Hilden Netzwerk hilft psychisch Kranken: Krisenpension statt Psychiatrie

Hilden · Ob krankhafte Angstzustände oder akute Depressionen – im Kreis Mettmann gibt es jetzt den 24-Stunden-Notdienst und die ambulante Soforthilfe.

Ob krankhafte Angstzustände oder akute Depressionen — im Kreis Mettmann gibt es jetzt den 24-Stunden-Notdienst und die ambulante Soforthilfe.

Wer psychische Probleme hat, landet in Deutschland schnell in der psychiatrischen Klinik. Ganz anders im benachbarten Ausland, wo es mehr ambulante Angebote gibt. "Da wollen wir auch hin", sagt Andrea Reinartz von der AOK Rheinland. Im Kreis Mettmann wird neuerdings sogar ambulante Soforthilfe angeboten: Die Techniker Krankenkasse (TK), die Kaufmännische Krankenkasse und die AOK Rheinland wollen psychisch Kranke im Kreisgebiet nun mit einem ganzen Pflegenetzwerk auffangen. Ziel ist es, die Kranken in ihrem privaten Umfeld oder auch mal in einer "Krisenpension" zu betreuen, Krankenhaus-Aufenthalte zu reduzieren und Rückfälle möglichst zu vermeiden.

Die Krankenkassen reagieren mit ihrem neuen Netzwerk auf den Umstand, dass immer mehr Menschen wegen psychischer Probleme arbeitsunfähig sind. Aus dem aktuellen Gesundheitsreport der TK geht hervor, dass 2012 bereits jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitstag wegen psychischer Erkrankungen genommen wurde. Die DAK hat übrigens festgestellt, dass psychische Erkrankungen in NRW im vergangenen Jahr erstmals auf Platz 2 bei den Ursachen für Fehltage in den Betrieben gerückt sind.

Bisher lassen sich die Betroffenen häufig in Psychiatrien behandeln, weil sie bei Psychologen und Therapeuten in der Regel mehrere Monate auf einen Behandlungstermin warten müssen. Wer aber aus dem Krankenhaus kommt und nicht weiter behandelt wird, landet mit der nächsten Krise oft schnell wieder in der Klinik, haben die Krankenkassen festgestellt.

Deswegen wurde jetzt das "Netzwerk psychische Gesundheit" (NWpG) mit vielen Partnern gegründet: Einer der Partner ist der "Verbund für psychosoziale Dienstleistungen" VPD mit Niederlassungen in Hilden und Langenfeld.

Für Patienten bedeutet das, dass sie bei akuten Problemen rund um die Uhr Hilfe erhalten. Ein Anruf unter 02173 10639444 reicht. "Der bloße Umstand zu wissen, dass man im Notfall sofort Hilfe erhält, gibt den Betroffenen bereits Sicherheit", weiß Meike Jauss vom Verbund für psychosoziale Dienste.

"Wir vernetzen für den Patienten alle möglichen Hilfsangebote, erstellen Krisenpläne, reden mit Fachärzten und machen Hausbesuche." In Langenfeld gibt es sogar ein möbliertes Zimmer, die so genannte Krisenpension für Kranke, die mal aus den eigenen vier Wänden heraus müssen.

(RP/ac/felt)
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