Hilden Neuer Reparatur-Treff kommt gut an

Hilden · "Reparieren statt ausrangieren" ist das Motto der Initiative. Viele Hildener nutzten die Chance, alten Schätzchen neues Leben einzuhauchen.

 Ernst Wachendorff, (Mitte) und Klaus Lenz (rechts) versuchen beim Reparaturtreff, einen defekten Schalter aus dem Staubsauger zu ersetzen.

Ernst Wachendorff, (Mitte) und Klaus Lenz (rechts) versuchen beim Reparaturtreff, einen defekten Schalter aus dem Staubsauger zu ersetzen.

Foto: Olaf Staschik

Um kurz nach 16 Uhr ist das Jugendhaus der Evangelischen Kirchengemeinde in der Eisengasse 4 bereits gut besucht. Die ersten defekten Geräte liegen schon auf den provisorischen Arbeitstischen, während sich neue Besucher zwecks Anmeldung am Eingang drängen. Dort steht Astrid Genge und lässt sich von jedem einen Haftungsausschluss geben. Die Leute unterschreiben bereitwillig und listen auf, welches Gerät welche Mängel hat.

Manche haben gleich mehrere alte Schätzchen mitgebracht. Etwa den Tuner, dessen Sendersuchlauf nicht mehr funktioniert, die H0-Eisenbahn, die nicht mehr dampft oder den Staubsauger, der den Dienst verweigert. Otto Kühl hat das Haushaltsgerät mitgebracht: "Der ist runtergefallen, aber ich hänge dran. Dieses Angebot finde ich toll. Man sieht ja, wie viel Mühe die sich geben", sagt er. Und eine Tasse Kaffee und ein paar Kekse (beides gibt es gratis) später: "Ich hab ihn schon gehört. Er geht wohl wieder." Kurz danach geht der Mann glücklich mit seinem Gerät nach Hause.

Die Idee, einen Reparatur-Treff anzubieten, hatte die Initiative "Hilden im Wandel". Sie kooperiert mit der Evangelischen Erwachsenenbildung, der Evangelischen Jugend und der Volkshochschule (VHS) Hilden-Haan. Die Initiatoren richten sich mit dem Reparatur-Treff auch gegen die Wegwerfgesellschaft und eine Industrie, die absichtlich kurzlebige Produkte herstellt, damit neue verkauft werden können. "Reparieren kann nicht nur Geld sparen, sondern ist auch ein Schritt in eine ressourcenschonende Zukunft", erläutert Bernhard Seckinger von der Initiative "Hilden im Wandel". Auch Familie Armknecht hat einen Staubsauger mitgebracht. Dessen Schalter ist defekt. Außerdem funktionieren zwei Fernbedienungen nicht mehr. Gespannt schaut die Familie bei der Reparatur zu: "Ich hasse es, die Sachen wegzuwerfen", sagt Irina Armknecht und spricht damit vielen Besuchern aus der Seele. Oft übersteigen die Reparaturkosten den Wert der alten Geräte, haben die Besucher festgestellt. Ob MP3-Player, Fahrrad oder Tuner - oft sind es nur Kleinigkeiten, die Leute wie Frank Kühnel im Handumdrehen in Ordnung bringen können. Seine Qualifikation: "Ich habe Betriebswirtschaft studiert", lacht der Rentner, "aber ich konnte noch nie etwas wegwerfen, und war schon bald so gut im Reparieren, dass ich zu Freunden gesagt habe: Nie verzagen, Kühnel fragen." Den Tuner repariert er durch "Drücken an den richtigen Stellen", bei der "Nichtraucher-Eisenbahn", wie er sie scherzhaft nennt, wird ein gerissenes Drähtchen zusammengelötet und auch die Fernbedienungen, die dem Kind ein paar mal zu oft heruntergefallen sind, funktionieren wieder.

"Repariert wird alles, was die Leute selbst hierherbringen können", sagt Kühnel. Zum Beispiel Nähmaschinen. Für Handys und Notebooks fehlen der Initiative allerdings noch Spezialisten. Besitzer defekter Geräte sollten ihren Besuch vorher im Internet anzukündigen. "Dann können wir das passende Werkzeug mitbringen und besser helfen", erläutert Seckinger, der die Internetseite www.reparatur-treff-hilden.de betreut. Kein Zweifel: Der Treff hat eine große Zukunft vor sich.

(RP)
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