Hilden Neuer Reichshof: Kritik an den Fassaden

Hilden · Bis Ende Januar werden die letzten Nutzer den Altbau verlassen haben. Für sie wurden Ausweichquartiere gefunden.

 "Der Letzte macht das Licht aus": Die Netzwerk Basisgruppe Mitte-West hat Abschied vom alten Reichshof genommen.

"Der Letzte macht das Licht aus": Die Netzwerk Basisgruppe Mitte-West hat Abschied vom alten Reichshof genommen.

Foto: Privat

Das Ende des alten Reichshofes am oberen Ende der Fußgängerzone rückt näher. Bis Ende Januar werden die letzten Nutzer das Gebäude geräumt haben. Mit "leckeren Häppchen" und "leichten Getränken" feierten 45 Netzwerker der Basisgruppe Mitte-West Abschied von ihrem alten Domizil, berichtet Moderator Wolfgang Becker: "Da wurde schon die eine oder andere Träne abgewischt."

 Links das neue Pfarrzentrum, rechts der Ersatzbau für den alten Reichshof, jeweils von der Hochdahler Straße aus gesehen. Das oberste Geschoss rechts springt nur optisch zurück – ein Architektur-Kniff.

Links das neue Pfarrzentrum, rechts der Ersatzbau für den alten Reichshof, jeweils von der Hochdahler Straße aus gesehen. Das oberste Geschoss rechts springt nur optisch zurück – ein Architektur-Kniff.

Foto: ISR Stadt+Raum

Zunächst werden die sehr aktiven Mitglieder der Zwar-Gruppe (Zwischen Arbeit und Ruhestand), die ihren dritten Lebensabschnitt gemeinsam gestalten, im Dachgeschoss des historischen Kolpinghauses an der Kirchhofstraße 18 unterkommen. "Einige Mitglieder schaffen die vier Treppen nur unter sehr großen Mühen", so Wolfgang Becker. "Die Gruppe hat aber beschlossen, den neuen Raum bis März auszuprobieren. Dann wird entschieden, ob das geht oder nicht. Unser Problem ist, dass wir einen Raum für mindestens 45 Personen brauchen und bei einigen Mitgliedern das Treppensteigen nicht mehr so klappt." Der erste Eindruck vom Dachgeschoss des Kolpinghauses sei "absolut positiv" gewesen. Hintergrund: Nach einem Brand im Dach des frisch renovierten Denkmals im Februar 2013 (Schaden: 160 000 Euro) musste das Dachgeschoss wieder hergerichtet werden.

Der Nachbarschaftstreff St. Jacobus zieht für etwa zwei Jahre in ein leerstehendes und barrierefreies Ladenlokal an der Kirchhofstraße/Ecke Kolpingstraße.

Das Pastoralbüro der katholischen Kirchengemeinde St. Jacobus wird bis Ende Januar in ein Ausweichquartier an der Mittelstraße 19, oberhalb der Hansa-Apotheke neben dem Einrichtungshaus Gooran umziehen.

Auch die katholische öffentliche Bücherei muss Umzugskisten packen. Der Pavillon neben der St. Jacobus-Kirche, in dem die Bibliothek untergebracht ist, wird ebenfalls abgerissen. Die Bücherei kommt übergangsweise in der gemeindeeigenen Seniorenwohnanlage neben St. Jacobus unter.

Die Eckkneipe "Irish Pub" ist bereits im Oktober aus dem alten Reichshof ausgezogen und macht auf der anderen Straßenseite im früheren "Brauhaus" weiter. Auch das Brautmodengeschäft hat ganz in der Nähe, an der Kirchhofstraße 11, neue Räume gefunden.

Der katholischen Kirchengemeinde und dem Investor Evohaus liegen mehrere Angebote von Abrissunternehmen vor. Die beiden Partner müssen sich jetzt für eine Firma entscheiden. Die Abrissgenehmigung für den alten Reichshof liegt bereits seit sieben Monaten vor. Wie die Baustelle organisiert wird, ist noch offen. Die Stadt und Gemeinde/Investor sind sich einig, dass Abriss und Neubau Hand in Hand gehen sollen.

Zurzeit diskutiert der Stadtrat mit Evohaus noch intensiv über die Fassadengestaltung. Denn deren Gestaltung kam bei der Mehrheit der Stadtverordneten im Fachausschuss nicht gut an. "Wenig gelungen" und "zu massiv" war als Kritik zu hören.

Die massive Fassade zur Hochdahler Straße hin sei dem Lärmschutz geschuldet, erläutert Jan Roth, Geschäftsführer des beauftragten Planungsbüros ISR Stadt+Raum aus Haan. Hintergrund: Der Verkehrslärm entlang der Hochdahler Straße überschreitet die Grenzwerte sowohl für die geplanten Wohnungen als auch für das neue Gemeindezentrum deutlich. Das hat ein Gutachten ergeben. Deshalb können Fenster von Schlaf- und Kinderzimmern nicht zur Hochdahler Straße hin geöffnet werden. Die Räume erhalten eine fensterunabhängige Lüftung. Jede durchgehende Wohnung muss mindestens eine ruhige Fassadenseite haben. Dort, und nur dort, können Freisitze, offene Loggien oder Balkone angebracht werden. "An der Fassade zur Hochdahler Straße hin lässt sich wenig machen, an der Farbe schon", sagte Roth zur Kritik aus dem Fachausschuss. Das oberste Geschoss springe nur optisch zurück — ein "Architekten-Kniff". Der Ersatzbau für den Reichshof sei nicht höher als die bestehenden Gebäude auf der anderen Seite der Hochdahler Straße.

Baudezernentin Rita Hoff hat zugesagt, dass die Ratsmitglieder die überarbeiteten Fassaden vor der Vertragsunterzeichnung "abnehmen" können — voraussichtlich Anfang April im Stadtentwicklungsausschuss: "Der Neubau steht an prominenter Stelle in der Innenstadt. Wir werden ein anständiges Gebäude bekommen."

(RP)
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