund verläuft die Güterzugstrecke.

Landwirt Ferdinand Wirtz und sein Sohn Daniel im Winter auf ihrer Pachtfläche an der Hofstraße. Im Hintergrund verläuft die Güterzugstrecke.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es geht um einen etwa 70 Meter breiten Streifen östlich der Güterbahnstrecke Mühlheim–Speldorf-Troisdorf und der Hofstraße im Hildener Süden. Dieses Areal ist etwa 16.000 Quadratmeter groß, gehört in großen Teilen der Stadt und reicht im Süden bis zum Bolzplatz Karnap. Die Fläche ist an Bauer Ferdinand Wirtz verpachtet. Sein Sohn Daniel will den Familienbetrieb in vierter Generation übernehmen und fortführen. Wirtz schlägt vor, statt eines 70 Meter breiten Waldes dort nur einen 15 Meter breiten Waldsaum sowie eine Obstbaumwiese anzulegen. „Dadurch würden uns als Landwirt nur 0,4 Hektar Fläche verloren gehen anstatt 1,8 Hektar. Auf diese Fläche will ich gerne verzichten, wenn dadurch die Lärmbelastung für die Anwohner (der Hofstraße) gesenkt werden kann.“

Auf den restlichen 1,4 Hektar könnte man artenreiches Grünland sowie 60 seltene Obstbaumarten anpflanzen, schlägt Ferdinand Wirtz vor: „Die Obstbäume werden in Reihen gepflanzt, die elf Meter voneinander entfernt stehen. So könnten wir den Zwischenraum mit unseren Maschinen weiterhin nutzen.“ Und auf der gesamten Fläche von 4,5 Hektar könnte ein „einzigartiges, kleinstrukturiertes Ökosystem“ entstehen, das es heute kaum noch gibt–  mit einem artenreichen Rückzugsraum für Insekten und Vögel. Dazu trage Grasland deutlich mehr zur Grundwasserbildung bei als etwa (Fichten-)Wald, verweist Wirtz auf Fachbeiträge.

Der Hildener Landwirt will den Waldsaum anlegen, das Gras aussähen, die Obstbäume pflanzen und pflegen: „Ich verfüge als Landwirt über alle Maschinen, die dafür nötig sind und habe das nötige Knowhow.“ Im Gegenzug würde ein Großteil der Fläche weiterhin für seinen Betrieb nutzbar bleiben. Dadurch könne er die Futtergewinnung für seine Pferdepension sicherstellen.

Für die Fraktion Allianz für Hilden ist das ein „idealer Kompromiss, der die Interessen der Anwohner und des Pächters bestmöglich abbildet“, begründet Fraktionsvorsitzender Claus Munsch seinen Antrag, den Vorschlag von Bauer Wirtz anzunehmen. Darüber berät der Stadtentwicklungsausschuss am 27. Mai ab 17 Uhr in öffentlicher Sitzung im Bürgertreff Lortzingstraße 1.

Auch die Verwaltung empfiehlt, den Vorschlag anzunehmen – weil er viele Vorteile habe. Eine Obstbaumwiese biete mehr ökologische Vielfalt als ein schmaler Wald. Und da die Landwirte die Pflege der Fläche übernehmen, spare die Stadt Geld. Würde ein Wald angelegt, müsse die Stadt neben der Anpflanzung auch die Pflege übernehmen.

Entlang der Bahnlinie sollte kein Wald-, sondern ein Strauchsaum angelegt werden, empfiehlt die Verwaltung. Weil Bäume in einigen Jahren zu einer Gefahr für die Bahntrasse werden könnten. Sträucher seien zudem lichtdurchlässiger, blühen und hätten deshalb einen hohen ökologischen Wert.

Sollte die Politik dem Vorschlag von Familie Wirtz folgen, müsste der Flächennutzungsplan geändert werden. Dort ist die Fläche, um die es geht, noch als Gewerbefläche dargestellt. Das muss in „Fläche für Landwirtschaft“ geändert werden. Auch für die Anlage eines Waldes hätte der Flächennutzungsplan geändert werden müssen.

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